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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn
Autoren: David Moody
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jedem Zimmer sind große Fenster. Wir können nirgendwohin, ohne von draußen gesehen zu werden.«
    »Ich weiß.«
    »Wir müssen mit dem aufbrechen, was wir haben.«
    »Ich glaube, selbst dafür bräuchten wir schon eine ordentliche Portion Glück.«
    »Wie geht es jetzt weiter?«
    Michael zuckte mit den Schultern. »Ich würde sagen, wir verschwinden mit nichts und fangen woanders neu an«, meinte er seufzend. »Wir suchen uns einen Ort, der halbwegs sicher aussieht, nisten uns darin ein und beschaffen uns Vorräte.«
    »Aber wird über kurz oder lang nicht dasselbe passieren wie hier?«
    »Wahrscheinlich.«
    Das war nicht die Antwort, die Emma hören wollte. Natürlich hatte sie damit rechnen müssen, dennoch hatte sie auf etwas ermutigendere Worte gehofft.
    »Hast du dir schon überlegt, wie wir aus dem Haus kommen sollen?«
    Abermals zuckte Michael mit den Schultern. »Wir rennen einfach los. Wir stützen Carl, beladen uns mit unserem Zeug und versuchen unser Glück. Wir werden uns den Weg erkämpfen müssen.«
    »Glaubst du, dass wir es schaffen können?«
    Ein drittes unverbindliches Schulterzucken. Danach folgte eine Weile betretenes Schweigen.
    »Sind immer noch so viele draußen?«, fragte Emma schließlich.
    »Keine Ahnung«, erwiderte Michael. »Wahrscheinlich schon. Ich habe ein paar weggehen gesehen, allerdings kommen immer noch mindestens genauso viele über die Brücke nach.«
    »Aber herein können sie nicht, oder?«
    »Vorerst nicht. Noch ist alles intakt, aber ...«
    »Was aber? Sie können doch nicht rein, oder?«, fragte sie und hoffte abermals auf Ermutigung von Michael.
    »Inzwischen sind es tausende«, fuhr er fort. »Ihre bloße Masse könnte Schaden anrichten.«
    »Ich glaube trotzdem nicht, dass sie hereinkönnen.«
    »Ich auch nicht. Andererseits hätte ich gestern um diese Zeit auch nicht gedacht, dass sie die Barriere überwinden könnten.«
    »Haben sie doch gar nicht. Wir haben sie hereingelassen.«
    »Letzten Endes spielt das keine Rolle, oder? Tatsache ist, dass sie hier sind. Genauso wenig würde es eine Rolle spielen, wie sie ins Haus gelangen. Ob sie eine Scheibe eindrücken oder wir sie durch die Vordertür lassen, wir wären in jedem Fall im Arsch.«
    »Wann schlagen wir los, Michael?«
    »Sobald wir können. Wir machen uns selbst etwas vor, wenn wir uns an die Hoffnung klammern, dass es weniger werden. Durch Warten erreichen wir gar nichts.«
    45
    Carl Henshawe
    Es ist jetzt halb neun, und ich fühle mich wesentlich besser.
    Ich weiß, dass es keinen Ausweg gibt, trotzdem fühle ich mich besser, weil ich weiß, dass bald etwas passieren wird. Wir werden nicht den Rest unserer Tage wie verdammte Gefangene hier rumhocken. Noch heute Nacht wird etwas passieren.
    Als ich auf das Haus zurannte, war ich schneller als die Leichen. Mühelos. Sie sind nur Hüllen aus Haut und Knochen. Sie besitzen keinerlei Kraft. Einzeln kann mir kein einziges dieser Dinger etwas anhaben.
    Ich sehe andauernd Sarahs und Gemmas Gesichter vor mir, und Sarah sagt mir, was ich tun soll. Sie will, dass ich mich aufraffe, dass ich kämpfe.
    Ich habe gehört, wie Emma und Michael darüber gesprochen haben, von hier zu verschwinden.
    Das können wir nur, indem wir uns den Weg nach draußen erkämpfen.
    Sobald ich bereit bin, werde ich jedem einzelnen dieser Scheißkerle da draußen zeigen, wer hier der Boss ist. Sie sind schwach, ich bin stark.
    Ich werde sie alle vernichten.
    Einen nach dem anderen.
    46
    Viertel vor zehn.
    Michael saß mit geschlossenen Augen auf einem Stuhl in der Ecke des Schlafzimmers. Er war müde und brauchte Ruhe, dennoch war an Schlaf nicht zu denken.
    Emma kauerte am Bettrand neben Carl, der nach wie vor reglos dalag. Sie hatte den Platz so gewählt, dass sie trotz der Dunkelheit beide Männer sehen konnte. Angespannt beobachtete sie beide und wartete darauf, dass entweder Michael die Augen öffnete und das Zeichen zum Aufbruch gab oder Carl das Bewusstsein vollständig wiedererlangte. Carls Zustand schien sich etwas gebessert zu haben. Er wirkte deutlich ruhiger. Zwar lag er immer noch still da, aber seine Züge wirkten unbekümmert, nahezu entspannt.
    So leise wie möglich stand sie auf und ging zum Fenster. Vorsichtig spähte sie auf den Hof hinab und sah, dass die brodelnde Masse dunkler Gestalten sich nicht verringert hatte. Der Anblick glich einem schier endlosen Meer zuckender, verwesender Schädel. Tausende versuchten mittlerweile, ins Haus zu gelangen, und wenngleich die
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