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Heißer Zauber einer Nacht

Heißer Zauber einer Nacht

Titel: Heißer Zauber einer Nacht
Autoren: Elizabeth Boyle
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haben, wenn du >nicht entjungfert und unberührt« bist.« Kit las die Worte noch einmal, einen verwunderten Ausdruck auf dem Gesicht.
    »Du hättest das nicht lesen sollen«, fuhr Georgie sie an und riss ihr die allzu aufschlussreichen Seiten aus der Hand. »Du bist zu neugierig.«
    Kit grinste und schnappte sich die Seiten wieder, bevor Georgie sie aufhalten konnte. »Und was ist, wenn du es wärst? Berührt, meine ich. Du weißt, nicht mehr unberührt, keine Jungfrau mehr.« Ihre Augen glänzten listig. »Lady Finch schreibt klar und deutlich, dass Lord Harris dich nur heiraten will, wenn du nicht mit einem solchen
    Makel behaftet bist. Wenn du nichts anderes tun musst, als die Unschuld zu verlieren, Georgie, worauf wartest du dann noch?«
    »Kathleen Oriana Escott, du solltest nichts über diese Dinge wissen, geschweige denn vorschlagen, dass deine eigene Schwester sich damit befasst«, sagte Georgie. Sie bemühte sich um ihren strengsten Tonfall, doch im Unterbewusstein tadelte sie sich selbst dafür, dass sie nicht als Erste daran gedacht hatte.
    Kit hockte sich in die andere Ecke der Fensterbank. »Bist du nicht bereits entjungfert? Das hat Tante Verena gesagt, als du an einem Morgen allein spazieren gegangen bist.«
    »Nun, ich bezweifle, dass ein einsamer Spaziergang im Park ausreichen würde.«
    »Nach dem Theater, das Tante Verena gemacht hat, hätte man meinen können, dass dich die Hälfte der Männer Londons berührt hat. Und nur weil du einen Spaziergang gemacht hast.« Kit seufzte. »Ich wünschte, wir wären noch in Penzance.«
    »Ich auch.« Das Haus ihres Onkels unterschied sich so sehr von der hellen und gemütlichen Hütte, in der Mrs Taft ihnen ein Heim eingerichtet hatte. Georgie lehnte sich auf der Bank zurück und legte ihre Wange an die kalte Fensterscheibe. Die Kälte drang bis in ihre Seele.
    Selbst, wenn es möglich war, in einer Nacht entjungfert zu werden, würde es sie von dem Leben ausschließen, das sie gehofft hatte, eines Tages zu finden.
    Tief in ihrem Herzen hatte sie sich stets erträumt, schließlich ihr eigenes kleines Stück Liebe zu finden. Das gleiche Gefühl zu erleben, das sie empfand, wenn sie die großen Schiffe aus Penzance fort in den herrlichen Sonnenuntergang segeln gesehen hatte, auf der Reise in exotische Länder und zu Abenteuern, die sie sich nur vorstellen konnte.
    Wenn Captain Taft im Hafen gewesen war, hatte er den beiden Mädchen auf seinem Schiff freien Lauf gelassen. Während dieser kostbaren Wochen hatte Georgie in ihren Träumen schwelgen und sein Schiff, die Stjbaris , in unzählige exotische Länder »segeln« lassen können.
    Ihre Fantasie wurde weiter beflügelt durch die ausschweifenden Abenteuergeschichten des Seemannes. Seine wilde Mannschaft schloss die verwaisten Mädchen in ihr Herz und verwöhnte sie wie eine Schar nachsichtiger Onkel. Von ihnen lernten Georgie und Kit alles über Knoten und Leinen, erhielten einen Einblick in Seekunde und kletterten in Schwindel erregende Höhen auf den Hauptmast, bis sie schließlich mit ihrem Wissen und Können viele der Männer beschämten.
    Und des Nachts, wenn unzählige Sterne funkelten, schickte Georgie fast ebenso viele Gebete zum Himmel mit der Hoffnung, dass sie eines Tages einen Mann fände, der ihre abenteuerlichen Träume und ihren Wunsch, ferne Länder zu bereisen, billigte. Er sollte sie von England fortbringen und von der Armut und Tristesse, die ihr Leben bestimmten.
    Auf dem Deck des Schiffes, das in ferne Länder segelte, würde ihr Bewunderer sie hingerissen anschauen und sie lieben um ihretwillen, nicht wegen ihrer Jungfräulichkeit.
    Er würde sie lieben, wie sich ihre Eltern geliebt hatten.
    Ihr Onkel konnte so viele hässliche Behauptungen über ihre Eltern aufstellen wie er wollte, doch sie kannte die Wahrheit - sie hatten sich zutiefst geliebt. Ihr tragischer Tod war das Ergebnis von Verrat gewesen, jedoch nicht von gegenseitigem.
    Immer, wenn sie an jene schreckliche Nacht dachte, in der ihre Eltern gestorben waren, zwang sie sich, daran zu denken, wie ihre liebe Mutter sie in ihr Bettchen gebracht und ein leises, beruhigendes Gebet auf Französisch gesprochen hatte, während ihr Vater im Mantel an der Tür des Kinderzimmers gestanden hatte, in der Hand eine Laterne. Die restlichen Erinnerungen an diesen schicksalhaften Abend bewahrte Georgie tief verschlossen in ihrem Herzen, denn sie fürchtete sie mehr als diese bevorstehende Heirat.
    Wie bei ihren Eltern hatte es den Anschein,
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