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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt
Autoren: Georgette Heyer
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Buxted ernst, „dass du viel zu viel Geschmack hast, um meinem Onkel so tief verpflichtet sein zu wollen."
    „Ach, papperlapapp!", rief sie zornig aus. „Bitte sehr, warum sollte ich ihm nicht verpflichtet sein? Schließlich ist es doch wirklich nichts als seine Pflicht!"
    Seine Oberlippe schien noch länger zu werden, wie immer, wenn ihm etwas missfiel; er sagte mit Einhalt gebietender Stimme: „Ich kann deine Enttäuschung verstehen, möchte aber glauben, dass du eine Gesellschaft hier, in deinem eigenen Heim, viel unterhaltsamer finden wirst als eine riesige Veranstaltung im Alverstoke-Palais, wo du bestimmt mehr als die Hälfte der Gäste gar nicht kennen würdest."
    Seine zweite Schwester, Maria, die an ihr eigenes Debüt dachte, war ebenso empört wie Jane und konnte sich nicht zurückhalten. Sie wartete kaum ab, bis er seine gemessene Rede beendet hatte, und fragte ihn auch schon, warum er denn einen solchen Unsinn zusammenrede. „Unterhaltsamer, hier einen knickrigen, lächerlichen Ball mit nur fünfzig Gästen abzuhalten, statt ihr Gesellschaftsdebüt im Alverstoke-Palais zu feiern? Du bist wohl nicht ganz richtig im Kopf", sagte sie Seiner Gnaden.
    „Es wird das Allerschäbigste daraus, denn du weißt ja, wie Mama ist! Wenn aber mein Onkel einen Ball gäbe, denk bloß, wie prunkvoll das wäre! Einfach Hunderte von Gästen, und alle miteinander allerersten Standes! Austern und Geleespeisen und Chantillies und Cremes ..."
    „Auch zum Ball eingeladen?", warf Carlton mit plumpem Humor ein.
    „Und Champagner!", stimmte Jane ein, ihn überhaupt nicht beachtend. „Und ich hätte oben an der großen Treppe gestanden, mit Mama und dem Onkel, in einem weißen, mit Rosenknospen aufgeputzten Satinkleid und rosa Gaze und einem Kranz!"
    Diese wunderbare Vision ließ ihr die Tränen in die Augen steigen, erweckte jedoch weder bei Maria noch bei Carlton Begeisterung. Maria wandte ein, dass sie mit ihren Sommersprossen und ihrem sandfarbenen Haar recht komisch aussehen würde; und Carlton sagte, er staune, dass seine Schwestern so viel von weltlichem Tand hielten.
    Keine würdigte das einer Antwort. Als er aber noch hinzufügte, er seinerseits sei froh, dass sich Alverstoke geweigert hatte, den Ball zu geben, waren sie genauso erzürnt wie Mama, nur viel stimmgewaltiger. Also ging er und ließ seine Schwestern, die seine Langweiligkeit bedauerten, über Rosenknospen und rosa Gazeschleier streiten. Nur in dem einen Punkt waren sie einer Meinung: dass sich ihr Onkel zwar abscheulich benahm, doch sicherlich sei es Mamas Schuld gewesen, weil sie ihn aufgebracht hatte - woran keine der beiden jungen Damen auch nur einen Augenblick lang zweifelte.

2. KAPITEL
    Als der Marquis wenig später sein Haus betrat, fiel sein Blick als Erstes auf einen Brief, der auf einem der beiden Konsolentischchen aus Ebenholz und Goldbronze lag. Die Anschrift war in großen, schwungvollen Buchstaben geschrieben, und die blassblaue Oblate, die das Schreiben versiegelte, war nicht aufgebrochen, da Mr. Charles Trevor, der vortreffliche Sekretär des Marquis, auf einen Blick erkannt hatte, dass es von einer der zarten Schönheiten stammte, die zeitweise die sprunghafte Aufmerksamkeit Seiner Gnaden fesselten. Alverstoke übergab Hut, Handschuhe und den verschwenderisch mit Schultercapes versehenen Kutschiermantel, der Miss Kitty Buxteds Bewunderung erregt hatte, den Händen des wartenden Lakaien, nahm den Brief an sich und schlenderte damit in die Bibliothek. Als er die Oblate brach und das kreuz und quer beschriebene Blatt entfaltete, stieg Ambraduft in seine empfindliche Nase. Sein Gesicht nahm einen Ausdruck des Widerwillens an, er hielt den Brief auf Armeslänge von sich ab und tastete nach seinem Monokel. Flüchtig überflog er das Schreiben und warf es dann ins Feuer. Fanny, entschied er, wurde allmählich unerträglich langweilig. Eine blendende Erscheinung, aber wie so viele erstklassige Kurtisanen bekam sie nie genug. Jetzt wollte sie ein Paar cremefarbener Pferde für ihren Landauer - vergangene Woche war es ein Diamantkollier gewesen.
    Das hatte er ihr geschenkt, und es würde als Abschiedsgeschenk dienen.
    Der widerliche Duft, mit dem sie ihren Brief besprengt hatte, schien an seinen Fingern zu haften. Er wischte sie eben sorgfältig ab, als Charles Trevor hereinkam.
    Der Lord blickte auf, und als er den fragenden Blick seines Sekretärs sah, erklärte er ihm sehr freundlich, dass er Ambra nicht ausstehen konnte.
    Mr. Trevor
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