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Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Titel: Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
Autoren: Stephanie Perkins
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    Kapitel eins
    D as hier ist alles, was mir zu Frankreich einfällt: die Filme Madeline , Die fabelhafte Welt der Amélie und Moulin Rouge . Der Eiffelturm und der Triumphbogen, obwohl ich von beiden nicht weiß, was ihre Funktion ist. Napoleon, Marie Antoinet te und ein Haufen Könige, die Ludwig heißen. Bei denen bin ich mir auch nicht sicher, was sie gemacht haben, aber ich glaube, es muss irgendwie mit der Französischen Revolution zu sammenhängen, die wiederum mit dem Sturm auf die Bastil le zusammenhängt. Das Kunstmuseum heißt Louvre und der Eingang ist eine Glaspyramide. Die Mona Lisa ist dort zu Hause und diese berühmte Statue einer Frau ohne Arme. Und an jeder Straßenecke gibt es Cafés oder Bistros oder wie immer man das dort nennt. Und Pantomimen. Das Essen soll gut sein und die Leute trinken viel Wein und rauchen Unmengen an Zigaretten.
    Und ich habe gehört, dass sie keine Amerikaner und keine weißen Turnschuhe mögen.
    Vor ein paar Monaten hat mich mein Vater in einem Internat angemeldet. Seine imaginären Anführungszeichen knisterten förmlich in der Leitung, als er mir am Telefon erklärte, ein Auslandsaufenthalt sei eine »äußerst lehrreiche Erfahrung« und ein »Andenken, das ich für immer zu schätzen wissen würde«. Ja. Ein Andenken. Und wenn ich nicht vorher schon ausgeflippt wäre, hätte ich ihn darauf hingewiesen, dass das Wort nicht passte.
    Seit seiner Ankündigung habe ich es mit Schreien, Flehen, Argumentieren und Heulen versucht, aber nichts konnte ihn umstimmen. Nun bin ich im Besitz eines frisch erteilten Schülervisums und eines Reisepasses, und in beiden steht: Anna Oliphant, Bürgerin der Vereinigten Staaten von Amerika. Und jetzt bin ich hier mit meinen Eltern und packe meine Habseligkeiten in einem Zimmer aus, das kleiner ist als mein Koffer. Ich bin der letzte Neuzugang im Abschlussjahrgang der School of America in Paris.
    Ich will ja nicht undankbar sein. Ich meine, Paris! Die Stadt der Liebe. Die romantischste Großstadt der Welt. Dessen bin ich mir durchaus bewusst. Nur hat diese ganze Idee, dass es unbedingt ein Internat im Ausland sein muss, viel mehr mit meinem Vater als mit mir zu tun. Seit er seine Ideale verraten und angefangen hat, öde Bücher zu schreiben, die die Vorlagen für noch ödere Filme bilden, versucht er immer wieder seine Bonzenfreunde in New York damit zu beeindrucken, wie kultiviert und reich er ist.
    Mein Vater ist nicht kultiviert. Aber er ist reich.
    Das war nicht immer so. Als meine Eltern noch verheiratet waren, gehörten wir eindeutig dem unteren Mittelstand an. Erst ungefähr zur Zeit der Scheidung verschwand jede Spur von Anstand, und sein Traum, der nächste große Schriftsteller der Südstaaten zu werden, wurde von seinem Wunsch abgelöst, der nächste veröffentlichte Schriftsteller zu werden. Also begann er, Romane über rechtschaffene Kleinstädter in Georgia zu schreiben, die sich verlieben, dann lebensbedrohliche Krankheiten bekommen und schließlich sterben.
    Kein Witz.
    Ich finde es deprimierend, aber seine Leserinnen verschlingen das Zeug geradezu. Sie lieben die Bücher meines Vaters, seine Pullover mit Zopfmuster, sein künstlich weißes Lächeln und seine braungebrannte Haut. Sie haben aus ihm einen Bestsellerautor und einen echten Widerling gemacht.
    Zwei seiner Bücher sind bereits verfilmt worden und drei weitere Filme werden gerade produziert und genau daher kommt sein eigentliches Geld. Aus Hollywood. Und irgendwie haben ihn diese zusätzliche Einnahmequelle und dieses Pseudoprestige auf den hirnrissigen Gedanken gebracht, dass ich in Frankreich leben soll. Ein Jahr. Allein. Ich verstehe nicht, warum er mich nicht nach Australien oder Irland oder irgendein anderes Land schicken konnte, in dem Englisch die Muttersprache ist. Das einzige französische Wort, das ich kenne, ist oui , das bedeutet »ja«, und erst vor Kurzem habe ich erfahren, dass man es o-u-i und nicht w-i-i ausspricht.
    Immerhin sprechen die Leute in meiner neuen Schule Englisch. Sie wurde für großkotzige Amerikaner gegründet, die nicht mit ihren eigenen Kindern zusammenleben wollen. Ich meine, hallo? Wer steckt schon sein Kind in ein Internat? Das ist ja wie Hogwarts. Nur gibt es in meinem keine schnuckeligen Zauberlehrlinge, Wunderbonbons oder Flugstunden.
    Stattdessen sitze ich hier mit neunundneunzig anderen Schülern fest. Mein ganzer Jahrgang besteht nur aus fünfundzwanzig Leuten, während es in Atlanta sechshundert waren. Und ich lerne
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