Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heyne Galaxy 01

Heyne Galaxy 01

Titel: Heyne Galaxy 01
Autoren: Walter (Hrsg.) Ernsting
Vom Netzwerk:
seines Schiffes ab und schwebte davon, dem goldenen Asteroiden entgegen. Immer schneller fiel er auf den Himmelskörper zu und wurde kleiner.
    Gulyas und Tjond saßen dicht nebeneinander vor dem Bildschirm und beobachteten. Sie sahen, wie Hautamaki von einer unsichtbaren Kraft gehalten und sicher vor der offenen Tür abgesetzt wurde. Er betrat den Raum, und hinter ihm schloß sich die Tür. Im Lautsprecher war ein leises Zischen.
    »Die lassen Luft in seine Hälfte«, flüsterte Gulyas.
    Hautamaki hatte ihn über das Radio verstanden.
    »Ja, ich höre es auch. Der Druckmesser am Helm verrät es. Sobald er die richtigen Werte anzeigt, nehme ich den Helm ab.«
    Tjond wollte protestieren, aber sie schwieg, als ihr Mann ihr ein Zeichen gab. Der Kommandant hatte allein zu entscheiden, was getan wurde.
    »Riecht gut«, sagte Hautamaki. »Schmeckt ein wenig nach Metall.«
    Er legte den Helm auf den Boden und zog den Raumanzug aus. Der Fremde stand dicht bei der durchsichtigen Sperre und sah zu. Hautamaki ging zu ihm. Sie standen sich gegenüber und sahen sich in die Augen. Beide waren fast gleich groß. Als der Fremde seine flache Hand gegen die Barriere preßte, tat Hautamaki dasselbe von seiner Seite her. Nur ein Zentimeter des durchsichtigen Materials trennte sie nun noch.
    Ihre Blicke trafen sich. Lange sahen sie sich an und versuchten, in den Augen des anderen zu lesen. Es waren nicht nur Welten und Ewigkeiten, die sie bisher voneinander getrennt hatten. Diese Grenzen waren bis auf einen Zentimeter zusammengeschrumpft – aber das waren immer noch zehn Millimeter zuviel.
    Plötzlich wandte sich der Fremde ab und nahm einen Gegenstand von einem Tisch, der in seiner Hälfte stand. Erst jetzt sah Hautamaki, daß auch bei ihm ein Tisch vorhanden war. Er war mit allen möglichen Dingen vollgelegt.
    Der Fremde hielt den Gegenstand hoch.
    »Kilt«, sagte er.
    Hautamaki erkannte einen Stein. Ein ähnlicher Stein lag auch auf seinem Tisch. Er nahm ihn und hielt ihn hoch.
    »Stein«, sagte er. Für Gulyas’ Ohren bestimmt, fuhr er fort: »Eine Sprachunterrichtsstunde – ganz klar. Alles aufnehmen, Gulyas. Wenn die Fremden es nicht schaffen, können wir vielleicht eine maschinelle Übersetzung liefern.«
    Die Gegenstände auf beiden Tischen waren identisch. Es war eine langwierige und mühselige Methode. Später liefen Filme ab, die offensichtlich von langer Hand vorbereitet worden waren. Sie zeigten einfache Handlungen und gaben die Verben dazu. Immer wieder mußte Hautamaki die entsprechenden Worte in seiner eigenen Sprache dazu wiederholen. Der Fremde machte keine Anstalten, sich die Übersetzung zu merken, aber es konnte kein Zweifel daran bestehen, daß jedes einzelne Wort sorgfältig gespeichert wurde.
    Gulyas hatte mitnotiert. Schließlich runzelte er die Stirn und sagte:
    »Hautamaki – es ist wichtig! Versuchen Sie herauszufinden, ob sie sich nur eine Wortsammlung zulegen wollen, oder ob sie die Vokabeln in einen mechanischen Translator füttern. Wenn das …«
    Hautamaki kam nicht dazu, darauf zu antworten, denn der Fremde antwortete selbst. Er hatte gelauscht, als Gulyas gesprochen hatte. Dann sagte er etwas in eine Art Mikrophon. Sekunden später ertönte eine menschliche Stimme – die Stimme Hautamakis. Aber der normale Tonfall fehlte, denn es waren die neu zusammengesetzten Wörter, die er vorher während des Unterrichtes gesprochen hatte.
    »Ich spreche durch Maschine … meine Sprache … die Maschine spricht eure Sprache … Ich bin Liem … wir brauchen mehr Worte, dann spricht die Maschine gut …«
    »Hören Sie, Hautamaki, es ist äußerst wichtig! Wir können nicht länger warten. Versuchen Sie ihm klarzumachen, daß wir eine Probe ihrer Haut benötigen, Gewebe ihrer Zellstruktur. Ich weiß, es ist schwer, ihm das verständlich zu machen, aber versuchen Sie es.«
    Der Fremde begriff und war einverstanden. Zwar bestand er nicht darauf, ebenfalls eine solche Probe zu erhalten, aber er nahm sie an. Ein versiegelter Behälter brachte ein winziges Stück Muskelgewebe ins Schiff. Gulyas nahm es in Empfang und verschwand damit im Labor.
    »Du beobachtest weiter«, befahl er seiner Frau. »Ich glaube nicht, daß es sehr lange dauern wird.«
     
    Es dauerte in der Tat nicht lange.
    Nach einer Stunde kehrte Gulyas in die Zentrale zurück. Tjond bemerkte ihn zuerst nicht, denn voller Interesse lauschte sie dem Sprachunterricht, der gewaltige Fortschritte machte. Dann spürte sie plötzlich seine Nähe und sah ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher