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Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch

Titel: Herzklopfen auf Französisch - Perkins, S: Herzklopfen auf Französisch
Autoren: Stephanie Perkins
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jemanden, der sie für dich trifft, und ich sage, du bleibst in Frankreich.«
    »Ich bleibe nicht im beschissenen Frankreich, okay?«, platzt St. Clair auf Englisch heraus. »Ich bleibe nicht hier bei dir! Wo du mir die ganze Zeit im Nacken sitzt!«
    Und jetzt erst begreife ich: Ich habe ihre gesamte Unterhaltung verfolgen können. Auf Französisch.
    Ach. Du. Heilige. Scheiße.
    »Wie kannst du es wagen, so mit mir zu reden?« Sein Vater ist aufgebracht. »In aller Öffentlichkeit! Du brauchst anscheinend ein paar hinter die Ohren …«
    St. Clair wechselt wieder ins Französische. »Das würde ich gern sehen. Hier vor allen Leuten.« Er hält ihm das Ohr hin. »Komm schon, nur zu, Vater!«
    »Du …«
    »Monsieur St. Clair!« Eine freundliche Frau in einem tief ausgeschnittenen Kleid ruft von der anderen Seite der Straße herüber und St. Clair und sein Vater drehen sich überrascht um.
    Monsieur St. Clair. Sie meint seinen Vater. Das klingt so komisch in meinen Ohren.
    Sie schlendert herüber und küsst seinen Vater auf beide Wangen. Er erwidert les bises und lächelt liebenswürdig. Seine ganze Art ist wie ausgewechselt, als er sie seinem Sohn vorstellt. Sie macht ein überraschtes Gesicht, als er das Wort »Sohn« benutzt, und St. Clair – Étienne – schmollt. Sein Vater und die Frau plaudern und St. Clair ist vergessen. Er verschränkt die Arme vor der Brust. Nimmt sie wieder herunter. Tritt mit den Stiefeln. Steckt die Hände in die Taschen und nimmt sie wieder heraus.
    Ich habe einen Kloß im Hals.
    St. Clairs Vater flirtet weiter mit der Frau. Sie berührt ihn an der Schulter und beugt sich zu ihm hinüber. Er zeigt ihr ein strahlendes, umwerfendes Lächeln – St. Clairs Lächeln – und es ist seltsam, es auf dem Gesicht eines anderen Menschen zu sehen. Und in diesem Moment wird mir klar, dass es stimmt, was Mer und Josh gesagt haben. Sein Vater ist tatsächlich nett und galant. Er hat so ein natürliches Charisma, genau wie sein Sohn. Die Frau flirtet weiter mit ihm und St. Clair schleppt sich davon. Sie bemerken es gar nicht. Weint er? Ich beuge mich vor, um es besser sehen zu können, und plötzlich starrt er mich an.
    O nein. O nein o nein o NEIN .
    Er bleibt stehen. »Anna?«
    »Ähm. Hi.« Mein Gesicht ist tiefrot. Ich möchte diesen Film zurückdrehen, wegschließen, vernichten.
    Sein Gesicht drückt zuerst Verwirrung und dann Zorn aus. »Hast du das etwa mit angehört?«
    »Es tut mir leid …«
    »Ich kann einfach nicht glauben, dass du heimlich gelauscht hast!«
    »Es war keine Absicht. Ich bin zufällig vorbeigekommen und … du warst da. Und ich habe schon so viel über deinen Vater gehört, dass ich einfach neugierig war. Entschuldige.«
    »Tja«, sagt er, »dann hoffe ich, dass deine größten Erwartungen erfüllt wurden.« Er stampft wütend an mir vorbei, doch ich halte ihn am Arm fest.
    »Warte! Ich kann doch gar kein Französisch, schon vergessen?«
    »Kannst du mir versichern«, sagt er langsam, »dass du kein einziges Wort unserer Unterhaltung verstanden hast?«
    Ich lasse ihn los. »Nein. Ich habe euch gehört. Ich habe alles gehört.«
    St. Clair rührt sich nicht. Er starrt auf den Bürgersteig, aber er ist nicht sauer, sondern es ist ihm peinlich.
    »Hey.« Ich berühre seine Hand. »Ist schon okay.«
    »Anna, rein gar nichts daran ist okay.« Er nickt in Richtung seines Vaters, der immer noch mit der Frau flirtet. Der immer noch nicht bemerkt hat, dass sein Sohn nicht mehr da ist.
    »Nein«, antworte ich und denke blitzschnell nach. »Aber du hast mir mal gesagt, dass man sich seine Familie nicht aussuchen kann. Das gilt auch für dich, weißt du.«
    Er sieht mich so durchdringend an, dass ich fürchte, das Atmen zu vergessen. Ich nehme all meinen Mut zusammen und hake mich bei ihm ein. Dann führe ich ihn weg. Wir gehen einen Block weit und ich setze ihn vorsichtig auf eine Bank neben einem Café mit hellgrünen Fensterläden. Ein kleiner Junge sitzt in dem Café, zupft an den Gardinen und beobachtet uns. »Erzähl mir von deinem Vater.«
    Er versteift sich.
    »Erzähl mir von deinem Vater«, wiederhole ich.
    »Ich hasse ihn.« Seine Stimme ist ganz leise. »Ich hasse ihn mit jeder Faser meines Herzens. Ich hasse, was er meiner Mutter angetan hat und was er mir angetan hat. Ich hasse es, dass er jedes Mal, wenn wir uns treffen, mit einer anderen Frau zusammen ist, und ich hasse es, dass ihn alle für einen wunderbaren, charmanten Typen halten, obwohl er in Wirklichkeit ein
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