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Heiße Tage auf Hawaii

Heiße Tage auf Hawaii

Titel: Heiße Tage auf Hawaii
Autoren: A. A. Fair
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Korb und wandte sich zornbebend an mich: »Donald«, grollte sie, »du weißt sehr wohl, daß ich nicht einfach Zusehen kann, wie das alles verdirbt. Ich werde es aufbrauchen.«
    »Verschenk es doch«, riet ich ihr.
    »An wen?«
    »An irgend jemanden, der hungrig aussieht.«
    »Auf diesem Schiff sieht niemand hungrig aus. Und außerdem: Wen kenne ich so gut, daß ich ihm Waren im Werte von vierundzwanzig Dollar und siebzehn Cent schenke?«
    »Da ist doch der Polizeibeamte aus Denver«, stichelte ich. »Dieser Edgar Larson. Du könntest damit den Grundstein für eine Freundschaft legen.«
    Bertha erwiderte nichts mehr, warf mir noch einen grimmigen Blick zu und zog dann mit dem Korb in Richtung ihres Salons ab.

5

    Ich kam absichtlich etwas zu spät zum Abendessen und stellte fest, daß wir zu sechs Personen an einem Tisch saßen. Während der ersten Stunde einer Seereise werden alle Leute, wie sich auch jetzt wieder zeigte, von einer gewissen Befangenheit ergriffen. Man möchte freundlich sein und weiß doch nicht so recht, wie man es anstellen soll. Jeder gibt sich reserviert und wartet darauf, daß der andere den ersten Schritt zur Annäherung tut.
    »Guten Abend«, sagte ich, als ich mich setzte. »Mein Name ist Lam. Ich schätze, wir werden jetzt einige Tage am gleichen Tisch sitzen.«
    Norma Radcliff war die Rothaarige zu meiner Linken, ein Mädchen mit unruhigen, boshaften blauen Augen, etwa siebenundzwanzig Jahre alt. Sie wirkte auf mich, als hätte sie bereits alle Fragen gehört und wüßte auf die meisten die richtige Antwort.
    Mir zur Rechten saß ein Mädchen, das sich als Phyllis Eaton vorstellte. Sie war blond und schien dem männlichen Geschlecht sehr zugetan zu sein. Genau mir gegenüber hatte ein gewisser Sidney Selma Platz genommen, ein typischer Blender, dessen Eleganz sich bei genauem Hinsehen als trügerisch erwies. Ich schätzte, daß die junge Dame neben ihm, Rosa Flaxton, vermutlich als erste zu Tisch gekommen war. Sie war etwas mollig, Anfang Dreißig, freundlich und gutmütig.
    Der sechste Tischgenosse war Edgar Larson. Ein drahtiger Mann mit zusammengekniffenen Lippen, etwa vierzig Jahre alt. Seine Stirn war hoch, die Augen wässerig; er trug einen grauen Anzug und eine graue Krawatte. Man sah sofort, daß er nicht auffallen wollte; aber gerade das machte ihn verdächtig. Sobald ich ihn sah, wußte ich, daß er nicht zufällig an diesem Tisch saß.
    Das Spiel, das ich zu spielen gedachte, ließ sich gut an. Selma schien ganz in seinem Element. Er erzählte über sich selbst, seine Vergangenheit, seine weltweiten Erfahrungen. Niemand fräste ihn, womit er seinen Lebensunterhalt verdiene, und er sprach auch nicht darüber. Er gab sich als verwöhnter Sohn reicher Eltern, so daß ich mich fragte, ob er damit nicht etwas Bestimmtes bezwecke. Er konnte genausogut Lockvogel für einen Glücksspielklub sein oder gar Zuhälter. Ich kam zu der Auffassung, daß Sidney Selma sich noch vor Ende der Reise als Ärgernis erweisen werde.
    Inspektor Larson folgte der Unterhaltung fast nur mit den Augen. Jedesmal, wenn jemand zu sprechen begann, sah er den Betreffenden
    aufmerksam mit seinen grauen Augen an. Gelegentlich lächelte er vage. Während der ganzen Mahlzeit sprach er kaum mehr als zehn Worte.
    Später begab er sich an Deck und promenierte dort eine Weile; aber es war nicht sehr angenehm draußen, da ein eisiger Wind blies. Das Meer wurde zusehends unruhiger, und die Passagiere, die nicht recht wußten, was sie mit sich anfangen sollten, verschwanden nach und nach in ihren Kabinen.
    Da hatte sich Bertha aber gründlich geirrt, als sie meinte, Norma Radcliff würde sich gleich an mich hängen, um niemandem sonst eine Chance zu geben!
    Der Kellner hatte die Mahlzeit so serviert, daß wir alle fast zur gleichen Zeit fertig waren und aufbrachen. Norma hatte angekündigt, sie würde jetzt ihre Sachen auspacken und dann noch etwas an Deck gehen.
    Ich trieb mich eine Weile draußen herum und wartete auf sie. Da es mir aber zu kühl wurde, ging ich in meine Kabine, stellte die Heizung an und setzte mich bequem in einen Sessel, um zu lesen.
    Gegen neun Uhr hämmerten Berthas massive Knöchel gegen die Tür.
    »Komm nur herein!« rief ich.
    Bertha schob sich durch die Tür und schlug sie hinter sich zu. »Was tust du denn hier?«
    »Ich lese, wie du siehst.«
    »Du sollst doch Norma Radcliff schöne Augen machen, hast du das vergessen?«
    »Und du hast mir gesagt, ich solle es ihr überlassen, die
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