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Heißer Zauber einer Nacht

Heißer Zauber einer Nacht

Titel: Heißer Zauber einer Nacht
Autoren: Elizabeth Boyle
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beleidigt anzusehen. »Ich höre zu. Und ich stelle Fragen ... Wenn du nicht immer nur herumsitzen würdest, die Nase in ein Buch gesteckt oder in deinen Atlas vertieft, würdest du mitbekommen, worüber die Dienstmädchen reden. Dieser Haushalt ist sehr schlecht geführt. Äußerst schlampig. Offenbar bestiehlt das Personal Onkel Phineas und Tante Verena seit Jahren.« Kit winkte ab. Dann warf sie einen Blick zu der alten Uhr auf dem Kaminsims, die laut tickte. »Wir müssen bis nach elf warten, denn laut Stubenmädchen braucht das Küchenmädchen mindestens drei oder vier Gläser, um benebelt einzuschlafen.«
    Kit grinste, und Georgie erkannte, dass ihre Schwester sie mit ihrer gefährlichen Idee ansteckte.
    Entjungferung. Allein der Gedanke Heß sie erschauern.
    Da sie nicht auf Partnersuche gehen durfte, würden auch ihre Träume von Liebe und Abenteuer unerfüllt bleiben. Und sie konnte genauso gut eine Nacht am Rande der Gesellschaft verbringen und sich in die Arme der Ungehörigkeit werfen.
    Tanzen. O Gott, sie würde Tanzschuhe brauchen. Und so viel mehr. Georgie blickte auf ihre Schuhe hinab und runzelte die Stirn. Ihr altmodisches Popelinekleid trug sie jetzt fast vier Jahre. Vor kurzem war es schwarz gefärbt worden, zu Ehren der verstorbenen Mrs Taft. Sie war wie eine Mutter für sie gewesen und hatte es verdient, betrauert zu werden. Georgie wusste, dass sie mit einem schlecht sitzenden, unzureichend gefärbten Kleid kaum in einen Saal mit elegant gekleideten Frauen passen würde.
    Man würde sie für ein armes Dienstmädchen halten, nicht für eine Schönheit, die es zu erobern galt.
    »Ich habe nichts anzuziehen«, sagte sie und unterbrach Kits Litanei, wie sie sich genügend Münzen vom versteckten Taschengeld ihrer Tante ausleihen konnten, um für die Droschkenfahrt und die vielleicht nötige Bestechung eines der Diener bezahlen zu können.
    Bei dieser ernüchternden Bemerkung verstummte Kit, jedoch nur um Atem zu holen. »Oh, verflixt!« Sie sprang zurück auf die Fensterbank. »Zu schade, dass Tante Verenas Kleider dir nicht passen, denn sie hat mehr als genug vulgäres Zeug, um sämtliche gefallenen Frauen Londons zu kleiden. Wenn wir nur einige dieser Frauen kennen würden, denn ich habe gehört, dass sie Kleider entbehren können, obwohl ich nicht die geringste Ahnung haben, warum sie feine Sachen besitzen, wenn sie doch nur billiges Popeline und Kammwolle tragen.
    Wenn wir nur einige dieser Frauen kennen würden ...
    Georgie blickte ihre Schwester nachdenklich an. Oh, sie hatten eine gekannt.
    Mrs Taft.
    Ihre Pflegemutter hatte zehn Jahre als eines der höchstbezahlten Freudenmädchen in Marseille verbracht, bevor sie ihren englischen Mann, Captain Taft, kennen gelernt hatte. Er hatte sie vom Fleck weg geheiratet und ihrer unrühmlichen Vergangenheit entrissen. Sie hatten einander sehr geliebt bis zu jenem Tag vor zwei Jahren, als die Sybaris nach Penzance zurückgekehrt war - mit der schrecklichen Nachricht, dass der Captain in einem Sturm umgekommen war.
    Das Liebesglück der Tafts war den Schwestern zugute gekommen, denn das Paar hatte sie wie geliebte Nachkommen behandelt, anstatt sie wegen der zusätzlichen Einnahme wie Pflegekinder zu erdulden.
    Mrs Taft hatte zwar nicht die modernsten Tanzschritte gekannt, aber sie hatte viele Männer gekannt und es für ihre Pflicht gehalten, ihre Erfahrungen an Georgie weiterzugeben.
    Deine Mutter - sie ruhe in Frieden - sollte diejenige sein, die dir dies sagt, hatte sie gesagt. Aber weil sie verstorben ist, wirst du mit meinen Erklärungen auskommen müssen. Es ist zuträglich, mehr zu wissen als die meisten, denn in den Armen einer erfahrenen Frau ist ein Mann am schwächsten.
    Und nicht nur gute Ratschläge hatte Mrs Tafts ihnen gegeben, Sie hatte erlaubt, dass die Mädchen ihre Sammlung eleganter, skandalöser Kleider anzogen, die sie aus ihrer Vergangenheit verwahrt hatte.
    Sie waren jetzt zweifellos unmodern, aber sie waren französischer Herstellung und von guter Qualität - gerade die richtige Mischung aus Eleganz und Koketterie. Denn Mrs Taft war nicht irgendeine Bordsteinschwalbe bei den Docks gewesen, sondern eine hochbegehrte Dame, deren Zeit und Dienste viel gekostet hatten. Davon gaben die feine Seide und die kostbare Stickerei der Kleider Zeugnis.
    Und jedes dieser Kleider würde Georgie passen. Jedenfalls für eine Nacht.
    »Nun, ja, ich habe es für eine gute Idee gehalten«, sagte Kit.
    »Das ist es immer noch.« Georgie lief durch
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