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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten
Autoren: Michael Frey Dodillet
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lautstark am anderen herumzuknabbern. Meistens ist es Wiki.
    Er fummelt an ihren zehn Brustwarzen.
    Sie klemmt ihn zwischen ihre Tatzen.
    Er nimmt ein Maul voll Fell und kaut an ihrem Hals.
    Sie rammt ihm die Schnauze in die Leiste.
    Er dreht sich auf den Rücken.
    Sie kneift ihm in die Nase.
    Er schnurrt wie ein Kater.
    »Irgendwie sieht das wie Schmusen aus«, sage ich nachdenklich.
    »Schmusen?«, sagt Stella. »Ich weiß nicht. Vielleicht, wenn man einen Mund voller Haare mag und ab und zu eine Faust im Auge braucht.«
    »Na gut, einigen wir uns auf schweres Petting.«
    »Das trifft es schon eher.«
    »Er lässt nicht locker.«
    »Auf jeden Fall können wir uns warm anziehen, wenn Luna wieder läufig wird.«
    »Ja. Aber das ist erst in drei Monaten der Fall, und wir werden perfekt vorbereitet sein.«
    »Da bist du ganz sicher?«
    »Aber klar. Denk an Lunas Neunmonatsrhythmus. Wir haben wirklich noch drei Monate Zeit.«
    »So wie der an ihr herumschnorchelt, an allen Ecken und Enden, riecht die schon wieder saugut.«
    Wiki steckt seine Nase tief in Lunas Fell und zieht geräuschvoll drei Kubik Duft ein. Luna faucht ihn an.
    »Ich käme mit so einer Zicke nicht klar«, sage ich.
    »Der macht das aber gut«, sagt Stella. »Guck mal, er wanzt wieder.«
    Wiki windet sich auf dem Rücken und schubbert sich immer näher an Luna heran. Das sieht sehr behaglich aus.
    »Jetzt kaut er ihr ein Ohr ab«, kommentiert Stella. »Der schmatzt sogar dabei.«
    »Das muss eine ganz neue Technik sein. Hörst du das? Die schnurrt ja richtig. Das werde ich auch mal ausprobieren.«
    »Untersteh dich! Wer will schon so ein nasses Gerät im Ohr. Bah!«
    »So schlimm kann das nicht sein.«
    »Du, ich hau dich!«
    »Das darfst du gar nicht«, sage ich. »Du musst mich positiv bestärken.«
    »Höchstens mit einem Schwinger.«

Knallfrösche in liebevolle Hände abzugeben
    »Eigentlich ist es wurscht, was ich mache. Kastriere ich nicht, werde ich über kurz oder lang als Vermehrer gesteinigt. Kastriere ich, nageln sie mich als Körperverletzer an die Wand.«
    »Ich hätte doch das Wiener nehmen sollen«, sagt Juppi, während er an seinem Jägerschnitzel säbelt und neidisch auf Walters Teller schielt.
    »Verbandsloser Vermehrer!« Peter sticht mit einer Pommes anklagend in die Luft. »Das ist wie Welpen aus dem Kofferraum verkaufen.«
    »Genau«, sagt Ralf. »Auf finstersten Flohmärkten.«
    »Aber kastrieren geht ja auch nicht«, sagt Walter. »Schon gar nicht aus niedrigen Beweggründen.«
    »Was wäre denn nicht niedrig?«, frage ich.
    »Gar nix. Alles ist niedrig.«
    »Man kann’s halt nicht jedem recht machen«, sagt Juppi.
    »Foren schon gar nicht«, sagt Ralf.
    »Egal ob Kastration oder Wurf«, sage ich. »Ich würde in der Zeit natürlich strikte Forenpause machen.«
    »Das ist vernünftig«, sagt Walter. »Keine Beschimpfungen. Keine Ferndiagnosen. Nie mehr aneinander vorbeischreiben.«
    »Welpfrieden«, sagt Juppi kauend.
    »Und garantiert keine Tipps mehr von Leuten, die deinen Hund nicht kennen«, sagt Peter.
    »Trage Schwarzbrot unter den Armen und füttere den Terrier damit«, predige ich. »Streiche Hundeohren mit Löwensenf ein. Hänge deinem Hund kein totes Tier an den Hals. Führe Eigenurin mit dir.«
    »Wovon sprichst du eigentlich?«, fragt Walter.
    »Von Hundeerziehungstechniken«, sage ich. »Das hatte ich bei unserer Blauer-Halter-Diskussion vergessen zu erwähnen. Wenn ihr eine Hundeschule gründen wollt, müsst ihr alle Auswüchse kennen, damit ihr wisst, was für eine Zielgruppe auf euch zukommt.«
    »Verstehe ich das richtig?«, fragt Ralf. »Du machst eine Forenpause, während Wiki kastriert ist? Ich meine, der ist jetzt anderthalb. Wenn er siebzehn wird, machst du die nächsten fünfzehn Jahre Forenpause.«
    »Ja«, sage ich. »Das wird mir guttun.«

    Die virtuellen Ferndiagnostiker in den Hundeforen sind mir die liebsten. Hund nie gesehen, Halter nie kennengelernt, aber auf jeden Fall schon mal unreflektiert die fetten Tipps raushauen. Mit meterhoher Wichtigmütze auf dem Kopf wird ein dünnes Brett nach dem anderen gebohrt.
    Der widerwillig Fernberatene durchläuft derweil drei Stadien.
    Stadium eins: Absolute Verblüffung angesichts der Tatsache, wie viel Gewaltbereitschaft man in die harmlose Frage, ob andere Hunde auch am Fahrrad ziehen, hineininterpretieren kann.
    Stadium zwei: Völlige Fassungslosigkeit, weil auf einmal von wildfremden Leuten charakterliche Defizite diskutiert werden, von denen er bis
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