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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir
Autoren: Kristina Lloyd
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Kapitel eins 
    Der Raum ist klein, überhitzt und gerammelt voll. Bunte Lichter flackern über das Kneipenpublikum hinweg; unaufhörlich stampft die Musik. Aber niemand tanzt. Alle starren wie gebannt auf die Frau, die sich zuckend auf der Bühne bewegt, sich windet und sich dabei zur Schau stellt.
    Erst denkt man, sie hat einen Catsuit an, hauteng. Aber das stimmt nicht: Sie ist nackt, und der Anzug ist eine Körperbemalung – in metallischem Blassblau, Silber und sahnigem Beige. Sehr geschickt, denn es führt dazu, dass du sie, egal ob du willst oder nicht, im Geist ausziehst, Kleidungsstücke entfernst, die gar nicht vorhanden sind, auf der Suche nach ihren Nippeln und nach einem Stückchen nackter Haut.
    Sie stolziert auf nadelspitzen Absätzen einher, trägt Handschuhe, die ihr bis zu den Ellbogen reichen, und als G-String nur eine Kette, die sich um ihre Hüften schmiegt. Ihre Scham bedeckt ein rundes Metallschild, auf dem «Kein Zutritt» steht.
    Aus dem Augenwinkel entdecke ich Ilya, der mich beobachtet. Ich sitze zwischen Lukes geöffneten Beinen auf dem Boden, lehne meinen Kopf an den Stuhl, auf dem er sitzt. Meinen Arm stütze ich auf Lukes Schenkel.
    Ilya sitzt an einem wackeligen Tischchen, von dem aus man den besten Blick im ganzen Club hat. Und für dieses Privileg musste er noch nicht einmal früher da sein: Ich musste ihm einen Platz reservieren, obwohl es hier eigentlich keine Platzreservierungen gibt. Wenn du einen Sitzplatz willst, dann kommst du eben früher als die anderen, oder du hast Pech gehabt und musst stehen.
    Um Lukes Aufmerksamkeit auf mich zu ziehen – und das tue ich mehr Ilya zuliebe als meinetwegen –, streichele ich sein Knie und lege meinen Kopf in den Nacken. Sein Schwanz lässt eine Beule in seinen Hosen erkennen, und er reagiert, wie ich es will, als er geistesabwesend seinen Finger über meinen Hals gleiten lässt. Dann schiebt Luke seine Fingerspitzen in den runden Ausschnitt meines T-Shirts. Sanft streicht er auf und ab, bewegt sich aufreizend über eine meiner Brüste. Ilya wendet seinen Blick wieder der Bühnenshow zu.
    Wie üblich frage ich mich, ob er wohl eifersüchtig ist – und ebenso routinemäßig versichere ich mir selbst, dass dies selbstverständlich nicht der Fall ist.
    Jeder schaut jetzt ganz genau hin, wie ein schwarzer Typ, der nichts anhat außer kurze schwarze Lederhosen, vor der angemalten Schlampe auf die Knie fällt. Seine Hände sind an seinem Schritt gefesselt. So lange hat sie ihn nun schon verschmäht und runtergemacht. Er beugt sich zu ihren Füßen herunter. Sein muskulöser Oberkörper glänzt ölig. Mit der Spitze eines Stilettos berührt sie seine Schulter. Theatralisch lässt er sich auf den Rücken fallen.
    Die Stroboskoplichter beginnen rhythmisch zu pulsieren, und die silberblaue Frau steht plötzlich mit gespreizten Beinen über dem kahlrasierten Kopf des Typen. Die Knie weit geöffnet, geht sie halb in die Hocke, während er sich ihr entgegenreckt und dabei seine Zunge gierig in Richtung ihrer «Kein Zutritt»-Möse ausfährt. Das wild flackernde violette Licht lässt ihre Körper zucken wie Roboter. Sie verharren, bebend, Zunge und Geschlecht nur Zentimeter voneinander entfernt; dann sackt der junge Mann in sich zusammen, gibt sich vollkommen erschöpft.
    Lukes Finger stehlen sich in meinen BH. Er streichelt aufreizend meine Brustwarze, indem er sanft darüberfährt, bis sie steif und aufrecht steht. Plötzlich bin ich total heiß auf ihn. In diesem Raum, voll von Leuten, erregen mich seine geschickten Liebkosungen aufs schärfste. Mein Herz rast im Rhythmus der wild zuckenden Lichter; die harte, schnelle Musik scheint das Blut regelrecht durch mich hindurchzupeitschen. Adrenalin und Lust durchfluten meinen Körper.
    Ich will mehr. Ich will überall auf mir Hände spüren, will seine Finger in meinem Höschen. Ich will, dass Luke zu mir auf den Boden kommt, mir die Jeans öffnet und spürt, wie unglaublich nass und angeschwollen ich bereits bin.
    Aber ich könnte das gar nicht zulassen. Denn dies hier ist eine künstlerische Darbietung und keine Orgie. Wer was zu sehen bekommen will, schaut auf die Bühne. Und nicht auf mich, die Frau, von der man sagt, dass sie diesen Club hier betreibt. Zumindest zu diesem Zeitpunkt tut das noch niemand.
    Also löse ich Lukes Hand von meinem BH, und wir schieben uns, ich voran, durch das Gedränge. Es ist so heiß hier drinnen, dass ich mich wie in den Tropen fühle. In meinem Büro ist es
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