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Hexentage

Hexentage

Titel: Hexentage
Autoren: M Wilcke
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geschrieben steht, wird ihn in seiner Meinung bestärken, daß Peltzer so rasch wie möglich aus seinem Amt entfernt werden muß.«
    Klare nahm den Brief und betrachtete ihn einen Moment lang abschätzend. Dann sagte er: »Wie können wir sicher sein, daß nicht ein Dämon den Platz des anderen einnimmt?«
    »Sicher? Wir werden niemals sicher sein.« Jakob reichte Klare zum Abschied die Hand und machte sich dann daran, Sara auf den Wagen zu heben, wo sie zwischen Kleidertruhen ein Lager aus Decken für sie errichtet hatten. Er legte sich neben Sara und gab Georg Meddersheim das Zeichen zum Aufbruch. Der Wagen setzte sich in Bewegung. Anna quäkte hungrig, woraufhin Sara die Schnüre an ihrem Kleid löste und das Kind an die Brust legte.
    »Halt mich fest, Jakob«, bat Sara. Ihre Stimme klang leise und kraftlos. Aber das würde vergehen. Bald würde sie wieder zu Kräften kommen. Daran zweifelte Jakob nicht. Sie brauchten nur ein wenig Zeit.
    Behutsam legte Jakob einen Arm um Sara und das Kind, während der neue Tag anbrach und der Wagen schaukelnd die Stadt hinter sich ließ.

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    |318| Nachwort
    Jakob Theis und Sara Meddersheim, die Hauptpersonen dieses Buches, haben nie gelebt. Dennoch beruht die Geschichte um die Osnabrücker Hexenverfolgung des Jahres 1636 auf wahren Begebenheiten. Viele andere Personen wie Anna und Heinrich Ameldung, Wilhelm Peltzer, Matthias Klare, Anna und Albert Modemann sowie Jobst Voß sind in den Chroniken der Stadt historisch verbürgt.
    Von März 1636 bis August 1639 wurden in Osnabrück insgesamt 64 Frauen und Männer der Hexerei angeklagt. Nur zwei von ihnen bestanden die als Gottesurteil angesehene Wasserprobe und erlangten ihre Freiheit zurück.
    Sämtliche Osnabrücker Hexenprozesse des siebzehnten Jahrhunderts fielen in die Amtszeit des Bürgermeisters Wilhelm Peltzer. Auch wenn Peltzers politische Verdienste um die Stadt Osnabrück in vielen Chroniken lobend hervorgehoben werden, darf er wohl als die treibende Kraft dieser Verfolgung angesehen werden. Die Motive, die ihm in diesem Roman zugedacht wurden, beruhen jedoch auf Spekulationen.
    Matthias Klare übte das Amt des Scharfrichters und Abdeckers bis zu seinem Tod im Jahr 1653 aus. Die Mutmaßung, daß er für den Brand des Osnabrücker Klosters auf dem Gertrudenberg verantwortlich sein könnte, entspringt voll und ganz der Phantasie. Es ist niemals geklärt worden, wer das Feuer gelegt hat.
    Bürgermeister Wilhelm Peltzer stand dem Rat der Stadt Osnabrück |319| von 1636 bis 1640 vor. Zum Ende seiner vierten Amtszeit wurde seine Stellung in der Stadt sehr viel schwieriger, da inzwischen der Landesherr Gustav Gustavson in sein Osnabrücker Lehen zurückgekehrt war und alles daransetzte, Peltzer zu stürzen und die unumschränkte Macht an sich zu reißen. Zwar wollte Peltzer sich für ein fünftes Jahr zur Wahl stellen, doch auf Grund des immensen Druckes, den Gustavson auf die Wahlmänner der Bürgerschaft ausübte, wurde Peltzer schließlich gezwungen, auf eine erneute Kandidatur um das Bürgermeisteramt zu verzichten.
    Nachdem die Herrschaft des Wilhelm Peltzer gebrochen worden war, leiteten Dr. Modemann und weitere Geschädigte aus der oberen Bürgerschicht eine Klage gegen Wilhelm Peltzer bei der landesfürstlichen Kanzlei ein. Ein Erfolg stellte sich für die Kläger allerdings erst ein, als nach Abschluß des Westfälischen Friedens Bischof Franz Wilhelm erneut die Leitung des Bistums Osnabrück übernahm und im November 1651 die Verhaftung des ehemaligen Bürgermeisters veranlaßte.
    Wilhelm Peltzer verbrachte 18 Jahre in der Kerkerhaft. Der Prozeß gegen ihn dauerte an, ohne daß jemals ein endgültiges Urteil gefällt wurde. Geistig verwirrt starb er im März 1669 im Gefängnis.
    Im Zuge des Abbruchs der Wallanlagen in den siebziger Jahren des neunzehnten Jahrhunderts wurde das oberste Stockwerk des Bucksturms, in dem einst die Verhöre und Folterungen durchgeführt worden waren, abgetragen. Das ehemalige Gefängnis wird heute als Mahnmal zum Gedenken an die Hexenverfolgung in Osnabrück genutzt.
     
    Weitere Informationen über dieses Buch und über die Osnabrücker Hexenverfolgung finden sich im Internet unter:
    www.michael-wilcke.com .

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    |320| Danksagung
    Mein Dank geht an Petra Zorn, Andrea Großmann, Jessica Krienke, meinen Agenten Uwe Heldt und natürlich an meinen Lektor Reinhard Rohn, die mich allesamt mit guten Ratschlägen darin unterstützt haben, diesem Roman den nötigen Feinschliff zu
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