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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage
Autoren: M Wilcke
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Toten zurückgekehrt.«
    Der Goldschmied atmete erleichtert aus. »Sie lebt, bei Gott, sie lebt«, stammelte er. »Ich habe es gewußt. Sara ist stark. Und ich habe davon geträumt, daß ich sie wieder in meine Arme schließen kann. Gott muß zu mir in diesen Träumen gesprochen haben.« Er strich sich aufgeregt die Haare aus dem Gesicht und schaute Jakob an. »Ich möchte sie sehen. Ihr müßt mich zu diesem Stollen führen.«
    »Wir sollten nichts überstürzen«, erwiderte Jakob. »Bedenkt, daß man hier in der Stadt annimmt, daß Sara verstorben ist. Wenn Ihr Euch allzu auffällig verhaltet, könnte dies Argwohn erregen, und unser Geheimnis wäre in Gefahr. Ihr wißt, was das bedeuten würde.«
    Der Goldschmied nickte. »Man würde Sara sofort wieder in das Gefängnis bringen und ihre Auferstehung erst recht als Hexenwerk bezeichnen.«
    »Sara darf niemals wieder nach Osnabrück zurückkehren. Wir müssen sie von hier fortbringen.«
    »Fort? Aber wohin?«
    Jakob setzte sich neben Meddersheim auf das Bett. »Jemand hat mir einmal gesagt, die Menschen in den Niederlanden sollen ein offenes Herz besitzen und weniger stark dem Aberglauben anhängen. Ich glaube, dort wäre Sara sicher.«
    »In die Niederlande? Aber dann würde ich Sara ja schon wieder verlieren.«
    »Warum schließt Ihr Euch uns nicht einfach an?« schlug Jakob vor.
    Saras Vater dachte kurz über Jakobs Vorschlag nach und meinte schließlich: »Ja, warum eigentlich nicht? Vielleicht ist es |311| wieder an der Zeit, auf Reisen zu gehen und mein Handwerk in einer anderen Stadt fortzuführen.« Er blickte Jakob mit einem müden Lächeln an. »Sagt, ist es noch immer Euer Ziel, ein Advokat zu werden, oder wäret Ihr daran interessiert, Euer Brot mit ehrlicher Hände Arbeit zu verdienen?«
    »Jurist werde ich nun bestimmt nicht mehr, aber warum fragt Ihr?«
    »Weil ich mich schon seit geraumer Zeit mit dem Gedanken trage, einen Gesellen anzulernen.«
    »Ihr wollt mich als Euren Gesellen einstellen?«
    »Warum nicht? Es wäre ein ehrbarer Beruf.«
    »Aber glaubt Ihr denn, ich wäre dazu in der Lage, als Goldschmied zu arbeiten?« Jakob betrachtete seine Hände und zweifelte daran, daß sie die vortrefflichen Werke vollbringen konnten, die ein Mann wie Georg Meddersheim schuf.
    »Mit ein wenig Fleiß kann man alles erreichen. Doch seid gewarnt, ich könnte mich als gestrenger Lehrmeister erweisen, und gut bezahlt werdet Ihr nur, wenn Ihr genügend Fleiß zeigt.«
    »Ich werde über Euren Vorschlag nachdenken«, sagte Jakob. Das Vertrauen des erfahrenen Goldschmieds schmeichelte ihm, auch wenn er wußte, daß Georg Meddersheim ihm diese Unterstützung vor allem deshalb zukommen ließ, weil er das Leben seiner Tochter gerettet hatte. Er würde Sara und ihr Kind von nun an mit seiner Hände Arbeit ernähren müssen, und mit einem so hervorragenden Lehrer wie Meddersheim an seiner Seite würde es vielleicht selbst ihm, der in seinem Leben nur mit der Schreibfeder und Papier gearbeitet hatte, gelingen, die Arbeit eines Goldschmieds zu beherrschen.
    Es war eine Zukunft.
    Und wer weiß,
überlegte er,
vielleicht stellt unsere Flucht in die Niederlande nicht das Ziel, sondern den Auftakt unseres Weges dar. Saras Wunsch ist es, mehr von den Wundern dieser Welt zu sehen. Zusammen könnten wir noch viele Länder bereisen und die schillerndsten Städte aufsuchen.
    |312| »Dann ist es beschlossene Sache, daß wir diese unselige Stadt verlassen«, meinte Meddersheim und strich Mina, die die Reiseabsichten ihres Oheims mit einem Gesicht quittierte, als plagten sie Zahnschmerzen, ermutigend über den Kopf. »Und du, Mina, wirst uns natürlich begleiten.«
    Der Unmut der Magd wich schlagartig. Sie fiel ihrem Herrn um den Hals und eilte dann in Küche, um ein paar Dinge zusammenzuräumen.
    »Ich werde auch damit beginnen, meine Sachen zu packen. Und außerdem gibt es vor der Abreise noch einiges zu regeln. Wollt Ihr mir dabei behilflich sein, Herr Theis?« fragte Meddersheim.
    »Das würde ich gern. Aber zuvor habe ich noch etwas Wichtiges zu erledigen. Es gibt noch einen letzten bösen Geist, den ich aus meinem Kopf vertreiben muß.«
     
    Eine Zeitlang überlegte Jakob auf der Straße vor Peltzers Haus, ob er den Bürgermeister tatsächlich aufsuchen sollte. Im Grunde gab es keine Veranlassung dazu. Bereits in zwei Tagen würde er Osnabrück den Rücken kehren. Doch er konnte die Stadt nicht so einfach verlassen, ohne mit Peltzer gesprochen zu haben.
    Seit er ihm zum
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