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Ein Pony für Marie

Titel: Ein Pony für Marie
Autoren: Christiane Gohl
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Auf der Kirmes

    Auf jeden Fall möchte ich das Pferd für Barbie. Und den Stall dazu. Und das Auto und den Anhänger...« Marie zählte ihre Geburtstagswünsche auf, wobei sie ihre Finger zur Hilfe nahm. »Oder ist das zu viel?«, fragte sie schließlich zweifelnd. In der letzten Zeit sprachen ihre Eltern fast täglich davon, dass sie sparen müssten. Das neue Haus kostete eine Menge Geld. Womöglich blieb da gar nichts mehr übrig für Maries Geburtstag?
    »Warum schreibst du nicht einfach einen Wunschzettel?«, schlug Mama vor. Sie stand auf der Leiter und brachte lustige bunte Vorhänge vor dem Fenster in Maries neuem Zimmer an. Marie und ihr Bruder Ben, der im Nebenzimmer wohnte, konnten von hier aus in den Garten gucken. Ben schwärmte jetzt schon davon, wie er eines Tages von einem Baum aus in sein Zimmer klettern würde. Marie fragte sich allerdings, welcher Baum so schnell wachsen sollte. Bisher war der Garten noch eine ziemlich kahle Fläche. Nur ganz gelegentlich zeigte sich ein Grashalm. Zwar hatte Papa schon ein paar Obstbäume gepflanzt. Aber die bestanden nur aus dünnen Stämmchen mit ein paar vereinzelten Blättern. An Klettern war da nicht zu denken. Außerdem stand keiner davon unter Bens Zimmerfenster.
    Mama stieg jetzt von der Leiter und betrachtete ihr Werk von unten. Es schien ihr zu gefallen, sie lächelte zufrieden.
    »Opa ist ja schließlich auch noch da«, kam sie dann auf Maries Geburtstagswünsche zurück. »Der wird sicher einsehen, dass dein Pferdchen einen Stall braucht. Aber ob Barbie gleich damit verreisen muss? Vielleicht gewöhnt das Pferd sich besser erst ein und den Pferdeanhänger bekommt es dann zu Weihnachten?«
    Marie nickte. »Aber aufschreiben kann ich es doch?«, erkundigte sie sich hoffnungsvoll.
    »Aufschreiben würde ich es auf jeden Fall«, meinte Mama wichtig.
    Also verbrachte Marie den ganzen Nachmittag damit, ein großes Blatt ihres Zeichenblocks mit Bildern und Buchstaben zu bemalen. Zuletzt zeichnete sie alles noch einmal auf ein kleineres Blatt, speziell für Opa. Der war nämlich manchmal ein bisschen vergesslich. Es war besser, man gab ihm den Wunschzettel zum Behalten in die Hand, und nicht nur zum Lesen.
    Marie war ganz überrascht, als sie auf einmal Papas Auto hörte. War es wirklich schon so spät? Aber tatsächlich, unten ging die Haustür auf, und jetzt rief Mama auch nach Marie. In Windeseile packte sie die Malsachen zusammen und zog ihr buntes Lieblings-T-Shirt über. Den kleinen Wunschzettel steckte sie sorgfältig in einen Briefumschlag. Familie Meiners plante heute Abend einen Besuch auf der Kirmes und dabei würden sie Opa treffen. Marie konnte den Zettel dann gleich übergeben.
    So schnell sie konnte, sauste Marie die Treppe herunter. Mama, Papa und Ben warteten schon im Wohnzimmer. Der große Raum wirkte noch etwas kahl; die neuen Möbel sollten erst in den nächsten Tagen geliefert werden. Bis jetzt ähnelte das Wohnzimmer deshalb eher einer Turnhalle als einem Wohnraum. Marie und Ben könnten darin Fangen oder Fußball spielen, aber dann bekämen sie Ärger mit Mama. Das große Wohnzimmerfenster ließ einen ungehinderten Blick auf die Terrasse und den Garten zu. Nicht auszudenken, wenn ein Ball hindurch flöge!
    »Na, habt ihr euer ganzes Taschengeld dabei, um es sinnlos zu verjuxen?«, fragte Papa in strengem Ton, aber er lächelte dabei.
    Marie und Ben schüttelten die Köpfe. Das schafften sie fast im Takt und Marie wirbelten dabei wirre dunkelbraune Locken ums Gesicht. Ben hatte genauso krauses Haar, aber seins war kurz geschnitten.
    »Wir brauchen doch kein Geld, wenn wir Opa dabei haben«, erklärte Ben überzeugt. »Mit Opa mussten wir noch nie bezahlen, der kriegt alles umsonst auf der Kirmes.«
    Tatsächlich hatte Maries und Bens Opa viele Freunde auf dem Jahrmarkt. Opa ging nämlich keinem so langweiligen Beruf nach wie Papa in der Druckerei oder Mama im Büro. Er verdiente sein Geld auf der Kirmes, mit einem Stand voller Süßigkeiten! Im Grunde war es ein Bonbonladen auf Rädern, mit dem Opa von einem Jahrmarkt zum anderen zog. Da klappte er ihn dann auf und man konnte unter Hunderten Sorten von Bonbons, Lakritz und Weingummis wählen. 

     Außerdem gab es natürlich Lebkuchenherzen, aber am meisten mochte Marie eine seltsame, kesselartige Maschine. Sie rumpelte geheimnisvoll, wenn man sie anstellte, und wenn Opa ein Stäbchen hineinhielt, umgab es sich auf magische Weise mit Zuckerwatte. Ben mochte kandierte Äpfel lieber und
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