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Hengst und Stute

Hengst und Stute

Titel: Hengst und Stute
Autoren: Sisa
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wandte mich dem Züchter zu. Dabei tief durchatmend. Ich wollte endlich den Kauf besiegeln. Und dann so schnell wie möglich von hier verschwinden.
    Doch es schien, als hätte er meine Gedanken mühelos erraten. Und er verhinderte eine Flucht schon, bevor ich mich überhaupt daran machte, sie in die Tat umzusetzen.
    „Bevor wir den Vertrag unterschreiben, möchte ich dir noch etwas zeigen …“ Er legte mir die Hand auf die Schulter und führte mich quer über den Hof, auf die Rückseite der Stallgebäude. Ich verdrängte jede Überlegung, warum diese Stelle plötzlich so seltsam prickelte – als würden dort Ameisen unter dem Stoff meines T-Shirts auf meiner Haut krabbeln. „Die Decksaison ist zwar schon fast vorüber, aber heute werden noch ein paar Stuten zum Hengst geführt …“
    Ich verstand nicht ganz, worauf er eigentlich hinaus wollte. Was würde er mir zeigen?
    Doch auf das, was sich meinen Blicken dann darbot, war ich nicht gefasst gewesen. Alles Mögliche hätte ich mir vorgestellt, aber eben … das nicht!
    Zuerst sah ich nur die glänzende, fuchsrote Stute, die von einem Helfer festgehalten wurde. Mir fiel auf, was für ein schönes, gut gepflegtes Tier es war. Aber als ich dann das schallende, trompetenähnliche Wiehern hörte, ruckte mein Kopf in die Höhe und ich starrte Andreas an. Der achtete in diesem Moment gar nicht auf mich, sondern schaute mit zusammen gekniffenen Augen in Richtung Stall und als ich seiner Blickrichtung folgte, entdeckte ich das Pferd, das soeben herangeführt wurde. Einen Hengst!
    Wirklich ein Prachtkerl – mit einem Fell, das wie Zartbitterschokolade glänzte. Den Kopf zierte eine leuchtend weiße Blesse. Den Hals trug er stolz gewölbt, den Schweif hoch. Seine Hufe trippelten auf der Stelle, so ungeduldig wurde er, nachdem er die Witterung der Stute aufnahm. Sein Pfleger konnte ihn kaum mehr halten, als er mit einem Ruck nach vorne schoss und sich der rossigen Stute näherte.
    Ich schluckte schwer und wandte mich an meinen Begleiter. „Was … was soll ich hier?“
    „Schau einfach nur zu und beobachte!“  raunte Andreas mir zu, und der Klang seiner tiefen Stimme jagte mir dabei einen Schauer über den Rücken. Einen erwartungsvollen … „Das ist ein besonderes Schauspiel, wie es sich nicht jeden Tag bietet! Die Liebe zwischen Hengst und Stute! Hast du so etwas schon einmal gesehen?“
    „Nein …“ Ich räusperte mich wieder und schüttelte benommen den Kopf. Irgendwie war es mir peinlich, in seiner Gesellschaft den Paarungsakt zu beobachten. Am liebsten wäre ich geflohen. Doch er war dicht hinter mich getreten und seine Hände langen nun schwer auf meinen Schultern, als wüßte er um meine Gedanken und wollte mich an der Flucht hindern. Ich fühlte die Wärme, die er ausstrahlte und wieder erschauderte ich.
    „Schau einfach zu … lass es auf dich wirken! Es ist die göttliche Schöpfung, was du hier zu sehen bekommst! Lust in ihrer ursprünglichsten Form!“ wisperte er mir wieder ins Ohr und war mir so nah, dass sein heißer Atem mich streichelte. Ich begann, ganz tief in mir drin zu zittern.
     
    *
     
    Etwas geschah.
    Ich konnte meinen Blick einfach nicht mehr von den Pferden abwenden.
    Der Hengst hatte die Stute jetzt erreicht und umkreiste sie schnaufend und glucksend, immer wieder rieb er seine Nüstern an ihrem Fell. Er fuhr ihr durch die flatternde Mähne, stieß leise lockende Laute aus. Rollte dabei mit den Augen und schlug heftig mit dem langen Schweif. Er war prachtvoll. Ungezähmt. Göttlich!
    Ängstlich trat die Stute auf der Stelle, wehrte sich gegen die Hand, die sie festhielt. Und als ob der Hengst spüren würde, dass sie ihn noch ablehnte, bäumte er sich kreischend auf und sprang sie von der Seite an. Sein Pfleger ließ ihn gewähren, hinderte ihn auch nicht daran, die Widerspenstige ins Genick zu beißen. Leise keuchte die Stute. Sie duckte sich und glitt unter ihm weg. Dann wartete sie wieder mit gespreizten Beinen und starrem Blick ab.
    Der Hengst tänzelte auf die andere Seite, ließ dabei seine Muskeln unter dem glänzenden Fell spielen und warf sich mächtig in die Brust. Er war Männlichkeit pur, als er erneut ein schallendes Wiehern ausstieß und sich gegen sie drängte. Die Antwort der Fuchsstute war ein leises, tiefes Schnauben. Sie stieß mit dem Kopf nach ihm und hob drohend ein Hinterbein. Sie war nicht willig, sie war nicht bereit – und nicht gewillt, dem stürmischen Werben nachzugeben. Obwohl ihre Rosse unübersehbar
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