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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn
Autoren: David Moody
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Emma an, bevor er aufstand und durch den Flur rannte.
    Es war Carl.
    »Scheiße!«, gellte Michael. »Was macht er da?«
    Die beiden Überlebenden beobachteten, wie ihr Freund die Vordertür aufsperrte. Mit der Hand am Riegel hielt er inne und schaute über die Schulter zurück, als er hörte, dass seine Gefährten sich näherten.
    »Seid ihr bereit?«, fragte er, vor Erregung und irrer Erwartung grinsend. Seine Züge bildeten eine groteske, nahezu unkenntliche Fratze. Die dunklen Schatten des belagerten Hauses entstellten sein bereits zerkratztes, blutiges und geschundenes Gesicht zusätzlich. Ihm schien nicht bewusst zu sein, was ihn auf der anderen Seite der Tür erwartete.
    »Verdammt«, keuchte Michael. »Er wird die Tür aufmachen! Er ist übergeschnappt – vollkommen übergeschnappt!«
    Emma stand vor Angst wie gelähmt da. Sie konnte sich weder bewegen, noch denken. Ihre Lippen formten stumme Worte der Verzweiflung und des Grauens.
    Carl hob das Gewehr an, das sie im Haus gefunden hatten, und lächelte Michael an.
    »Komm schon, Mike!«, schrie er. »Wir machen sie fertig! Du und ich, wir beide machen sie alle fertig!«
    Michael hörte, wie die Leichen mit neuem Nachdruck darum kämpften, ins Haus zu gelangen. Gerade wollte er dazu ansetzen, Carl Vernunft einzureden, als dieser die Tür öffnete.
    »Sofort nach oben!«, brüllte Michael zu Emma. Er packte sie am Arm; halb zerrte, halb schob er sie die Treppe hinauf. Er lief unmittelbar hinter ihr, hielt jedoch auf den letzten paar Stufen inne und drehte sich um.
    Anscheinend ohne zu wissen, was er tat, zog Carl die Tür weiter auf; eine Sekunde lang, die sich ewig hinzuziehen schien, geschah nichts. Es war ein Augenblick unerwarteter Stille ... der jäh zerbrach, als eine Flutwelle verwesenden Fleisches ins Haus wogte. Die Wucht des Ansturms riss Carl von den Beinen und schleuderte ihn gegen die Wand. Binnen Sekunden überrannten die Kreaturen den Flur. Carl war völlig verschwunden, verschluckt und ausgelöscht von der gewaltigen, unaufhaltsamen Masse.
    Rasch wandte Michael sich ab und rannte die Treppe hinauf hinter Emma her in Carls Dachkammer. Er schlug die Tür hinter sich zu.
    »Wir brauchen das Bett!«, schrie er. »Hilf mir, es vor die Tür zu schieben.«
    Die beiden ergriffen je ein Ende des schweren Holzbetts, schleiften es quer durch das Zimmer und stellten es quer, sodass es die Tür vollständig blockierte.
    »Wo ist Carl?«, wollte Emma wissen, obwohl sie die Antwort bereits kannte. Michael ersparte sich eine Erwiderung. Stattdessen rannte er zum Fenster und schaute hinaus. Das Zimmer wies zur Vorderseite des Hauses. Trotz der Dunkelheit konnte er unten auf dem Hof die beiden Autos erkennen.
    »Wir müssen hier raus«, sagte er mit bebender Stimme.
    »Aber was ist mit unseren Sachen? Die sind alle –«
    »Vergiss sie«, zischte Michael.
    »Wie willst du denn rauskommen? Wir können doch nicht –«
    Michael hörte ihr nicht zu. Er öffnete das Fenster und beugte sich hinaus. Ein paar der Leichen erblickten ihn, und ihre Wut schien sich zu steigern, als er aufs Dach hinaustrat.
    »Komm mit«, forderte er Emma auf und schaute zu ihr zurück.
    Sie kam ans Fenster und spähte hinab.
    »Ich kann nicht ...«, wimmerte sie.
    »Du musst. Wir haben keine andere Wahl.«
    Nur mühsam gelang es ihr, ruhig zu bleiben und ihre Gefühle im Griff zu behalten, während sie beobachtete, wie Michael sich vorsichtig umdrehte und sich das Schrägdach hinabsenkte, bis er mit den Füßen an der Regenrinne angelangte. Mit dem Bauch flach auf den Dachziegeln bewegte er sich seitwärts, bis er sich unmittelbar über dem Windfang befand. Dort hielt er inne und schaute abermals zurück zum Dachkammerfenster.
    »Jetzt komm endlich«, zischte er. Emma sah erst ihn an, dann hinab zu der Masse der Leichen auf dem Hof. Immer mehr reagierten auf Michaels Stimme. Unsicher kletterte Emma auf den Fenstersims und streckte zögerlich einen Fuß hinaus aufs Dach. Quälend langsam senkte sie sich hinab, bis sie aus dem Fenster hing, dann verharrte sie, vor Angst wie gelähmt.
    »Du schaffst das!«, rief Michael, der ihre Furcht spürte. Er konnte nur hoffen, dass sie nicht bemerkte, welche Heidenangst er selbst hatte.
    Langsam ließ er sich auf das Dach des Windfangs hinab und stand still, um das Gleichgewicht zu finden. Dabei spähte er hinab auf das wogende Meer der Kreaturen und sah, dass er sich inzwischen nah genug befand, um einzelne Gesichter zu erkennen. Wenige Meter von
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