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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten
Autoren: Michael Frey Dodillet
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dato gar nicht wusste, dass er sie überhaupt hat.
    Stadium drei: Knallrote Wutbirne, weil – hallo, spinnt ihr ? ! – so geht’s ja wohl gar nicht!
    Das dritte Stadium ist meist der Moment, wo sich heitere Mitleser zurücklehnen und zum Popcorn greifen.
    Noch wunderbarer wird es, wenn sich Leuchten in die Diskussion einschalten, deren Erziehungsrezepte noch mehr schmerzen als ihre Ferndiagnosen. Paart sich ferndiagnostisches Unvermögen mit mitternächtlichem Trunke, wird es vollends kryptisch. Spätestens jetzt fangen auch hartgesottene Foristen zu weinen an.
    Aber zurück zu unserem widerwillig Fernberatenen. In Stadium drei sondert er in der Regel ein sehr, sehr deutliches Statement ab. Meist werden den Ferndiagnostikern gewisse Körperöffnungen empfohlen, in die sie ihre geistigen Ergüsse stopfen können. Daraufhin rotten sich alle Diskutanten zusammen, auch die, die vorher auf seiner Seite waren, und schlagen mit virtuellen Handtaschen auf den armen Kerl ein.
    Die Standardkeule lautet in der Regel, wenn er nur poste, um ihm genehme Meinungen zu hören, solle er es doch bitte schön gleich lassen. Der Gekeulte hingegen denkt Mir doch wurscht! Arschlecken rasieren dreifuffzig! Er dreht beleidigt ab und schwört, dieses Bescheuertenforum die nächsten zehn Jahre nicht mehr zu betreten.
    Anderntags ist er wieder da und macht einen neuen Thread auf.

    »Wenn du dir einen Satz heiße Ohren einfangen willst«, sagt Peter, »dann musst du dir einfach nur ein Tierschutzthema in einem Hundeforum suchen.«
    »Diskussionen über Auslandstierschutz sind sehr ergiebig«, sage ich.
    »Wieso das?«, fragt Ralf.
    »Weil da Organisationen und ihre Anhänger aufeinander prallen«, sagt Walter. »Oder sagen wir besser: Anhängerinnen. Männer sind relativ selten anzutreffen. Es sei denn, es wird Geld unterschlagen. Dann kannst du sicher sein, dass ein paar Kerle mitmischen.«
    »Stimmt«, sage ich. »Und in den Foren treffen sich alle zum Schlagabtausch. Das Prinzip ist immer ähnlich. Frau kümmert sich um ausländische Hunde. Andere Frau kümmert sich auch um ausländische Hunde. Frau enttäuscht Frau über alle Maßen. Weitere Frauen ergreifen Partei. Jede bezieht Stellung. Die Schlammschlacht beginnt. Ab und an eine vernünftige Stimme darunter. Die Mehrzahl geifert. Giftig, link und unerträglich. Natürlich geht es immer und ausschließlich um die armen, armen Hunde . Wer völlig naiv anfragt, ob es denn Beweise für all die Behauptungen gibt, kriegt den Arsch versohlt.«
    »Und ich dachte immer, man muss ins Dominastudio, um sich von Frauen schlagen zu lassen«, sagt Juppi.
    »Nein«, sagt Walter. »Du kannst auch in einem Hundeforum über Tierschutz diskutieren.«
    »Oder einen Thread eröffnen mit dem Titel Wiki ist zu lebhaft – morgen wird er kastriert «, sage ich.

    Es gibt sieben Grundregeln für die befriedigende Teilnahme an einem Kastrationsthread.
    Erstens. Finde deine Position und schreibe sie – egal was die anderen sagen – immer wieder in den Thread.
    Zweitens. Bestätige alle Postings, die dieselbe Meinung vertreten wie du, mit den Bemerkungen Jetzt wird mir alles klar und Da wird der sich nicht mehr rauswinden können .
    Drittens. Verlinke unbedingt auf Tierschutzforen, in denen du unter anderem Namen ebenfalls postest, und führe die eigenen Posts als Beweis an, dass in anderen Foren genauso gedacht wird.
    Viertens. Wenn du verlinkst, verlinke so, dass der Leser garantiert nicht auf der Seite landet, die du eben zitiert hast.
    Fünftens. Lasse dich nicht durch Fakten verwirren.
    Sechstens. Bei mehr als einer Stunde Ruhe im Thread gieße Öl ins Feuer und verlinke das YouTube-Video Cesar Millan Kicking Dogs.
    Siebtens. Schreibe, so oft es geht, das Wort Welpe .

    Welpe. Welpe. Welpe. Welpe. Über eine Kastration von Luna haben wir uns nie Gedanken gemacht. Rein physisch sind ihre Läufigkeiten völlig problemlos. Kein Milcheinschuss, keine Scheinschwangerschaften, nur ein bisschen Melancholie und erhöhte Zickigkeit.
    Letzteres ist kein Kastrationsgrund. Wenn ich ehrlich bin, ist es mir doch völlig wurscht, ob sie jetzt auf hundertachtzig ist oder auf hundertfünfundachtzig.
    Wiki ist noch nicht kastriert, weil er zu jung war, als er ins Tierheim kam. Der musste noch wachsen und brauchte dafür jedes Milligramm Testosteron. Zumindest das hat funktioniert. Mittlerweile strotzt der kleine Kerl vor männlichem Tatendrang.
    Unsere Tierärztin erachtet die Rüdenkastration für problematischer, als
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