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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage
Autoren: M Wilcke
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Schuld zu gestehen und Gott um Vergebung für ihre Sünden zu bitten.« Voß lächelte schief und verließ mit dem anderen Ratsherren und dem Arzt den Bucksturm.
    Jakob und Klare beeilten sich, Sara das Wollkleid wieder überzustreifen, dann schickte der Scharfrichter ihn fort, die süße Milch und das Pferd heranzuschaffen. Sie vereinbarten einen Treffpunkt am Waldrand, und Jakob machte sich auf den Weg zum Haus der Meddersheims. Dort berichtete er Georg Meddersheim in groben Zügen, was in der vergangenen Stunde geschehen war. Er versuchte, zuversichtlich zu klingen, denn zumindest war es ihnen nun möglich, Sara aus dem Bucksturm herauszuschaffen. Ob sie allerdings wieder ins Leben zurückkehren würde, war eine andere Frage. Das Goldschmied wollte seine Tochter sehen, doch Jakob, der jedes unnötiges Aufsehen zu vermeiden suchte, vertröstete ihn auf einen späteren Zeitpunkt und versicherte, daß er ihm unverzüglich Nachricht geben würde, in welchem Zustand sich Sara befand.
    Melchior war bereits gesattelt, darum brauchte Jakob nur noch die Kanne mit Milch, die Meddersheim besorgt hatte, in ein Tuch einzuschlagen und loszureiten. Inzwischen war es dunkel geworden. Zum Glück hatte Matthias Klare an eine Laterne |306| gedacht, die er am Waldrand schwenkte, so daß Jakob ihn rasch ausmachen konnte.
    Sara lag leblos auf einer kleinen Holzkarre. Sie war in einen Leinensack eingenäht worden, doch Klare hatte inzwischen das Kopfteil aufgerissen, so daß ihr bleiches Gesicht aus dem Stoff hervorlugte. Mit vereinten Kräften befreiten sie Sara aus dem Sack und hoben sie auf das Pferd. Es schauderte Jakob, ihre Haut zu berühren. Sie war schrecklich kalt – kalt wie der Tod.
    Eine halbe Stunde später erreichten sie den Stollen. Eilig schleppten sie Sara in die Höhle und trugen sie auf das Lager, auf dem zuvor die entstellte Nonne viele Wochen ausgeharrt hatte.
    Während Jakob die Kanne mit der Milch herbeitrug, entzündete Klare mehrere Öllampen und Fackeln, so daß die Höhle ausreichend beleuchtet wurde.
    »Ihr Puls schlägt noch ganz schwach«, sagte Klare und ließ Saras Arm sinken. Er rüttelte an ihren Schultern und rief laut ihren Namen, ohne ihr jedoch ein Lebenszeichen zu entlocken.
    »Die Milch!« drängte der Scharfrichter.
    Jakob löste den Deckel von der Kanne und hob das Gefäß an, um es an Saras Mund zu führen. Matthias Klare legte ihren Kopf in den Nacken und klappte ihren Mund auf. Vorsichtig goß Jakob einen Schwall Milch in ihren Rachen, doch sie schluckte nicht. Fast die gesamte Milch lief aus ihren Mundwinkeln heraus und tropfte auf den Boden.
    »So hat das keinen Sinn«, sagte Klare.
    Jakob beobachtete, wie Matthias Klare aus einer Ledertasche eine seltsame Apparatur hervorholte. Es handelte sich um einen etwa faustgroßen Topf aus Holz mit einem abnehmbaren Deckel. Aus der einen Seite des Topfes ragte ein verzinktes Röhrchen mit einem gebogenen Mundstück, auf der anderen war ebenfalls eine dünne Röhre befestigt, die mit einem Hahn geschlossen und geöffnet werden konnte. Es mußte sich hierbei wohl um das Rauchtabakklisitier handeln, über das Sara und der Scharfrichter gesprochen hatten.
    |307| Diese Vermutung bestätigte sich, als Matthias Klare einige Unzen Tabak in das Töpfchen stopfte und diesen mit einem glühenden Kienspan zum Schwelen brachte, indem er an dem seltsamen Gerät wie an einer Pfeife zog. Bald schon stieg würziger Rauch aus dem Topf auf. Klare verschloß den Topf mit dem Deckel und deutete auf Sara.
    »Schnell, schiebt ihr das Kleid hoch!«
    Jakob streifte Sara das grobe Wollkleid über die Hüfte, drehte sie auf die Seite und winkelte ihre Beine an.
    »Der Tabak besitzt eine stark stimulierende Wirkung«, erklärte der Scharfrichter. »Indem der beißende Rauch durch ihre Därme strömt, könnte er den Lebensfunken in Sara wecken und sie aus dem Todesschlaf reißen.« Klare hockte sich vor Saras Gesäß und wies Jakob an: »Zieht ihre Hinterbacken ein wenig auseinander.«
    Mit zitternden Fingern berührte Jakob das kalte Fleisch und verfolgte gebannt, wie der Scharfrichter langsam das Röhrchen in den Anus einführte.
    »Seid vorsichtig«, bat Jakob.
    Matthias Klare setzte seine Lippen an das Mundstück und blies zuerst recht verhalten, dann etwas kräftiger in den Klistier.
    »Noch einmal.« Jakob starrte gespannt auf Saras Gesicht, das totenbleich war und noch keine Regung zeigte.
    Klare holte Luft und blies wieder in das Röhrchen. Plötzlich durchlief ein
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