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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn
Autoren: David Moody
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wir uns verhalten, sie werden trotzdem weiter kommen.«
    Als die Erkenntnis Emma ins Bewusstsein sickerte, trat sie vom Fenster zurück, setzte sich auf einen Stuhl und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Was sollen wir nur tun?«, murmelte sie verängstigt.
    Michael erwiderte nichts.
    Betretene Stille hielt Einzug im Zimmer, durchbrochen nur von den schauerlichen Lauten, die von draußen hereindrangen, und von Carls gequältem Stöhnen.
    »Wie geht es dir?«, fragte Michael ihn in gedämpftem Flüsterton.
    Carl antwortete nicht. Emma stand auf und beugte sich über den Verletzten. Sie musterte ihn von oben bis unten und überlegte kurz, dann ging sie wieder zu Michael.
    »Schwer zu sagen, wie es ihm wirklich geht«, murmelte sie leise, damit Carl sie nicht hören konnte. »Er ist erschöpft und hat einen Schock. Körperlich ist er nicht allzu schlimm verwundet, aber er scheint seelisch schwer angeknackst.«
    »Hat er irgendetwas zu dir gesagt?«
    »Worüber?«
    Michael schloss das Fenster und entfernte sich davon.
    »Ob er es in die Stadt geschafft hat, und falls ja, was er dort vorgefunden hat. Und warum er zurückgekommen ist.«
    Sie schüttelte den Kopf.
    »Nein. Ich denke, wir sollten –«
    Michael hörte ihr nicht zu. Stattdessen ging er hinüber zum Bett und kniete sich neben Carl, der keinerlei Reaktion zeigte. Er lag nur reglos da und starrte an die Decke.
    »Kumpel«, setzte Michael vorsichtig an. »Carl, hörst du mich?«
    Ein schmerzliches Schlucken, dann ein Nicken.
    »Alles klar mit dir?«
    »Nein«, presste er mit erschöpfter, heiserer Stimme hervor.
    Kurz schloss Carl zuckend die Augen, dann öffnete er sie wieder. Ohne den Kopf zu bewegen, schaute er zu Michael, dann zu Emma und wieder zurück zu Michael.
    »Hast du es nach Northwich geschafft?«, fragte Michael. »Bist du –«
    »Ich war dort.«
    Michael warf Emma einen Blick zu.
    »Was ist passiert? Warum bist du zurückgekommen?«
    Carl starrte wieder an die Decke. Er leckte sich über die trockenen Lippen und schluckte.
    »Es war niemand dort«, murmelte er.
    »Wo? Im Gemeindezentrum? Warst du auch im Gemeindezentrum?«
    »Sie sind weg. Es ist niemand mehr dort.«
    »Wo sind sie hin?«
    Schwerfällig stützte Carl sich auf die Ellbogen, holte tief Luft und schluckte erneut.
    »Ich glaube nicht, dass sie irgendwohin gegangen sind. Als ich dort ankam, war die Tür unversperrt. Der Saal war voller Leichen.«
    »Welchen Leichen? Denen von draußen oder ...?«
    Er schüttelte den Kopf. »Überlebende. Ich glaube, sie waren noch nicht lange tot.«
    »Was ist nur passiert?«, fragte Emma.
    »Diese Kreaturen müssen hineingelangt sein. In der Stadt sind so viele davon, dass die Überlebenden keine Chance haben konnten. Es gibt nur einen Weg ins Gebäude und keinen Hinterausgang, keinen Fluchtweg ...«
    Kraftlos sackte er aufs Bett zurück.
    »Verdammte Scheiße«, stieß Michael hervor, stand auf und durchquerte das Zimmer. Wütend trat er die Tür zu. Der jähe Knall hallte wie ein Schuss durch das Haus und versetzte die Horden der Leichen draußen neuerlich in Aufregung. Michael konnte keinen klaren Gedanken mehr fassen. Er wusste nicht, was sie tun sollten. Sie hatten eine Sackgasse erreicht, und es schien keine Möglichkeiten zu geben. Das Bauernhaus wurde belagert, und die einzige andere Zuflucht, die sie kannten – das Gemeindezentrum in Northwich – war gefallen.
    Emma spürte seine Angst und ging zu ihm.
    »Was denkst du?«, fragte sie vorsichtig, obwohl sie es eigentlich gar nicht wissen wollte. Auch ihr gingen Gedanken der Hoffnungslosigkeit durch den Kopf.
    Michael erwiderte nichts. Stattdessen drehte er sich zur Wand um, weil er nicht wollte, dass sie sah, wie ihm Tränen der Angst und Verzweiflung in die Augen traten.
    »Wir müssen doch etwas tun«, beharrte sie. »Sollen wir einfach rumsitzen und abwarten?«
    »Wir haben ja wohl keine große Wahl, oder?«, herrschte er sie an. »Wir können draußen unser Glück versuchen oder hier bleiben und abwarten, bis es wieder sicher ist. Und das wird eine verfluchte Ewigkeit dauern.«
    »Ins Haus sind sie ja noch nicht gelangt.«
    »Und was nützt uns das? Geh doch mal runter in eines der Zimmer im Erdgeschoss. Durch jedes der Fenster werden dich hunderte dieser verdammten Kreaturen anstarren. Und sobald sie einen von uns sehen, werden sie in Raserei ausbrechen, dann stehen wir wieder ganz am Anfang.«
    »Was soll das heißen?«
    »Das soll heißen, dass nur ein kleines, unvorsichtiges
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