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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen
Autoren: Thomas Adcock
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halbehrlich und hält sich nicht für etwas Besseres, als sie ist -eine miese Matrosenspelunke. Ein Bursche in einem Dreiteiler kommt hereingelatscht, und sofort versucht jemand, ihn an einen der Tische in der Nähe der Bühne zu setzen. Falls der Bursche aber schon häufiger dort war und diese Masche kennt, besteht er auf einem Barhocker an der Theke - und zwar allein. Da sitzt er dann vor einem Glas Bier für sechs Dollar, schaltet nach einem dieser harten Arbeitstage erst mal ab, bevor er nach Hause zu Frau und Gören fährt, und genießt die Show auf der anderen Seite des überfüllten Raumes. Ein halbes Dutzend Verückter und parfümierter Frauen, die meisten schon deutlich über vierzig, verdienen sich zehn Dollar die Stunde plus Trinkgeld, indem sie auf einer Bühne, die in das Lokal hinausreicht, zu Rock and Roll mit dem Hintern wackeln. Sie verstehen es ausgezeichnet, Schwangerschaftsstreifen auf Bäuchen und Hüften mit Camouflagecreme und ein paar Prisen Körperpuder zu vertuschen. Dann tritt vielleicht eine Frau, die gerade Pause hat, hinter den Burschen an die Theke, und ihr Atem ist ganz süß und ihre
    Stimme allerliebst, und sie versucht, ihm ein Gläschen abzuschmeicheln, und ihre Flasche unechter Champagner kostet zwanzig Dollar. Falls er sie ihr nicht spendiert, ist sie schnell wieder weg - Grundsatz des Hauses, nichts Persönliches -, und wenn er es doch macht, ist sie ungefähr fünf Minuten ungeheuer an seiner Lebensgeschichte interessiert, bevor sie ihn einlädt, doch mit nach hinten in eines dieser netten, gemütlichen Séparées zu kommen, wo die größere Champagnerflasche auf lockere hundert Dollar kommt. Der Bursche tut, was er tun muß.
    Aber dieser spezielle Bürotyp hatte nichts mit dieser Champagnergeschichte am Hut, nicht mal für zwanzig Bucks. Soviel verstand er davon, wie Leute in solchen Schuppen abgezockt werden. Ein verdammt harter Kunde, dieser Typ mit den teuren Schuhen und dem Collegering.
    Und so kam es, daß der Hund redete. Es ist eine krumme Tour, die in den letzten fünfzig Jahren nur sehr wenige New Yorker erlebt und von der die meisten noch nie etwas gehört haben.
    Ich selbst hockte an dieser Theke, weil ich mit Buddy-O reden mußte. Er hatte das Lokal vorgeschlagen, weil es für uns beide günstig lag, nachdem ich jetzt in der Wohnung lebte, die er direkt gegenüber seiner eigenen Bude für mich aufgetrieben hatte - und außerdem praktisch, da keiner, den einer von uns kannte, dumm genug war, ausgerechnet hier zu trinken. Wie auch immer, Buddy-O hatte mich auf dem Revier angerufen und gefragt, ob ich daran interessiert war zu hören, was in gewissen Kreisen von Hell’s Kitchen über einen kräftigen schwarzen Burschen geredet wurde, den kein Mensch kannte und der in letzter Zeit eine Menge der richtigen Fragen an einigen der richtigen Orte bezüglich der günstigsten Preise für Wunden stellte, die nicht mehr heilen. Ich sagte, ja, möglicherweise wäre ich interessiert.
    Also wartete ich darauf, daß Buddy-O aufkreuzte, als ein sich langsam bewegender Bursche hereingehumpelt kam. Er trug einen Mantel, einen schwarzen Rollkragenpullover und eine Sonnenbrille und hatte einen dieser gutmütig aussehenden Golden Retriever mit einem Geschirr an der Leine, wie es für Blindenhunde benutzt wird. Er ging zu dem schwierigen Kunden in dem dreiteiligen Anzug an der Theke und fragte: »Würde es Ihnen sehr viel ausmachen, wenn ich mich neben Sie auf diesen freien Hocker setze?«
    Irgendwas sagte mir, daß der Typ mit dem Hund gerade sein Opfer geködert hatte, das zu der Bitte des armen, unglücklichen, verkrüppelten Blinden natürlich ja sagte und ihm sogar half, auf den Barhocker zu kommen, den die Animierdame verlassen hatte. Im allgemeinen beachte ich nicht weiter, was in solchen miesen Schuppen wie diesem abgeht. Ich finde, jeder dort ist erwachsen genug und sollte in der Regel auch ohne meine Hilfe wissen, wo er sich befindet, und daß der Times Square nicht Kansas ist. Allerdings gibt es gewisse Dinge, die ich als Cop nicht ignorieren darf. Daher fühlte ich mich beruflich verpflichtet, auf diesen speziellen Trottel aufzupassen.
    »Darf ich Sie zu einem Drink einladen?« fragte der Trottel den Blinden.
    »Okay, das wäre nett, junger Mann. Ich bestelle dann den für meinen Hund.«
    »Ihr Hund trinkt?«
    »Schrecklich, nicht wahr? Und außerdem ist er gerade im Dienst. Aber trotzdem ist er ein guter alter Hund, und deshalb lasse ich ihm seine Sauferei durchgehen.«
    Der
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