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Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter

Titel: Die Rose des Propheten 1 - Das Buch der Götter
Autoren: Margaret Weis & Tracy Hickman
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Prolog
    Richte deinen Blick, wohin du willst, kühner Abenteurer, was immer dein Auge auch sieht, nichts in dieser Weite wirst du ermessen können.
    Befindest du dich doch an Akhrans Brunnen, der großen Oase inmitten der endlosen Pagrah-Wüste, der letzten Wasserstelle, die du auf deinem östlichen Weg zur Kurdinischen See antriffst. Die übrige Reisegesellschaft, die sich am ersten Leben erfreut, dem sie nach der zweitägigen Reise durch die einsamen Wanderdünen begegnet, lärmt bereits im lichtgedämpften Grün. Einige räkeln sich im Schatten der Dattelpalmen, während andere wiederum Hände oder Füße im kühlen Naß einer Quelle erfrischen, die von irgendwo aus den Tiefen der Erde hervorsprudelt. Dich aber, rastloser Wanderer, ermüdet dieser Ort schon im ersten Augenblick, und in der Furcht, dein Ziel zu vergessen, gehst du unruhig auf und fühlst dich getrieben, deine Reise fortzusetzen. Zum Glück hat dein Führer entschieden, weil offenkundig schon bald die Sonne am Horizont verschwinden wird, die Gunst der Stunde zu nutzen und weiterzureiten. Ohnehin würde niemand den Streifen der Wüste im Osten bei Tageslicht durchqueren, der auch als Sonnenamboß bekannt ist.
    Das Auge, nach Süden gewandt, verliert sich in der endlosen Weite einer vom Winde zerklüfteten und zermahlenen Granitlandschaft. Die bräunlich-rote Eintönigkeit wird nur hier und da durch grüne Flecken kleiner Gewächse abgelöst: federartig verästelte Tamarisken, hochgewachsene Akazien, wie Menschen anmutende Kakteen, Buschwerk aus Nadelhölzern, dornige Bäume und Büschel silbrig-grünen Grases, das an den seltsamsten und unerwartetsten Stellen emporsprießt – für Kamele ein Leckerbissen. Reist du nun weiter in südwestlicher Richtung, wirst du das Land Bas betreten – ein Land der Gegensätze, ein Land gewaltiger Städte von unermeßlichem Reichtum und primitiver Stämme, die in den Ebenen umherschweifen.
    Schaust du nach Norden, so siehst du das gleiche eintönige, vom Winde zerriebene Land. Aber schließlich wirst du nach einigen hundert Meilen die Wüste hinter dir lassen und die Ausläufer des Idrith-Gebirges erreichen. Falls du nun das Gebirge zwischen Idrith und Kich überquerst, indem du einem der Pässe folgst, gelangst du zu einer vielbefahrenen, mit Holz befestigten Straße, über die zahllose Wagen und Karren weiter nach Norden zur prächtigen Kasbah von Khandar rollen, der einst mächtigen Hauptstadt des Landes Tara-kan.
    Du aber stehst noch immer in der Oase und klopfst dir ungeduldig mit der Kamelgerte gegen das Bein, während deine Diener die Kamele mit den Girba, den Wassersäcken, beladen. Der Aufbruch steht unmittelbar bevor. Noch einmal wendest du dich nach Osten und beschaust deine vor dir liegende Reiseroute. Dort weichen die grünbewachsenen Flecken den schaurig singenden, weißen Wanderdünen, die zu Recht den Namen ›Sonnenamboß‹ tragen. Man sagt, daß sich im Osten, jenseits dieser Dünen, ein gewaltiges Binnenmeer befindet – die Kurdinische See.
    Dein Führer hat dir berichtet, daß man sie noch unter einem anderen Namen kennt. Die Wüstennomaden schimpften sie einst ›Das Wasser des Kafir‹ – des Ungläubigen –, da sie die See nie gesehen hatten und daher annahmen, sie bestehe nur in den Köpfen der Stadtbewohner. Machte man in Gegenwart eines Nomaden eine Bemerkung, die ihm unglaubwürdig erschien, so entgegnete er mit beißendem Spott: »Zweifellos hast auch du vom Wasser des Kafir getrunken!«
    Trotz der unzähligen Geschichten über die Kühnheit und den Wagemut der Spahis – die auf dem Rücken ihrer Pferde die Wüste durchstreifen –, wirst du bedauerlicherweise keinen dieser wilden Nomaden je zu Gesicht bekommen. Solltest du das deinem Führer gegenüber erwähnen, wird er ungerührt antworten, daß du sie zwar nicht sehen kannst, sie dich jedoch sehr genau beobachten. Schließlich gehöre ihnen die Oase – sie wissen ganz genau, wer an ihre Ufer kommt und wer sie wieder verläßt.
    »Für das Privileg, ihr Wasser zu benutzen, hast du großzügig bezahlt, Effendi.« Dein Führer zeigt hinüber, wo die Diener ein kostbares Tuch auf dem Sand am Ufer der Wasserstelle ausbreiten, Gold und Halbedelsteine darauf häufen und Körbe mit Datteln und Melonen bereitstellen, die sie aus den kühleren Landstrichen mit nach Norden gebracht hatten. »Da«, sagt er in gedämpftem Ton und deutet in eine andere Richtung: »Siehst du?«
    Du drehst dich rasch um. Eine hohe Sanddüne im Osten markiert
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