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Hell's Kitchen

Hell's Kitchen

Titel: Hell's Kitchen
Autoren: Thomas Adcock
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Railroad) für die stark befahrene Güterverbindung zu den Städten im Norden des Staates New York angelegt, die Rohstoffe für die Fabriken und Docks auf der West Side Manhattans lieferten. Mit dem Verschwinden der meisten Produktionsunternehmen und Reedereien in New York City (ein in den Fünfzigern beginnender und sich über zwanzig Jahre erstreckender Prozeß des ökonomischen Niederganges) wurde auch die Eisenbahntrasse nicht mehr benötigt und verkam zusehends. Die Eisenbahngesellschaften gingen pleite, niemand kümmerte sich mehr um die Instandhaltung des brachliegenden Areals. Über die Jahre gab es Dutzende von Vorschlägen zur Sanierung der Trasse, dieser klaffenden Wunde urba-ner Fäulnis - dieses Dschungels, wie er von Bewohnern Hell’s Kitchens genannt wurde. Im wesentlichen konzentrierten sich diese Vorschläge auf zwei Nutzungsmöglichkeiten: Entweder sollten die bestehenden Gleisanlagen als Alternative zum Lastwagentransport für leichte Schienenfracht und/oder als Ergänzung des Bus- und U-Bahn-Systems genutzt werden, oder aber die Fläche sollte zu Bauland für gewerblichen und/oder Wohnungsbau deklariert werden. Weil sich so viele Nutzungsmöglichkeiten auf einer ungeheuren Bandbreite anbieten und die Erschließung für das damit beauftragte Unternehmen gewaltige Profite abwirft, wurde und wird der resultierende Kampf um Landerwerb und Baugenehmigungen natürlich ungeheuer scharf und extrem politisch geführt, schloß die Bürgermeister Robert Wagner, John Lindsay, Abraham Beame, Edward Koch und jetzt David Dinkins, die meisten führenden New Yorker Immobilien-Tycoons und die verschiedenen gutorganisierten Nachbarschaftsgruppen ein, die von einem solch gewaltigen Bauvorhaben betroffen waren. An ihren altruistischeren Tagen zeigen sich die Politiker für die enormen Auswirkungen eines solchen Projektes auf die Umwelt, die sozialen Strukturen, die urbane Ästhetik und Wirtschaft interessiert, die eine solche Sanierung auf die Stadt als Ganzes und auf die betroffenen Stadtteile (wie unter anderen auch Hell’s Kitchen) im speziellen hätte. An ihren viel typischeren und korrumpierbareren Tagen kann man nur ahnen, welche gewaltigen Geldsummen unter dem Tisch an Politiker gezahlt werden. Gezahlt von denjenigen, die um die Ehre (und die gewaltigen Profite) konkurrieren, dieses brachliegende Stück Manhattan zu sanieren. Der Kapitalismus in all seiner Pracht und Herrlichkeit! In den USA und besonders in New York City hat man für so etwas den Begriff political football, womit die Politik öffentlicher Behörden gemeint ist, die, im übertragenen Sinn, sehr, sehr lange Zeit herumgetreten wird, bis schließlich jemand als Sieger hervorzugehen scheint - auch wenn im Verlauf des Spieles jeder arg in Mitleidenschaft gezogen wurde.
    Womit Donald Trump - oder The Donald, wie er sich selbst gern nennen läßt - ins Spiel kommt. Mehr als jeder andere verkörpert dieser Mann die ökonomischen Exzesse der achtziger Jahre, in denen als direkte Folge des Laissez-faire-Kapitalismus unter den Präsidenten Ronald Reagan und George Bush hemmungslose Habgier regierte. Greed is good lautete die Flüsterparole der Wall Street. Donald Trump ist das perfekte Beispiel der fundamentalen Vulgarität und sozialen Ungerechtigkeit des Amerika der achtziger Jahre, in denen Substanz von Image verdrängt wurde - des Jahrzehnts, vor dem Orwell gewarnt hat. Der heute 46jährige Trump ist Sohn des Immobilienmaklers Robert Trump, der sich mit dem Bau guter, sauberer Apartmenthäuser in den Arbeiter-Boroughs Queens und Brooklyn in der Branche einen Namen gemacht hat. Der ältere Trump agierte auch politisch äußerst geschickt, unterhielt enge Verbindungen zur mächtigen Parteimaschine der Demokraten Brooklyns. Robert Trump hat der Stadt ein Vermächtnis hinterlassen: Viele Tausende solide gebauter, preiswerter Wohnungen in Stadtteilen, die sicher und bewohnbar gemacht wurden, da seine Firma stets Wert darauf legte, ihren Besitz in einem Top-Zustand zu halten. Heute wird das Geschäft des älteren Trump in Queens und Brooklyn von seinem weniger berühmten Sohn Robert Jr. fortgesetzt, der einige Jahre älter ist als Donald.
    Donald, der wie sein älterer Bruder vom Vater genügend Startkapital erhielt, um sein eigenes Immobiliengeschäft in New York zu gründen und so die Trump-Dynastie fortzusetzen, gab sich nicht zufrieden, gute Wohnungen an solchen banalen Orten wie Queens und Brooklyn zu bauen, ein guter Vermieter zu sein und gute
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