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Herr Lehmann: Herr Lehmann

Titel: Herr Lehmann: Herr Lehmann
Autoren: Sven Regner
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hier."
    Was ist denn mit dem?"
    „Der fuhlt sich nicht wohl."
    „Wie, fuhlt sich nicht wohl?"
    „Naja, so geistig."
    „Sie meinen, so nicht ganz auf der Hohe?" Der Mann machte eine Handbewegung, als schraubte er sich eine Gluhbirne seitlich in den Kopf.
    „Ja, so was."
    Drogen?"
    „Weiß nicht, vielleicht."
    Ach Kinders" , der Mann seufzte. Na dann geht mal rein, da vorne durch die Tur. Macht er Krawall?"
    „Nein, eigentlich nicht. Jedenfalls nicht richtig. Vielleicht schon, was weiß ich."
    „Dann setzt euch da mal hin, da kommt gleich einer."
    Sie gingen durch eine Tur und landeten in einem Flur, der zugleich als Warteraum diente, und in dem es nach kaltem Zigarettenrauch und Desinfektionsmitteln roch. Außer ihnen war dort keiner. Herr Lehmann setzte sich und Karl auf Plastikstuöhle an der Wand und rauchte erst einmal eine. Ploötzlich sprang Karl auf.
    Hier koönnen wir nicht bleiben" , rief er aufgeregt und wollte zur Tuör. Herr Lehmann haöngte sich an ihn dran. „Das geht gleich weiter, Karl." „Ich muß den Hund futtern." „Du hast keinen Hund, Karl." Karl schwitzte wieder.
    „Man muß mehr arbeiten", sagte er. Dann fing er an zu weinen. Herr Lehmann setzte ihn wieder hin. Kurze Zeit spater ging eine Tör auf und eine Frau mit einem weißen Kittel kam heraus.
    Sind Sie das mit dem Mann?" sagte sie zu Herrn Lehmann. Ja" , sagte Herr Lehmann. „Na, dann kommen Sie mal."
    Sie gingen in einen kleinen Raum, in dem eine Liege, ein Waschbecken, ein kleiner Schreibtisch und zwei Hocker waren, außerdem ein Schrank mit Verbandszeug und anderem Kram darin. „Setzen Sie sich mal hin."
    Herr Lehmann versuchte, Karl auf den Hocker zu setzen, aber Karl blieb einfach stehen.
    „Nun setz dich schon, Karl." „Nix", sagte Karl. „Setz dich doch mal." „Nix."
    „Lassen Sie ihn doch", sagte die Frau. „Setzen Sie sich doch einfach hin." Herr Lehmann setzte sich. Karl legte sich auf die Liege und machte Schnarchgeröausche.
    Wie heißt Ihr Freund?" „Karl Schmidt."
    „Was hat er denn fur Probleme?"
    „Er redet wirres Zeug. Und schwitzt immer so komisch. Und schlaft nicht. Er hat wohl zwei Nöchte durchgemacht, aber er schüft trotzdem nicht." Ist er ansprechbar?"
    „Das höngt davon ab, ich meine, meistens nicht oder so. Ich meine, man kann zwar mit ihm reden, aber das ergibt keinen Sinn, was er sagt." Waren Sie die ganze Zeit dabei?" Wie, die ganze Zeit?" „Seit er so ist." „Nein." Seit wann ist er denn so?"
    Also, ich habe ihn heute nachmittag getroffen, da war er schon so. Andere Leute haben gesagt, heute morgen wöare er noch einigermaßen normal gewesen."
    „Gut, da kommt dann gleich noch ein anderer Arzt. Jetzt brauche ich noch ein paar Angaben."
    Sie fragte Herrn Lehmann eine Menge Dinge uöber Karl, und vieles davon wußte Herr Lehmann nicht. Seine Krankenkasse zum Beispiel. Er wußte nicht einmal, ob sein bester Freund uberhaupt krankenversichert war. Ebensowenig kannte er die Anschrift seiner Eltern, und auch die Namen seiner beiden Schwestern wören ihm unbekannt.
    Das ist schon ein Problem" , sagte die Frau. In solchen Föallen" , sie machte eine Kopfbewegung zu Karl hin, der jetzt hektisch auf engstem Raum auf und ab ging, ist es schon wichtig, daß man die naöchsten Verwandten erreicht. Hat er eine Freundin?"
    „Nicht eigentlich."
    Was heißt nicht eigentlich" , fragte sie amuösiert. Aber uneigentlich schon, oder wie?"
    „Nein, er hat keine Freundin."
    Hat er sonst irgend jemanden in der Gegend? Außer Ihnen?"
    „Nein."
    Wo kommt er denn her? Aus Berlin?"
    „Er lebt seit zehn Jahren hier. Seine Eltern sind in Ostwestfalen, ich glaube in Herford. Ich werd mal sehen, daß ich die herausfinde."
    „Na, wenn er Schmidt heißt, dann werden Sie eine Menge zu tun haben."
    „Krieg ich schon raus."
    Dann: Hat Ihr Freund irgendwelche Allergien? Unvertraöglichkeiten mit Antibiotika oder so?"
    „Weiß ich nicht."
    Trinkt er viel Alkohol?"
    Naja, was heißt viel?"
    Jeden Tag?"
    „Denke schon."
    „Nur Bier? Oder Wein? Harte Alkoholika?"
    „Ja."
    „Alles?"
    „Ja klar."
    Hm . . . Drogen? Hat er Drogen genommen?"
    „Ich denke schon, nehm ich mal an. Wenn er zwei Nöchte durchgemacht hat . . . "
    "Welche?"
    Ja, also da bin ich eigentlich uöberfragt."
    Kokain? Amphetamine? Heroin?"
    „Heroin nicht, das glaube ich nicht, da bin ich mir sicher."
    Kokain? Amphetamine, Speed?"
    „Wahrscheinlich." „LSD?"
    „Gibt's das noch?"
    Die Frau laächelte. Sie sind da nicht ganz auf dem laufenden,
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