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Herbst - Beginn

Herbst - Beginn

Titel: Herbst - Beginn
Autoren: David Moody
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Tatsächlich verspürte er den Drang, auf die Leichname rings um sich einzuschlagen und einzutreten, sich den Weg zum Generator zu erkämpfen. Dies war ein Spiel mit dem Feuer. Die mentale Anstrengung war, als würde man gezwungen, sich in sengend heißes Wasser zu legen, ohne sich zu rühren. Jede Sekunde kam einer Qual gleich, doch jegliche Alternative wäre schlimmer gewesen.
    Ein weiterer Leichnam schlurfte in seinen Pfad. Den Bruchteil einer Sekunde gestattete Michael sich, in die kalten, umwölkten Augen zu sehen, ehe er rasch zu Boden blickte. Er zuckte vor Ekel zusammen, als der Kadaver mit ihm zusammenprallte. Instinktiv hob er die Hände an, um sich zu schützen. Der Rumpf der Kreatur erwies sich als brüchig und verrottet. Seine Hände durchstießen mühelos das faulige Fleisch und drangen in die Brusthöhle. Michael musste sich auf die Zunge beißen, um nicht vor Abscheu aufzuschreien; vorsichtig befreite er sich und schlich weiter auf den Schuppen zu.
    Noch vier Meter. Ein kalter Wind wehte, und prasselnder Regen setzte ein, aber Michael bekam beides kaum mit. Noch drei Meter, dann zwei. Fast am Ziel. Mit tauben, zitternden Händen griff er nach dem Türknauf. Mühsam widerstand er der Versuchung, sich schneller zu bewegen, zog langsam die Tür auf und verschwand im Schuppen. Der böige Wind erfasste die Tür und schleuderte sie zu. Der Knall, der wie ein Schuss durch die Stille hallte, ließ Michael unwillkürlich fluchen.
    Im Schuppen befand sich eine Taschenlampe, die sie bewusst für Notfälle dort gelassen hatten. Im matten Schein der schwachen Lampe betrachtete er den Generator. Es lag Tage zurück, seit sie ihn zuletzt verwendet hatten, und er betete, dass er auf Anhieb anspringen würde. Michael rief sich Carls Anweisungen ins Gedächtnis und machte sich ans Werk. Durch die im Wind auf und zu schlagende Tür sah er, dass inzwischen weitere Leichen herbeiströmten. Er legte den Schalter des Generators um, und als die Maschine kurz stotterte und erstarb, sah Michael, dass jeder einzelne der Leichname schlagartig die Richtung änderte und auf den Schuppen zuzuschlurfen begann. Abermals versuchte er, den Generator zu starten. Wieder starb der Motor ab, auch nach einem dritten Versuch. Mittlerweile einer Panik nahe nahm er einen vierten Anlauf. Endlich erwachte der Generator zum Leben und ging in ein stetes Dröhnen über. Schmutziger Rauch kräuselte sich in Schwaden durch die Nachtluft.
    Rings um das Haus und die umliegende Landschaft begannen tausende Leichname, auf das mechanische Geräusch zuzusteuern ... und somit auf Michael.
    Er hatte keine Zeit, um nachzudenken. Instinktiv trat er die Tür auf, preschte in Richtung des Hauses los und kämpfte sich einen Weg durch das dichte Meer der schwerfälligen Leichen. Um sich schlagend und tretend pflügte er auf die Hintertür zu. Als er sie erreichte und am Griff zog, packte ihn über ein Dutzend runzliger, verwesender Hände; sie krallten sich in seinen Haaren und an seinen Kleidern fest, umschlossen seine Schultern, Arme und Beine. Brüllend wand er sich, um sich zu befreien, doch es schien zwecklos. Kaum hatte er einen Leichnam abgeschüttelt, drängten etliche weitere nach. Michael spürte, wie er in das Meer der verseuchten Horde zurückgezogen wurde.
    »Michael!«, hörte er Emma kreischen. Er schaute auf und sah, dass sie hinter der verschlossenen Tür stand. Mit aller Kraft stemmte sie sich dagegen, um sie gegen die Masse der widerwärtigen Kadaver davor aufzudrücken. Michael gelang es, sich ein paar Schritte nach rechts zu bewegen und einen Arm ins Gebäude zu strecken. Mit ungeahnter Kraft und Entschlossenheit ergriff ihn Emma und zerrte ihn ins Haus. Dabei umklammerte ihn ein Leichnam besonders hartnäckig und wurde mit durch die Tür geschleift. Während Michael auf die Kreatur eintrat, schlug Emma die Tür zu und trennte einen ausgemergelten Arm ab.
    Der Leichnam auf dem Boden hörte auf, sich zu bewegen, und Michael versuchte japsend, zu Atem zu gelangen.
    »Bist du verletzt?«, fragte Emma, die regelrecht schreien musste, um sich über den Lärm der aufgewühlten Horde draußen Gehör zu verschaffen.
    Er nickte. »Ich glaube nicht«, keuchte er.
    Emma drehte sich um und spähte durch das Fenster in der Tür. Eine Masse dunkler, bedrohlicher Schatten füllte die kleine Glasscheibe.
    »Wir müssen –«, setzte Michael an, ehe ihn ein weiteres Geräusch verstummen ließ, diesmal von der Vorderseite des Hauses. Einen Lidschlag lang sah er
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