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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel
Autoren: Colin Forbes
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Kurve und stellte den Wagen in einer Parklücke neben Paulas Fiesta ab. Er würdigte die beiden keines Blickes.
    Paula erstarrte. Direkt neben Newmans Mercedes parkte nun ein blauer Volvo. Während der Fahrt hatte sie die Zulassungsnummer des von Sonnenbrille gesteuerten Wagens leider nicht erkennen können. Es gibt eine Menge blauer Volvos auf der Welt, also mach dich nicht verrückt, befahl sie sich streng. Newman und sie schlenderten um die Ecke und gingen einen Kiesweg entlang, der vor der obersten Rasenterrasse verlief. Von hier aus hatten sie denselben atemberaubenden Panoramablick, den Paula von ihrem Schlafzimmer aus genießen konnte.
    »Womit verdienen Sie sich denn Ihren Lebensunterhalt, wenn ich fragen darf?« erkundigte sie sich.
    »Oh, ich bin Auslandskorrespondent.«
    Jetzt führten sie die Posse fort, weil ein anderes Pärchen in Hörweite auf einer gepolsterten Bank am offenen Fenster saß und sich vor dem Dinner gleichfalls einen Drink genehmigte.
    »Wirklich?« bemerkte Paula. »Ich glaube, ich habe Ihren Namen schon irgendwo einmal gehört«, witzelte sie dann.
    »Das wundert mich aber. Ich verfasse nur noch gelegentlich Artikel für ein oder zwei Zeitungen.«
    Paula blickte auf das Meer hinaus und zuckte vor Schreck zusammen. Der Tanker war verschwunden, und an seinem Platz ankerte jetzt eine sehr große Luxusjacht mit einer aufwendigen Radaranlage oberhalb der Ruderbrücke - und einer Comsat-Schüssel. Dasselbe oder ein sehr ähnliches Schiff hatte sie bereits zweimal zuvor gesehen; einmal vor Octopus Cove und dann beim Verlassen des Hafens von Monterey.
    Schweigend gingen sie weiter den Kiesweg entlang und dann über den Rasen, bis sie schließlich vor einer mit bunten Blumentöpfen geschmückten niedrigen Mauer stehenblieben.
    »Bob«, flüsterte Paula, »das Schiff dort sieht haargenau so aus wie die Jacht, die ich vom Ufer aus gesehen habe, als der Leichnam der Frau bei Octopus Cove an Land gespült wurde.«
    »Das klingt ziemlich unwahrscheinlich.« Newman hob sein Fernglas und richtete es auf die Jacht. »Es wäre ein unglaublicher Zufall, wenn Sie recht hätten. Und ich glaube nun einmal nicht an Zufälle.«
    »Dann handelt es sich also um ein anderes Schiff?«
    »Es gibt noch mehr Leute auf der Welt, die sich so ein kleines Spielzeug leisten können. Dies hier muß ja fast hundert Meter lang sein. Vergessen Sie nicht, Tweed hat viele Methoden, um gewisse Dinge herauszufinden. Allmählich glaube ich selbst, daß Sie mit Ihrer Behauptung, er würde Informationen zurückhalten, richtig gelegen haben.«
    »Wie lautet denn nun der Name von dem verdammten Kahn?«
    »Tweed wußte genau, was er tat. Der Name dieser schwimmenden Schatzkammer ist Venetia V. «
     
    Gemäß ihren Anweisungen belegte das Trio getrennte Tische in dem geräumigen, bequemen Speisesaal mit Blick auf den Garten. Marler hatte es klugerweise so eingerichtet, daß er an einem Ecktisch im hinteren Teil des Raumes mit dem Rücken zur Wand saß.
    Das Essen war vorzüglich und wurde von drei jungen Mädchen serviert, die Paula nach einem kurzen Gespräch alle als Einheimische einstufte. Während sie aß, ohne Newman und Marler zu beachten, obwohl sie sich ihrer Gegenwart stets bewußt war, dachte sie darüber nach, was für ein schönes altes Gebäude das Nansidwell doch war.
    Das Haus war aus grauem, hier und da mit Kletterpflanzen überwuchertem Stein erbaut und hatte hohe Fenster mit unterteilten Scheiben. Ein wirklich stattliches Gemäuer. Der Besitzer hatte ihr erzählt, daß es früher einmal ein privater Landsitz gewesen wäre. Paula schaute aus dem Fenster, als die Dämmerung hereinbrach. Das diffuse Licht ließ die sanftgeschwungenen Hügel im Süden wie mit einer Samtschicht überzogen erscheinen. Als sie dann auf das Meer hinausblickte, sah sie die helle Bordbeleuchtung der Venetia V aufleuchten. Der Anblick jagte ihr einen Schauer über den Rücken, obwohl sich das Schiff durch nichts von einer ganz normalen Luxusjacht unterschied.
    Sie verzehrte gerade ihr Dessert, als sie den nächsten Schreck bekam. Die Speisesaaltür öffnete sich, und eine Frau trat ein und nahm allein an einem Tisch in der Nähe von dem Newmans Platz. Sie war brünett, trug eine getönte Brille und ein tief ausgeschnittenes blaues Modellkleid, das ihre gute Figur betonte. Ihr Profil kam Paula bekannt vor, und blitzartig schoß ihr die Erinnerung an die Frau in Spanish Bay durch den Kopf, die so augenfällig versucht hatte, ihre Bekanntschaft zu
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