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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen
Autoren: Thomas Adcock
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Barkeeper füllte eine Schale mit Wasser und kippte einen Schuß Duggan's Dew Scotch dazu, stellte sie dann vor den Blinden, der sich beim Barkeeper bedankte und anschließend den Trottel bat, ob er wohl so freundlich wäre und sie dem Hund auf den Boden stellen würde. Was der Trottel natürlich machte. Und dann schlabberte der Hund das Zeug weg.
    Der Trottel zuckte mit den Achseln und machte den Eindruck, als wäre er glücklich, am nächsten Morgen eine tolle Geschichte im Büro zu erzählen zu haben, und dann setzte er sich wieder auf seinen Barhocker, schaute dem Hund beim Trinken und den Tänzerinnen beim Tanzen zu. Und dann wurde er neugierig.
    »Was dagegen, wenn ich Ihnen eine persönliche Frage stelle?« sagte er zu dem blinden Mann.
    »Ganz und gar nicht. Fragen Sie nur.«
    »Also, ich will wirklich nicht unhöflich oder taktlos erscheinen, aber wieso kommen Sie her, wenn Sie doch... also, wenn Sie gar nicht sehen können, was da oben auf der Bühne passiert? Ich meine, aus welchem anderen Grund sollte schon jemand herkommen und zahlen, was hier für miese Drinks verlangt wird, wenn er dafür nicht wenigstens Titten zu sehen kriegt?«
    »Heiliger Strohsack, ich war nicht immer blind, mein Junge! Früher war ich dauernd hier. War in dem Laden hier mal Conférencier. Heute bin ich Rentner. Ab und an schaue ich noch mal mit Rex hier vorbei, mit meinem Wunderhund, und besuche die Mädchen.«
    Und tatsächlich drängten sich dann die Animierdamen und die Tänzerinnen, die gerade Pause hatten, um den blinden Mann, gurrten und gaben Küßchen hier und Küßchen da. Und er zwickte ihnen in den Po, und sie quiekten, und all die anderen Trottel in der Bar rückten ein Stück näher. Zwei Typen, die selbst ich zuvor nicht bemerkt hatte, schoben sich dicht an die Trottel. Schmale, kleine, unauffällige Typen mit langen, flinken Fingern.
    Und dann sprach der Hund.
    »Ich kriege noch einen«, sagte Rex.
    Der Blinde und sämtliche Animierdamen sahen zu Rex hinunter, der zu ihnen aufschaute. Die Zunge des Hundes hing heraus. Komisch, daß der blinde Mann zu dem Hund hinunterschaut, dachte ich.
    Dann warf der Trottel direkt neben dem Blinden einen Blick auf Rex, und alle anderen Trottel machten das gleiche.
    Rex senkte den Kopf und sagte: »Ich hab gesagt, ich kriege noch einen, bitte.«
    Niemand außer den Trotteln war weiter überrascht, Rex sprechen zu hören. Eines der Mädchen beugte sich vor, hob die Schale vom Boden und reichte sie dem Barkeeper, der sofort einen neuen Drink mixte.
    »Was zum Teufel...?« meinte der Trottel direkt neben dem Blinden.
    Und mehrere der anderen Blödmänner sagten ungefähr das gleiche und drängten sich um den sprechenden Hund und die allgemeine Aufregung.
    »Oh, die sind wegen Rex überrascht«, sagte der Blinde zu einem der Mädchen. Dann zu den Trotteln: »Gentlemen, das hier ist ein sprechender Hund. Einer der wenigen auf der ganzen Welt.«
    Als wenn’s noch ein paar andere gäbe, dachte ich. Ich bemerkte, wie die Mädchen den schmalen, kleinen Typen mehr Platz machten, die die dicht gedrängt stehenden Trottel anrempelten.
    »He, sind Sie Bauchredner oder was?« krähte der schwierige Kunde.
    Der blinde Knabe lächelte, streckte seine Hand aus und sagte: »Tja, mein Junge, ich schätze, Ihnen kann ich nichts vormachen. Sie sind ein helles Köpfchen, das ist mal klar. Waldo ist mein Name. Hab früher auf Jahrmärkten überall im ganzen Land gearbeitet, bis ich einen schrecklichen Unfall hatte und dabei meine Gucker verlor. Heute mache ich nur noch Tricks in Bars, einfach so zum Spaß. Wie zum Beispiel meine Stimme so zu verstellen, daß es aussieht, als würde Rex hier reden. Jedenfalls, ich geb Ihnen einen aus, okay?«
    Und so wurde der Trottel, der sich nicht mit unechtem Champagner reinlegen ließ, durch die Nummer mit dem sprechenden Hund ausgenommen. Die Langfinger, die die Taschen des Trottels und des kleinen Knäuels seiner Kollegen ausgeräumt hatten, verdrückten sich schnell zu einem Seitenausgang. Waldo, der falsche Blinde, würde sein Opfer mit einem Drink beschäftigt halten, damit er nicht sofort bemerkte, daß aus seinen Taschen das eine oder andere verschwunden war. Und das Haus bekam zweifellos einen Anteil. Ich beschloß, daß ich so was unmöglich guten Gewissens direkt vor meiner Nase tolerieren konnte.
    Trotzdem hätte ich vielleicht nichts unternommen, wäre Buddy-O pünktlich gewesen, was er aber nicht war. Ich warf einen Blick auf meine Uhr und bemerkte,
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