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Hexenkessel

Hexenkessel

Titel: Hexenkessel
Autoren: Colin Forbes
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machen.
    Großer Gott, dachte sie bei sich, ich könnte schwören, daß das Vanity Richmond ist. Nur hatte sie damals in Kalifornien leuchtendrote Haare.
    Beim Verlassen des Speisesaals gab Newman seinem Kollegen Marler, der in einem der Salons saß und - typisch für ihn - in ein intensives Gespräch mit einer attraktiven Frau verstrickt war, unauffällig ein Zeichen. Marler war ein glänzender Unterhalter, witzig und charmant, und seine Begleiterin erstickte beinahe vor Lachen.
    Newman, der draußen in der Dunkelheit auf ihn wartete, bemerkte plötzlich, daß Paula neben ihm stand.
    »Was ist los?« wollte sie wissen. »Mir fiel auf, daß Sie Marler ein Zeichen gegeben haben.«
    »Ich gehe mit ihm zu einer Höhle am Meer hinunter. Der Hotelbesitzer hat mir einen Weg gezeigt, den sonst kaum jemand kennt. Ich möchte mir dieses Schiff einmal genauer ansehen.«
    »Gut, ich komme mit.«
    »Das werden Sie schön bleibenlassen. Wenn wir drei zusammen gesehen werden, ist das Spiel hier gelaufen.«
    »Das ist doch nicht der einzige Grund. Sie glauben, die Sache könnte gefährlich sein.«
    »Auch das. Tweed hat mir in dieser Angelegenheit das Kommando übertragen. Also befehle ich Ihnen hiermit, brav in Ihrem Zimmer zu bleiben.«
    »Sie herrschsüchtiges Ekel!«
    Paula stand schon im Begriff, ins Hotel zurückzugehen, als sie sich rasch noch einmal umdrehte, nachdem sie sich vergewissert hatte, daß niemand sonst in der Nähe war.
    »Tut mir leid, Bob, ich hätte das nicht sagen sollen. Ich weiß, daß Sie die alleinige Verantwortung tragen. Ich werde auf meinem Zimmer bleiben. Seien Sie vorsichtig.«
    »Bin ich das nicht immer?«
    »Nein, sind Sie nicht.«
    Sie drückte liebevoll seinen Arm und kehrte zum Hotel zurück. Einige Minuten später kam Marler angeschlendert. Er rauchte seine unvermeidliche King-size.
    »Machen Sie die Zigarette aus«, ordnete Newman an.
    Marler bückte sich und drückte die Zigarette vorsichtig aus, während Newman ihm seinen Plan erläuterte. Dann zog er eine leere Zigarettenschachtel hervor und verstaute die Kippe darin, da er keine Spuren hinterlassen wollte. Newman redete weiterhin leise auf ihn ein.
    »Ich trage eine 38er Smith & Wesson im Hüftholster bei mir. Wie steht’s mit Ihnen?«
    »Meine treue alte Walther begleitet mich wie immer. Sehen Sie, dort neben meinem Zimmer liegt ein Hinterausgang. Ich werde Sie am anderen Ende des Hauses treffen. So kann uns niemand zusammen sehen, wenn Sie über die Terrasse gehen …«
     
    Der schmale, von hohen Hecken umgebene Pfad, der hinunter zum Meer führte, fiel ziemlich steil ab. Nachdem sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten, achteten Newman und Marler darauf, nicht über die Wurzeln zu stolpern, die überall den Boden durchbrachen. Die Bäume, die den Pfad zu beiden Seiten einschlossen, schufen eine fast bedrohliche Atmosphäre.
    Der Weg schlängelte und wand sich, jetzt von dichten Hecken gesäumt, stetig abwärts. Tiefe Stille herrschte, als die beiden Männer weitereilten, bis sie die kleine Höhle erreicht hatten. Keine Menschenseele war zu sehen, und das Gluckern der herannahenden Flut bildete das einzige Geräusch, bis plötzlich das unheimliche Dröhnen eines Nebelhorns ertönte. Eine dichte Dunstwand zog über dem Meer auf.
    »Das hat uns gerade noch gefehlt«, knurrte Newman.
    »Jemand kommt auf uns zugeschwommen«, sagte Marler leise. »Ich glaube, es ist eine Frau. Sie ist noch ziemlich weit weg und wird anscheinend müde. Am besten, ich schwimme raus und hole sie rein.«
    »Warten Sie noch einen Augenblick.«
    Newman richtete sein Fernglas auf die Gestalt und beobachtete sie eine Zeitlang wortlos, dann ließ er das Glas wieder sinken.
    »Sie scheint noch genug Luft zu haben; sie schwimmt ziemlich schnell. Und sie hält direkt auf diese Höhle zu … Was war denn das?«
    »Das«, erwiderte Marler, »war zweifellos ein Schuß. Aus einem Gewehr, würde ich sagen. Aber sie schwimmt weiter. Selbst ein Meisterschütze könnte sie auf diese Entfernung nicht treffen. Man muß von diesem Schiff aus auf sie geschossen haben.«
    Die Schwimmerin kam mit kraftvollen Zügen auf sie zugekrault. Kein weiterer Schuß fiel; der Nebel hatte das Schiff inzwischen vollkommen eingehüllt. Newman und Marler warteten auf die Frau, die soeben das Ende einer Betonrampe erreichte; als sie kraftlos versuchte, sich an Land zu ziehen, faßten sie zu und trugen die nach Luft ringende Unbekannte zu dem Pfad, wo sie sie behutsam niederlegten.
    Die
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