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Suehne

Suehne

Titel: Suehne
Autoren: Leif GW Persson
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    Worauf die Erzählungen der Nachbarn und die Recherche in den Datenbanken bereits hinwiesen, wurde durch die eindeutigen forensischen Beweise der bei den Kriminaltechniker noch bestätigt.
    »Ein typischer Mord im Suff, wenn du mich fragst, Bäckström«, fasste der ältere der beiden, Peter Niemi, die Sache zusammen, als er bei der ersten Sitzung die Einschätzung der Spurensicherung vortrug. Schlips, Topfdeckel und Hammer waren Eigentum des Opfers gewesen und hatten sich in der Wohnung befunden, ehe die üble Sache ihren Anfang genommen hatte. Der Schlips lag dem Opfer noch um den Hals, ordentlich unter dem Hemdkragen, aber etwa fünf Zentimeter zu fest zugezogen und dann noch unter dem Kehlkopf sicherheitshalber mit einem normalen Knoten verankert.
    In der Wohnung schienen sich zwei Personen, von denen die eine den Fingerabdrücken nach zu schließen mit dem Opfer identisch war, die Stunden vor dem Mord mit Essen und Trinken vertrieben zu haben. Leere Schnapsflaschen und Bierdosen, Gläser, aus denen Bier und Wodka getrunken worden war, Essensreste auf zwei Tellern auf dem Tisch im Wohnzimmer und dazu passende Essensreste in der kleinen Küche ließen darauf schließen, dass die letzte Mahlzeit des Opfers aus Bohnen mit Speck bestanden hatte. Die Bohnen waren fertig gekocht gewesen und - darüber gab die Plastikverpackung im Mülleimer Auskunft - am selben Tag in einem Ica-Laden in der Nähe gekauft worden. Sie waren in dem gusseisernen Topf aufgewärmt worden, dessen Deckel der Täter seinem Gastgeber im Verlauf des Abends wiederholte Male auf den Kopf geknallt hatte. Auch der Gerichtsmediziner war zu diesem Schluss gekommen. Er hatte seine Erkenntnisse dem der Obduktion beiwohnenden Kriminaltechniker, der während der Besprechung der Fahnder mit anderem beschäftigt gewesen war, dargelegt. Seine schriftliche, endgültige Stellungnahme würde eine Woche auf sich warten lassen, aber für eine vorläufige Einschätzung hatten die üblichen Schnitte und sein geübtes Auge genügt.
    »Ein Alki, wie die Polizei so schön zu sagen pflegt, wenn es um Personen wie die unseres bedauernswerten Opfers geht«, erklärte der Gerichtsmediziner, der in dieser Runde als gebildeter Mensch gelten konnte, der auf seine Ausdrucksweise Wert legte.
    Alles zusammengenommen, die Berichte der Nachbarn, die Informationen über das Opfer aus den Datenbanken, die Funde am Tatort, die Beobachtungen des Gerichtsmediziners, erklärte erschöpfend alles, was die Polizei wissen musste. Zwei Alkis, die einander gut kennen, treffen sich, um eine Kleinigkeit zu essen und bedeutend mehr zu trinken. Anschließend beginnen sie über irgendeine menschliche Sinnlosigkeit, die ihre private und gemeinsame Geschichte ausmacht, zu streiten und beschließen ihre Zweisamkeit zu guter Letzt damit, dass der eine den anderen erschlägt.
    Ganz einfach also. Es bestanden die besten Aussichten, den Täter im nächsten Bekanntenkreis des Opfers, also unter seinesgleichen, zu finden, und entsprechende Maßnahmen waren bereits ergriffen worden. Solche Morde wurden in neun von zehn Fällen aufgeklärt, und der Staatsanwalt hatte in der Regel nach spätestens einem Monat sämtliche Papiere auf dem Tisch liegen. Reine Routine also, und die Solna-Polizisten, die an dieser ersten Besprechung teilnahmen, verschwendeten keinen Gedanken darauf, Spezialisten, wie beispielsweise die Profiler oder den Kriminologieprofessor des Reichskriminalamtes, der im Übrigen nur ein paar Häuserblocks vom Opfer entfernt wohnte, hinzuzuziehen.
    Keiner der Experten hatte sich aus eigenem Antrieb gemeldet, und das war auch gut so, denn sie hätten nur das zu Papier gebracht, was alle anderen ohnehin schon zu wissen glaubten. Damit blieb es ihnen zumindest erspart, sich zu blamieren.
    Es sollte sich nämlich schon bald herausstellen, dass das, worauf die gesammelte kriminologische Erkenntnis, die polizeiliche Erfahrung sowie die normale Intuition, über die alle richtigen Polizisten verfügten, hinwiesen, katastrophal falsch war.
    »Die Fakten, Bäckström«, sagte Bäckströms oberste Chefin, die Polizeidirektorin der Polizeidirektion West, Anna Holt, als ihr Bäckström am Tage nach dem Mord den Fall vortrug.
    »Ein ganz normaler Alki«, meinte Bäckström und nickte bekümmert.
    »Okay. Du hast fünf Minuten.« Holt seufzte. Es standen noch mehr Punkte auf der Tagesordnung, wovon mindestens einer bedeutend wichtiger war als Bäckströms Fall.
     

3
    Am Donnerstag, dem 15. Mai, war die
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