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Heißer Zauber einer Nacht

Heißer Zauber einer Nacht

Titel: Heißer Zauber einer Nacht
Autoren: Elizabeth Boyle
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    Kapitel 1
    London, 1799
     
    A ngesichts der Beweise und Dokumente, die diesem Gericht vorliegen, bleibt mir nichts anderes übrig, Captain Danvers, als Euch von allen Pflichten und Verpflichtungen gegenüber der Marine Seiner Majestät zu entbinden.« Mit diesen Worten klopfte der Erste Seelord mit seinem Hammer auf die Richterbank. Der folgende dumpfe Laut klang, als würde ein letzter Nagel in einen Sarg geschlagen. Dann herrschte beklommenes Schweigen.
    Die Versammelten im Gerichtssaal der Admiralität waren soeben Zeugen der Beendigung einer der brillantesten Karrieren der Marine geworden.
    Die meisten bezweifelten, dass sie jemals wieder in ihrem Leben einen so steilen und fatalen Abstieg miterleben würden. Jeder im Saal, ob Offizier oder Matrose, sprach im Stillen ein Dankgebet, weil es nicht seine Haut war, die ausgepeitscht wurde, nicht sein Leben, das auf den Grund des eisigen Atlantik sank. Denn die meisten der Versammelten waren der Ehre und dem Kodex der See verpflichtet, den geschriebenen und ungeschriebenen Gesetzen, gegen die Captain Colin Danvers schändlich verstoßen hatte. Niemand zweifelte die verdammenden Beweise seines Verrats und seiner Falschheit an. Nicht einmal Nelson, der den Captain all diese Jahre unterstützt und gefördert hatte, war angesichts der unwiderlegbaren Tatsachen für ihn eingetreten.
    So sah die Zukunft, einst strahlend hell wie der Polarstern, für Captain Danvers jetzt trübe und düster aus.
    Unehrenhaft aus der Marine entlassen.
    All sein Prisengeld beschlagnahmt.
    Als das Urteil verkündet wurde, herrschte atemlose Stille. Captain Danvers stand mit gestrafften Schultern und kerzengerade vor dem Marinegericht. Obwohl er soeben ausgestoßen worden, und sein Geld, eine Summe, die jeden im Saal neidisch machte, beschlagnahmt war, trotzte er seinen Richtern mit der gleichen Unbeugsamkeit, die ihn ins Verderben gestürzt hatte.
    »Ist das alles, meine Lords?«, hatte er die Frechheit zu fragen.
    Der Erste Seelord brauste zornig auf. »Ihr könnt Euch glücklich preisen, dass Ihr nicht am Galgen baumelt, Ihr unverschämter Draufgänger.«
    Einige Männer nickten zustimmend. Wahrhaftig, ein anderer Mann hätte gehangen, bevor der Tag vorüber gewesen wäre. Durch Beziehungen in der Verwandtschaft war ihm das erspart geblieben.
    Danvers, der verräterische Bastard, hatte vor kurzem die Baronie seines Vaters geerbt. Und obendrein war der Großvater des Captains mütterlicherseits der Duke of Setch field, mit dem sich nur wenige Leute anzulegen wagten.
    Nein, die Admiralität konnte Captain Danvers nicht hängen, doch die Strafe, die sie verhängt hatte, war ebenso wirkungsvoll.
    Sie hatten den Mann von der See weggeholt. Aus der Gesellschaft verbannt. Aus einem standesgemäßen Leben gerissen. Zu einem Leben an Land verdammt, das er von jetzt an in einer Hölle von Abscheu, Spott und Verachtung verbringen musste.
    Eine Glocke kündigte das Ende der Sitzung an, und die drei Richter erhoben sich gleichzeitig.
    Danvers verneigte sich elegant vor ihnen, machte fast ein Schauspiel daraus. Dann, als wäre ihm soeben das Kommando über die gesamte Flotte übergeben worden, marschierte er mit hoch erhobenem Kopf aus dem Saal. Die Menge bildete eine Gasse für ihn. Er schritt an den gesenkten Blicken vorbei, an den geflüsterten Bemerkungen und der offenen Feindseligkeit derjenigen, die ihm den Rücken zuwandten. Doch es war, als nähme er nichts davon wahr.
    »Ich will verdammt sein«, bemerkte ein alter Captain Stunden später in einem Offiziersclub, »wenn der Bastard nicht beim Verlassen des Saals gegrinst hat wie der Teufel persönlich.«
     
    Georgiana Escott stand vor der Tür des Esszimmers ihres Onkels und wappnete sich gegen die bevorstehende Konfrontation. Der Brief in ihrer Hand, in dem ihre jüngste Demütigung durch ihren lieblosen Verwandten in groben Zügen dargestellt wurde, war der Tropfen, der das Fass zum Überlaufen brachte. Sie hatte es endgültig satt, unter dem Desinteresse und Geiz ihres Onkels zu leiden.
    Wenn nur Mrs Taft nicht gestorben wäre!, dachte sie. Dann würden sie, Georgie, und ihre Schwester Kit noch sicher und geborgen bei ihr in ihrem Haus in Penzance wohnen, in das sie ihr Onkel vor elf Jahren nach dem Tod ihrer Eltern in Pflege gegeben hatte.
    Damals hatte Onkel Phineas nichts mit seinen verwaisten
    Nichten zu tun haben wollen. Warum machte er denn jetzt all dieses Theater?
    Wenn jemand an diesem Debakel schuld war, dann der
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