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Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Titel: Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
Autoren: Stephanie Perkins
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gemeiner Mistkerl ist, der mich lieber demütigt, als sich vernünftig mit mir über meine Ausbildung zu unterhalten.«
    »Er hat die Uni für dich ausgesucht. Deshalb wolltest du nicht darüber reden.«
    »Er will nicht, dass ich in ihrer Nähe bin. Er will uns voneinander fernhalten, weil wir stärker sind als er, wenn wir zusammen sind.«
    Ich greife zu ihm hinüber und drücke seine Hand. »St. Clair, du bist jetzt schon stärker als er.«
    »Du verstehst nicht ganz.« Er zieht die Hand weg. »Meine Mum und ich sind finanziell von ihm abhängig. Er zahlt alles! Er hat das Geld, und wenn wir ihn gegen uns aufbringen, sitzt Mum auf der Straße.«
    Ich bin verwirrt. »Aber was ist mit ihrer Kunst?«
    Er schnaubt verächtlich. »Die bringt kein Geld ein. Und über das Geld, das da war, hat mein Vater die Kontrolle.«
    Ich schweige einen Moment. Ich habe so viele unserer Schwierigkeiten darauf geschoben, dass er nicht reden will, aber das war nicht fair. Nicht wenn die Wahrheit so furchtbar ist. Nicht wenn er schon sein ganzes Leben von seinem Vater schikaniert wird. »Du musst dich gegen ihn behaupten«, sage ich.
    »Du hast leicht reden …«
    »Nein, hab ich nicht! Es ist nicht leicht für mich, dich so zu sehen. Aber du kannst ihn nicht gewinnen lassen. Du musst klüger sein als er, du musst ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen.«
    »Mit seinen eigenen Waffen?« Er lacht abfällig auf. »Nein, danke. Ich will nicht so sein wie er.«
    Mein Hirn arbeitet auf Hochtouren. »Hör mal, in dem Moment, als diese Frau aufgetaucht ist, hat sich sein ganzes Auftreten total verändert …«
    »Ach, das ist dir auch aufgefallen?«
    »Sei still und hör mir zu, St. Clair. Du machst Folgendes. Du gehst jetzt sofort zurück, und wenn sie noch da ist, erzählst du ihr, wie froh du bist, dass dich dein Vater nach Berkeley schickt.«
    Er versucht, mich zu unterbrechen, aber ich rede weiter. »Und dann gehst du zu seiner Kunstgalerie und erzählst allen, die dort arbeiten, wie froh du bist, dass dich dein Vater nach Berkeley schickt. Dann rufst du deine Großeltern an und erzählst denen, wie froh du bist, dass er dich nach Berkeley schickt. Und dann erzählst du seinen Nachbarn, seinem Lebensmittelhändler, seinem Zigarettenverkäufer, einfach ALLEN LEUTEN in seinem Leben, wie froh du bist, dass er dich nach Berkeley schickt.«
    Er kaut an seinem Daumennagel.
    »Er wird tierisch sauer sein«, fahre ich fort, »und ich möchte keine Sekunde mit dir tauschen. Aber er ist offensichtlich jemand, dem der äußere Schein sehr viel bedeutet. Was soll er also schon tun? Er muss dich nach Berkeley schicken, um sein Gesicht zu wahren.«
    St. Clair zögert. »Es ist verrückt, aber … es ist so verrückt, dass es funktionieren könnte.«
    »Du musst nicht alle deine Probleme allein lösen, weißt du. Deshalb reden die Leute mit ihren Freunden.« Ich lächle und sehe ihn durchdringend an, um meinen Worten noch mehr Nachdruck zu verleihen.
    Er schüttelt den Kopf und versucht, etwas zu sagen.
    » GEH «, sage ich. »Schnell, solange sie noch da ist!«
    St. Clair zögert wieder und ich schubse ihn. »Geh. Geh geh geh!«
    Er reibt sich den Nacken. »Danke.«
    »Geh.«
    Er geht.


    Kapitel fünfundvierzig
    I ch gehe zur Résidence Lambert zurück. Natürlich wüsste ich gern, was jetzt passiert, aber St. Clair muss allein mit seinem Vater fertig werden. Er muss für sich selbst einstehen. Mein Blick fällt auf die kleine Bananen-Glasperle, die auf meiner Kommode liegt. Ich nehme sie zärtlich in die Hand. Er hat mir dieses Jahr so viele Geschenke gemacht – die Glas perle, den Notizblock für Linkshänder, die kanadische Flag ge. Es ist ein schönes Gefühl, ihm endlich etwas zurückgeben zu können. Hoffentlich klappt meine Idee.
    Ich beschließe, meine Hausaufgaben zu machen. Als ich meine Mitschriften durchsehe, stoße ich auf die Aufgabe für Englisch. Unsere letzte Lektion, Poesie. Das Buch von Neruda. Es steht seit Thanksgiving auf dem Regalboden über meinem Schreibtisch. Schließlich war es nur ein Schulbuch, oder? Nur ein weiteres Geschenk.
    Falsch. Ganz, ganz falsch.
    Ich meine, natürlich ist es ein Schulbuch, aber es ist auch ein Buch mit Liebesgedichten. Richtig sexy Liebesgedichten. Warum sollte er es mir schenken, wenn es nichts zu bedeuten hätte? Dann hätte er mir auch das Buch von Banana Yoshimoto schenken können. Oder eines von unseren Übersetzungsbüchern.
    Aber er hat mir Liebesgedichte gekauft.
    Ich blättere nach
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