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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel
Autoren: Colin Forbes
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freue mich, Sie bald wiederzusehen.«
    »In Ordnung. Bis dann …«
    Voller Erleichterung legte Paula auf. Ihre bewußt gewählten Worte hatten zwei verschlüsselte Botschaften enthalten. Der Ausdruck ausgezeichnet verriet Tweed, daß etwas nicht stimmte. Ferner hatte sie vor dem Wort nichts absichtlich eine Pause eingelegt.
    Todmüde kroch sie in ihr Bett und fühlte sich plötzlich sehr verloren. Monterey, das reizvolle Städtchen in der Nähe von Spanish Bay, gehörte zusammen mit dem nahegelegenen Carmel zu den friedlichsten Orten der Vereinigten Staaten, die sie bislang besucht hatte. Zumindest nach außen hin. Und bis zu ihrem schrecklichen Erlebnis.
    Als sie den Kopf in den Kissen vergrub, sah sie wieder die Umrisse jener mysteriösen Jacht vor sich, die vor der Küste vor Anker gelegen hatte. Vielleicht konnte sie am kommenden Morgen dem Hafenmeister von Monterey den Namen des Schiffes entlocken, dachte sie, bevor sie erschöpft in einen tiefen Schlaf fiel.
     
    Es war ein herrlicher sonniger Nachmittag, der die Temperatur auf über 30 Grad hatte klettern lassen, als Paula in der Nähe des Hafens von Monterey aus einem gelben Taxi stieg. Der große, von Kaimauern eingeschlossene Liegeplatz war voll belegt. Am Südende des Hafens waren Fischkutter neben Schiffen der Küstenwache vertäut, und mehrere kostspielige Schnellboote stießen träge dümpelnd mit ihren Pontons aneinander.
    Hier liegt eine Menge Geld im Wasser, sagte Paula zu sich selbst.
    Der Taxifahrer hatte ihr den Weg zur Hafenmeisterei genau beschrieben. Während sie auf das Gebäude zuschlenderte, dankte Paula ihrem Schöpfer dafür, daß der gestrige Sturm draußen auf dem Meer geblieben war. Wäre er weiter landeinwärts gezogen, hätte sie auf dem Heimweg in große Schwierigkeiten geraten können. Jetzt bildete der Himmel eine strahlendblaue Kuppel, und in der Ferne hinter Monterey ragten die braunen, von der Sonne versengten Berge auf.
    Sie hatte die Hafenmeisterei beinahe erreicht, als sie einen untersetzten Mann mit schwankenden Schritten herauskommen sah. Sie blieb bei einem Restaurant mit einer von einer großen Markise geschützten Terrasse stehen, vor dem ein Kellner in einer weißen Schürze eifrig damit beschäftigt war, den Boden zu fegen.
    »Entschuldigen Sie bitte, aber können Sie mir sagen, ob der Mann, der eben dieses Haus verlassen hat, der Hafenmeister ist?«
    »Ihr englischer Akzent gefällt mir.« Der Kellner lächelte ihr freundlich zu. »Nein, er vertritt den Hafenmeister nur. Der ist nämlich erst vor ein paar Minuten aus dem Urlaub zurückgekommen.« Er senkte die Stimme. »Dieser Bursche heißt Chuck Floorstone. Unter uns gesagt - er schaut gern zu tief ins Glas. Hab’ ich früher auch getan, aber das liegt hinter mir. Heute halte ich mich an Coca-Cola.«
    »Sehr vernünftig. Haben Sie vielen Dank.«
    Rasch eilte sie der stämmigen Gestalt hinterher, der das T-Shirt über der ausgebeulten Hose hing. Sie holte den Mann im selben Augenblick ein, als er eine Bar betrat. Paula drängte sich an ihm vorbei und entschuldigte sich sofort.
    »Tut mir wirklich leid.«
    »Keine Ursache, meine Schöne. Ganz alleine hier? Genau wie ich. Kommen Sie, ich lad’ Sie zu einem Drink ein.«
    »Danke, das ist sehr nett von Ihnen.«
    Chuck Floorstone führte sie zu einem ruhigen Ecktisch, von dessen Fenster aus man den Hafen überblicken konnte. Zu dieser Tageszeit waren sie fast die einzigen Gäste. Paula bat um ein Glas Chardonnay, und Floorstone schlurfte zum äußersten Ende der Theke, so daß sie nicht verstehen konnte, was er bestellte. Für dieses erhoffte Gespräch hatte sie sich mit besonderer Sorgfalt zurechtgemacht. Sie trug eine figurbetonende, hochgeschlossene weiße Seidenbluse und einen blauen Rock, der ihr bis knapp über die Knie reichte.
    Floorstone beäugte sie anerkennend, als er zurückkam und beim Gehen etwas Wein verschüttete. Er sah eine schlanke Frau Anfang Dreißig vor sich, deren dunkles, glänzendes Haar ihr fast bis auf die Schultern fiel. Sie hatte eine ausgezeichnete Figur, lange, wohlgeformte Beine und ein gutgeschnittenes Gesicht mit ausgeprägtem Kinn und hohen Wangenknochen, die von einem starken Charakter zeugten. Ihre intelligenten graublauen Augen musterten ihn prüfend, als er auf sie zukam, das Weinglas vor sie hinstellte und sich dann auf den Stuhl ihr gegenüber fallen ließ.
    »Wir könnten einen kleinen Ausflug in die Stadt machen, meine Schöne.«
    »Irgendwer sagte mir, sie hätten einen
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