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Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten

Titel: Herrchenglück: Vom Chaos auf acht Pfoten
Autoren: Michael Frey Dodillet
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schwerer als er und hat eine Nackenmuskulatur wie Mike Tyson zu seinen besten Zeiten. Trotzdem geht Wiki die Puste nicht aus. Und das, obwohl er wie alle Terrier einfach nicht tonlos spielen kann. Er faucht und krächzt und zetert, auch wenn er die Schnauze komplett voller Sackleinen hat.
    Luna brummt nur.
    Meckernder Zweitakter gegen blubbernden Big Block.
    Das Ende des Spiels ist immer dasselbe. Irgendwann in der zehnten Spielminute schleift Luna den Kleinen samt Wurst auf die obere Wiese und röhrt ihm einmal kurz ins empfindliche Schlappöhrchen. Dieser kernige Schlussakzent bedeutet:
    »Ende, aus, meins!«
    Wiki lässt sofort los. Um nicht das Gesicht zu verlieren, bellt er empört auf. Allerdings nur zweimal. Dann kassiert er von ihr einen ganz scharfen Blick.
    Auf der Stelle dreht er ab und pinkelt ans Gartenhäuschen oder ärgert Elstern oder knabbert bockig am Zaun oder kümmert sich maulend um den Weltfrieden.
    In diesen Situationen erinnert er an Michael Douglas im Rosenkrieg : »So, und jetzt gehe ich in die Küche und pinkele auf den Fisch.«

    Was für ein sprödes Weib!!!
    Wenn ich Luna rufe, um sie hinter dem Ohr zu kraulen, kommt sie erst einmal gar nicht. Nach einer Weile nähert sie sich dann doch, hält aber gepflegten Abstand zum Bein. Erst wenn ich lange Arme mache und in ihrer Halskrause wühle, gelingt es mir, den Kopf zu mir zu ziehen. Während der Kopf näher kommt, schwingt der Hintern wieder weg. Egal, endlich erreiche ich bequem ihr Ohr.
    Ich finde Kraulen toll.
    Sie findet Kraulen scheiße.
    Es muss aber sein.
    Ich brauche das.
    Während des gesamten Vorgangs baumelt der Kopf locker am Hals, und die Rute pendelt gelangweilt hin und her. Außer dem spüre ich an den Fingerspitzen, wie der ganze Hund leicht nach hinten zieht und nur darauf wartet, dass dieser Schwachsinn ein Ende nimmt.
    Es ist die Herrlassesvorübergehenhaltung!
    Ganz anders Wiki.
    Wiki ist amtierender Weltmeister im Anwanzen.
    Wenn ich Wiki zum Kraulen rufe, rast er mit Maximalgeschwindigkeit auf mich zu, gleitet die letzten Meter sitzend über die Fliesen, dreht sich um hundertachtzig Grad und parkt präzise zwischen meinen Beinen ein. Anschließend guckt er mir rückwärts direkt in die Augen, was zu einer kerzengeraden Linie von der Brust über den Hals bis hinauf zur Lakritznase führt. Das ist dann auch das große Feld, in dem am besten alle zwei Hände mit allen zehn Fingern gleichzeitig den Hund streicheln sollten. Bürsten wäre auch genehm.
    Das macht er nicht nur bei mir. Das macht er bei jedem. Obwohl man ihn aus eigenem Antrieb gerufen hat, hat man immer das Gefühl, komplett manipuliert zu werden.
    Wenn man ihn nicht ruft, kommt er auch. Er mogelt seine Birne am Fußende unter die Decke. Dann zieht er den Rest des Körpers unmerklich nach. Dass er ganz im Bett ist, merkt man erst, wenn unter der Decke eine kleine Beule nach oben krabbelt. Irgendwann lugt sein Kopf oben heraus, sucht eine Brust zum Ablegen und guckt einem so tief ins gerührte Auge, dass man ihn nicht mehr wegschicken kann.
    Drecksack!
    Wenn nun der Weltmeister im Anwanzen auf die spröde Diva trifft, prallen Welten aufeinander. Wiki kriecht regelrecht in sie hinein. Er braucht Nähe und Wärme wie andere Hunde Blutwurst. Wenn Luna auf der Seite liegt und schläft, setzt er sich zwischen ihren Vorder- und Hinterläufen behutsam auf ihren Bauch und rutscht anschließend langsam nach unten. Es scheint, als wolle er keinen Millimeter Berührung verschenken. Er passt genau in den Zwischenraum. Nach getaner Anwanzarbeit stellt er das Atmen ein und macht sich auf der Stelle unsichtbar.
    Irgendwann öffnet die Alte die Augen und sieht den Aufdringling.
    Sie schnauft tief.
    Der schon wieder!
    Meist geht Luna das Anwanzen so auf den Senkel, dass sie umgehend aufspringt, ihre große, rote Decke verlässt und sich auf seiner kleinen, grauen niederlässt. Wenn sie sich einringelt, passt sie genau drauf. Rundherum lugt kein Fitzel Decke mehr hervor. Nur noch Fliesen. Die sind Wiki zu kalt. Auf der kleinen, grauen Decke lässt er sie in Ruhe, und sie weiß das.
    Manchmal aber hat sie es gern und bleibt neben ihm liegen. Vor allem in Zeiten, in denen sie sich länger nicht gesehen haben, weil Luna mit mir auf Lesereise war. Es kommt vor, dass sie ganze Nächte gemeinsam auf dem Fatboy verbringen. Sie schlafen so zufrieden und vertraut nebeneinander, dass stundenlang kein Knarzen zu hören ist. Das sind selige Momente. Bis einer dann aufwacht und anfängt,
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