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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel
Autoren: Colin Forbes
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wichtigen Job«, entgegnete sie.
    »Ich bin hier der Hafenmeister.«
    Sein wettergegerbtes, von den verräterischen Äderchen des Gewohnheitstrinkers gezeichnetes Gesicht verzog sich zu einem selbstgefälligen Grinsen, wobei schlechte Zähne sichtbar wurden. Paula lächelte, schaute aus dem Fenster und unterdrückte einen erschrockenen Ausruf. Eine große Luxusjacht verließ gerade den Hafen; ein Kreuzer mit einer aufwendigen Radaranlage oberhalb der Ruderbrücke - und einer Comsat-Schüssel.
    »Wem gehört denn dieses Prachtstück?« fragte sie unbefangen.
    »Der Besitzer dieses bescheidenen Bötchens heißt Vincent Bernard Moloch. Ihm gehört praktisch die halbe Welt. Einer von den ganz großen Jungs.«
    »Tatsächlich? Wie heißt das Schiff denn?«
    »Venetia V …« Floorstones Stimme schlurrte so stark, daß es ihm selbst auffiel. »V..e..n..e..t..i..a … Fünf«, wiederholte er deshalb betont deutlich. »Es wird behauptet, sie sei auf dem Weg nach Baja California in Mexiko.« Er stärkte sich mit einem weiteren großen Schluck, ehe er sich näher zu ihr beugte. »Moloch ist ein Geheimniskrämer. Ich persönlich glaube eher, daß er zum Panamakanal und dann weiter hinaus auf den Atlantik will.«
    »Liegt das Schiff schon lange hier?« erkundigte sich Paula beiläufig.
    »Aber nein. Kam heute ganz früh am Morgen rein, tankte auf, und jetzt ist es wieder weg. Bei Moloch weiß man nie, wie man dran ist. Aber Sie trinken ja gar nichts.«
    »Ich trinke immer sehr langsam.« Paula traute dem Inhalt ihres Glases nicht. Das Getränk schmeckte verdächtig streng. »Ist dieser Moloch jetzt an Bord der Venetia V? «
    »Nee. Sein Wachhund Joel Brand hat auf dieser Fahrt das Kommando.«
    Paula verzog bei der Erwähnung des Namens keine Miene. »Sein Wachhund?«
    »Yeah. Ein Brite. Ziemlich häßlicher Vogel. Erledigt für Moloch die Drecksarbeit. Wie steht’s denn jetzt mit einem kleinen Ausflug in die Stadt?«
    »Was trinken Sie da eigentlich?«
    »Bourbon mit Soda. Ich könnt’ noch einen vertragen. Werd’ Ihnen auch noch einen Drink mitbringen. Bin in einer Minute wieder da.« Er drohte ihr spielerisch mit dem Zeigefinger. »Laufen Sie mir ja nicht weg.«
    Paula sah ihm nach, als er zur Theke torkelte, hängte sich dann ihre Handtasche um und verließ hastig die Bar. Sie hatte bereits gepackt, die Hotelrechnung beglichen, ein Auto gemietet, mit dem sie die zweistündige Fahrt zum San Francisco International Airport zurücklegen wollte, und einen Platz Erster Klasse gebucht.
    Als sie im Taxi saß, das sie zum Hotel zurückbrachte, wünschte sie, Bob Newman wäre bei ihr. Sie hätte aus Floorstone sicherlich noch mehr herausholen können, aber für ihre Zwecke hatte sie ihrer Meinung nach genug erfahren. Nun lag der anstrengende Elfstundenflug zurück nach Heathrow vor ihr. Sie konnte nicht behaupten, daß sie sich auf die Reise freute, auch wenn Tweed so großzügig gewesen war, ihr ein Ticket Erster Klasse zu spendieren.
    Während der Fahrt nach San Francisco ließ sie das Gesicht der toten Frau nicht los; jener Frau, die sie aus dem Wasser gezogen hatte. Wer sie wohl sein mochte?
     
    Einige Wochen später hielt sie sich gemeinsam mit Bob Newman in Cornwall auf, wohin Tweed sie, mit genauen Instruktionen versehen, geschickt hatte.
    Er hatte sie in sein Büro im ersten Stock des Gebäudes am Park Crescent beordert, dessen Fenster zum Regent’s Park hinausgingen. Tweed, ein mittelgroßer Mann mittleren Alters, war glatt rasiert und trug eine Hornbrille. Rein äußerlich war er der Typ Mann, der einem auf der Straße begegnen konnte, ohne daß er einem auffiel - eine Eigenschaft, die ihm in seiner Funktion als stellvertretender Direktor des SIS schon häufig gute Dienste geleistet hatte.
    Paula nahm an ihrem Schreibtisch in der Ecke des großen Raumes Platz. In der Nähe der Tür saß Monica an ihrem mit einer komplizierten Sprechanlage bestückten Tisch. Auch ein modernes Faxgerät sowie andere technische Spielereien standen zu ihrer Verfügung.
    Monica, eine Frau unbestimmbaren Alters, die ihr graues Haar zu einem Knoten geschlungen trug, war seit Jahren Tweeds Assistentin, und der wußte genau, daß er sich auf ihre Loyalität und Diskretion bedingungslos verlassen konnte. Die vierte Person im Raum war Bob Newman, der weltweit bekannte Auslandskorrespondent, der sich vor langer Zeit vom Sicherheitsdienst hatte anwerben lassen.
    Newman war ein gutgebauter Mann Anfang Vierzig, ebenfalls glattrasiert, mit hellem Haar
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