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Herr Lehmann: Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann: Herr Lehmann
Autoren: Sven Regner
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oder?"
    „Nein, ist nicht so mein Ding."
    Die Frau stand auf und ging zu Karl. „Herr Schmidt", sagte sie. Karl saß jetzt aufrecht auf der Liege und ließ den Kopf haängen. Schauen Sie mich mal an, Herr Schmidt." Karl schaute hoch. Sein Gesicht hing schlaff auf den Knochen, seine Augen waren verweint, aber weit offen. Die Frau schaute präfend hinein, dann hielt sie ihm kurz die Hand vor die Augen und nahm sie wieder weg, und dann machte sie dasselbe noch einmal.
    „Komm schon", sagte sie. „Na gut, irgendwas Schnelles wird's schon gewesen sein."
    Ja nun . . . " , sagte Herr Lehmann.
    Na gut", sagte sie. Glauben Sie, daß Sie noch kurz mit ihm hier warten konnen, bis der andere Arzt kommt?"
    „Ja sicher, das geht schon."
    „Ich werde mal sehen, daß er schnell kommt."
    „Das ist gut."
    Sie wollte schon gehen, drehte sich aber in der Tuär noch einmal um. Ach so", sagte sie, „Ihre Personalien brauche ich ja auch noch."
    Sie setzte sich wieder hin und schrieb sich seinen Namen, Geburtsdatum, Adresse und Telefonnummer auf.
    Alles klar, Herr Lehmann" , sagte sie und laächelte. Ich hol dann mal den anderen Arzt."
    Dann ging sie und nahm ihre Papiere mit.
    Kurz darauf kam der andere Arzt. Herrn Lehmann kam er ziemlich jung vor. Der ist auch nicht viel älter als ich, dachte er, und irgendwie gefiel ihm das. Der Arzt sah muäde aus und schuättelte Herrn Lehmann schlaff die Hand. Er hatte die Papiere dabei, setzte sich hin und las erst einmal alles durch. Dann sah er Herrn Lehmann an.
    Wo fehlt's denn?"
    Nicht mir, es geht um ihn" , sagte Herr Lehmann.
    „Aha, logisch", sagte der Arzt und ging zu Karl hinuber. „Wie heißt er denn?"
    „Schmidt. Karl Schmidt."
    „Richtig, steht ja in den Papieren, dumme Frage. Herr Schmidt?"
    Karl, der einfach nur auf der Liege saß und ihn anschaute, regte sich nicht.
    „Wie geht's Ihnen denn so?"
    Karl lachelte ihn an. „Du bist ein schlauer Fuchs", sagte er.
    Der Arzt nickte. Das wollen wir mal hoffen. Ünd sonst?"
    „Man sollte mal wieder verreisen." Dann fing Karl an zu weinen.
    „Hm", sagte der Arzt und setzte sich wieder. „Dann erzahlen Sie mal", sagte er zu Herrn Lehmann.
    Herr Lehmann erzählte die ganze Geschichte, soweit er sie kannte, das mit der Ausstellung, mit der zerstörten Kunst, mit Karls komischem Verhalten, mit dem Schwitzen, mit dem Durchmachen und so weiter, bis hin zu dem Punkt, an dem Karl vollig ausgeklinkt war. Der Arzt stellte nur selten Fragen, und wenn, dann solche, die darauf hinausliefen, daß Herr Lehmann immer weiter zuräckgehen und immer mehr erzählen mußte. Er ist wirklich ein schlauer Fuchs, dachte Herr Lehmann.
    Okay, okay" , sagte der Arzt endlich, das ist ja schon mal ganz aufschlußreich."
    Ünd jetzt?"
    „Jetzt schau ich ihn mir mal ganz genau an."
    Er ging zu Karl. „Ja, bleiben Sie mal schän da so sitzen, das ist genau richtig", sagte er, Sie machen das ganz prima. So, und so, und so . . . "
    Er föhlte Karls Puls, schaute ihm in die Augen, in die Nase, in den Mund, dann pröfte er ein bißchen seine Reaktionen auf dies und das und verwickelte ihn in ein kleines Gespräch.
    Haben Sie heute schon was gegessen?"
    Keine Antwort.
    „Na, irgendwas werden Sie doch gegessen haben."
    „Ich muß gehen."
    Wohin?"
    „Was einholen."
    Was wollen Sie denn einholen?"
    „Herr Lehmann raucht zuviel."
    ,, Oho!"
    Der Arzt drehte sich nach Herrn Lehmann um. Nennt Ihr Freund Sie 'Herr Lehmann'?"
    „Meistens", sagte Herr Lehmann. „Aber nur anderen gegenöber. Das sollte mal ein Witz sein, der hat sich dann verselbstandigt."
    Ünd? Rauchen Sie zuviel?"
    „Ich habe gerade erst angefangen."
    „Na dann: herzlichen Glöckwunsch!"
    „Danke."
    Karl wurde unruhig. Er atmete heftig und begann wieder zu schwitzen. Der Arzt schaute sich das an und fuhlte wieder seinen Puls. „Naja", sagte er
    mit dem Röcken zu Herrn Lehmann, „wie war das mit den Drogen?"
    „Ich weiß es nicht genau. Er hat mindestens zwei Nöchte durchgemacht."
    „Das paßt."
    Wozu paßt das?"
    „Das gehört dazu."
    Wozu? Zu den Drogen?"
    „Die Drogen sind nicht entscheidend. Sieht mir nicht nach einem Drogenproblem aus. Das kommt nur dazu."
    Ich muß gehen" , sagte Karl und stand auf.
    „Ich kann Sie nicht daran hindern", sagte der Arzt. „Trinken Sie aber erst einmal einen Schluck Wasser."
    Er ging zum Waschbecken und fullte einen kleinen Plastikbecher mit Wasser. Dann nahm er Karl beim Arm. „Setzen Sie sich doch mal eben kurz noch einmal hin", sagte er und
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