Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten
Autoren: Michael Frey Dodillet
Vom Netzwerk:
gemeinhin angenommen. Der Eingriff ist zwar leichter als bei der Hündin. Die psychischen Folgen können unter Umständen aber gravierend sein. Manche Rüden werden für den Rest ihres Lebens von anderen Hunden gemobbt und bestiegen, wohingegen Hündinnen durch Kastration kaum Veränderungen in ihren sozialen Strukturen erfahren. Im Grunde müsste man bei Rüden erst einmal chemisch testen, wie es ihnen testosteronlos ergeht, bevor man das Skalpell ansetzt und Tatsachen schafft.
    Welpe. Welpe. Welpe.
    Aber vielleicht sollten wir doch lieber Luna auf den OP -Tisch hieven. Dann würden uns wenigstens die unbeaufsichtigten Kerle nicht mehr durch den Hildener Stadtwald jagen. Ein unbeschreiblicher Zugewinn an Lebensqualität wäre das!
    Der Picard vom nahe gelegenen Reiterhof begleitet uns triefend vor Lust fünf Kilometer kreuz und quer durch den Wald, vom Kellertor bis zum Pfannkuchenhaus und wieder zurück. Der lässt sich weder durch Lunas Grollen noch durch Granateinschlag vertreiben. Als er sich anschickt, mit uns über die Hauptstraße zu radeln, um dortselbst glücklich und verliebt überfahren zu werden, drehen wir um und geben ihn persönlich am Reiterhof ab.
    »Wenn so etwas dreimal pro Woche passiert«, sage ich zu Stella, »ist man irgendwann so weit und denkt, dann komm halt einfach ums Leben, du Trottel.«
    »Mit einer kastrierten Luna wäre das nicht passiert«, sagt sie.
    »Doch«, sage ich. »Da wäre das auch passiert. Sie wird sogar beschuldigt, läufig zu sein, obwohl sie gar nicht läufig ist. Im Stadtwald ist eine Reitersfrau mit einem Hund unterwegs, der nicht für fünf Pfennig hört. Die ruft immer Waldoooowaldoooowaldoooo, und nichts passiert.«
    »Dann soll sie ihren Waldoooowaldoooowaldoooo halt anleinen«, sagt Stella.
    »Das macht sie aber nicht. Das ist in ihren Augen Freiheitsberaubung. Das letzte Mal radelten wir mit Waldo einfach gnadenlos in Richtung Hauptstraße weiter. Ich dachte mir, wenn sie sich wenigstens einmal richtig Sorgen um das Ableben ihres Hundes macht, würde sich etwas ändern.«
    »Und?«
    »Die blieb einfach auf ihrer Wiese stehen und murmelte weiter Waldoooowaldoooowaldoooo. Wir haben das natürlich nicht durchgezogen und Waldo wieder zurückgebracht.«
    »Da war sie bestimmt froh.«
    »Nein, war sie nicht. Statt sich zu freuen, war sie stinksauer. Ich hätte gefälligst sofort stehen zu bleiben, wenn ihr Hund hinter mir herrenne. Als ich sagte, dass ich doch nicht für ihren Hund verantwortlich sei, maulte sie mich an, einer meiner Hunde müsse extrem gut gerochen haben, sonst wäre das nicht passiert.«
    »Da hat nicht ein Hund gut gerochen, sondern ein Hund schlecht gehört«, sagt Stella.
    »Den Satz hätte ich gut gebrauchen können.«
    Wenn uns nicht der Picard verfolgt oder Waldoooowaldoooowaldoooo, dann erledigt das der kleine Terrier, der öfter mal aus Gruiten ausbüxt und auf eigene Faust durchs Düsseltal schlendert. Der lässt sich nicht einmal verscheuchen, wenn ich ihn am Nacken packe und in die Böschung werfe. Er kommt immer wieder zurück. Insgeheim nenne ich ihn schon Bumerang.
    Manchmal kommt ihm noch ein zweiter Rüde zu Hilfe, der genauso klein und genauso hartnäckig ist. Zusammen gehen sie bewundernswert strategisch vor. Die Taktik heißt Du lenkst sie vorne ab, ich hopse hinten drauf.
    Luna ist mir im Verteidigungsfall nicht sonderlich behilflich. Sie findet, alle beide seien gut geeignet, die Väter ihrer Kinder zu werden.
    Mir erschließt sich bis heute nicht, wem die beiden Rammler gehören. Jedenfalls trage ich, seit ich sie kenne, in Krisenzeiten immer eine zwei Meter lange Nylonschnur in der Tasche. Außerdem bin ich in der Lage, innerhalb kürzester Zeit an jedem fünften Baum entlang der Düssel folgende Botschaft zu plakatieren:
    An alle Ignoranten!
    Nur damit es hinterher nicht wieder heißt, es hätte keiner gewusst! Wenn Luna läufig ist, führe ich eine zwei Meter lange Nylonschnur mit mir. Damit werde ich alle Rüden, DIE SO SCHEISSEMANGELHAFT BEAUFSICHTIGT SIND, DASS SIE MEINE HÜNDIN, MEIN FAHRRAD UND MICH DURCH DAS HALBE NEANDERTAL HETZEN, IN VOLLER FAHRT AUFZUREITEN VERSUCHEN UND SICH WEDER DURCH MASSIVE DROHGEBÄRDEN NOCH DURCH BEHERZTEN ZUGRIFF UND WEGWURF VERSCHEUCHEN LASSEN , einfach an den nächsten Baum binden.
    Schönen Tag noch!
    »Die Armen«, sagt Stella.
    »Natürlich binde ich sie auf der Uferseite des Weges an«, sage ich. »Da haben sie Schatten und freien Zugang zum Wasser.«
    »Ich weiß nicht, was wir tun
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher