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Gib's mir

Gib's mir

Titel: Gib's mir
Autoren: Kristina Lloyd
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versuchte, meinen Atem wieder etwas zu stabilisieren, und holte einige Male tief Luft, während nach und nach wieder etwas rationalere Gedanken in mein Hirn einsickerten. Alles war okay, ich war in Sicherheit. Ich hatte mich ein bisschen blöd benommen, aber das konnte ich jetzt nicht mehr ändern. Aber ich würde es auch nicht wieder tun.
    In der Küche goss ich mir einen großen Wodka Tonic ein und huschte dann durchs Wohnzimmer in mein angrenzendes Schlafzimmer.
    Meine Wohnung ist ziemlich übersichtlich: Alle Räume gehen mehr oder weniger ineinander über. In einem früheren Leben war das alles wohl mal ein einziger Raum – die Bildergalerie oder die Bibliothek. Bis dann jemand Wände eingezogen hatte, um alles in einzelne Wohnungen aufzuteilen. Das Ganze wirkt stabil und wie aus einem Guss, dass neue und alte Wände wirklich nicht voneinander zu unterscheiden sind. Alle haben breite Scheuerleisten, Stuckverzierungen und Kehlfugen. Eine schöne Wohnung. Ich mag sie wirklich.
    Trotzdem fühlte ich mich angespannt wie eine Uhrfeder und war weit entfernt davon, einschlafen zu können. Mein Schlafzimmer liegt zur anderen Straße hinaus und hatte zu jener Zeit bereits Gardinen.
    Ich saß auf meinem nagelneuen, soliden Kiefernholzbett, lehnte mit dem Rücken an der Wand und nippte an meinem Wodka.
    Beth Bradshaw: Jeder denkt von ihr, sie sei robust und keck, eine unabhängige junge Frau, die sich darzustellen und durchzusetzen weiß. Und häufig trifft das auch zu. Aber zu anderen Zeiten war sie nur ein verletzliches Nichts in einer großen, schlechten Welt und machte lauter wirklich dumme Sachen.
    Der Wodka lockerte meinen Körper und begann, meine Angst zu vertreiben. Obwohl ich jetzt keine Angst mehr hatte und nicht mehr so überdreht war, fühlte ich mich noch immer nicht entspannt. Ich wurde von einem untergründigen Strom von Energie durchzogen, einem merkwürdigen Antrieb beseelt – so ähnlich, als ob man als Kind eine Prüfung hat in einem Fach, von dem man weiß, das man darin gut ist: Du bist aufgeregt, nervös; du willst zeigen, was in dir steckt, aber eigentlich auch wieder nicht.
    Ich leerte mein Glas und legte mich, die Hände unter dem Kopf verschränkt, so hin, dass ich zur Decke und auf den kugelförmigen blauen Lampenschirm blickte. Immer und immer wieder ließ ich die Szene vor meinem inneren Auge ablaufen: zwei Leute, die in aller Öffentlichkeit Geheimnisse austauschen, sich ausziehen – füreinander? Voreinander? Ich wusste es nicht. War es ein dreistes Spielchen gewesen, das wir da gemeinsam aufgezogen hatten, ein harmloser Spaß? Oder war es nicht doch aggressiver gewesen, ein Abstecken von Claims, Säbelrasseln? Oder ging es tatsächlich um Geilheit?
    Himmel, er hatte wirklich einen hübschen Körper. Und, dachte ich belustigt, er hatte einen Steifen gehabt – meinetwegen, was auch immer es gewesen war, das da zwischen uns passiert war. Mit Erschrecken stellte ich fest, dass ich erregt war, und das schon seit einer ganzen Weile. Ein Kitzel, den das Erschrecken ausgelöst hatte, prickelte in meiner Möse. Sanft lächelnd schob ich mein T-Shirt hoch und ließ die Finger über meinen straffen Bauch gleiten.
    Ich fragte mich, was wohl passieren würde, wenn wir uns wiedersehen würden – an unseren nächtlichen Fenstern oder vielleicht auch auf der Straße, bei Tageslicht, vollständig bekleidet, in der Arbeitswelt. Nein, ich wollte nicht, dass das passierte. Ich wollte ihn nicht in meiner Arbeitswelt. Das brachte nichts. Hier ging es um nachmitternächtliche Phantasien; die brachten zwar auch nichts, aber das störte mich nicht.
    Meine Hand glitt höher, und ich streichelte mit genüsslicher Bestimmtheit meine Brüste. Was er wohl mit seinem Ständer gemacht hatte?, fragte ich mich. Hatte er sich einen runtergeholt, während er an mich dachte, die Frau von gegenüber mit den zerzausten Haaren, den schönen Titten und dem Gesicht, dass nicht ganz ausgewogen wirkte?
    Aber nein, wir waren ja viel zu weit voneinander entfernt gewesen, um überhaupt Details erkennen zu können, wobei ich mir sicher war, ich würde ihn schon irgendwie wiedererkennen, wenn ich ihn plötzlich aus der Nähe sehen würde.
    Meine Nippel waren steif. Ich massierte und kniff sie. Irgendwo musste ich noch einen Vibrator haben, ein schlankes goldfarbenes Ding, das ich in einer leeren Dose aufbewahrte. Aber ich war nicht sicher, wo die hingekommen war. Wahrscheinlich war sie in irgendeinem noch zugeklebten Karton mit der
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