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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt
Autoren: Georgette Heyer
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gelassen, hätte ich mich verpflichtet gefühlt, dich mit durchzuschleppen." Er schaute spöttisch auf sie herunter. „Ja, ich weiß, du möchtest mir auf der Stelle erzählen, dass du keinen roten Heller besitzt - die schnöde Wahrheit jedoch ist, dass du recht gut dastehst, meine liebe Louisa, aber der hemmungsloseste Geizhals bist, den ich kenne. Und widere mich ja nicht damit an, von Zuneigung zu reden. Du hast für mich nicht mehr übrig, als ich für dich."
    Durch diesen Frontalangriff völlig aus der Fassung gebracht, stammelte sie: „Wie kannst du nur so etwas sagen? Wo ich dir doch wirklich aufrichtig zugetan bin!"
    „Da täuschst du dich selbst, Schwester: nicht mir, sondern meiner Börse!"
    „Oh, wie kannst du nur so ungerecht sein? Und was meine guten Verhältnisse betrifft, kann ich behaupten, dass du, mit deiner rücksichtslosen Verschwendungssucht, erstaunt wärst zu hören, dass ich gezwungen bin, strikteste Sparsamkeit walten zu lassen! Was glaubst du wohl, warum ich nach dem Tod Buxteds aus unserem wunderschönen Haus in der Albemarle Street ausgezogen bin und jetzt in diesem abseits gelegenen Haus lebe?"
    Er lächelte. „Da nicht der geringste Grund für diesen Umzug bestand, kann ich nur annehmen, dass deine unheilbare Liebe zum Knausern dich dazu bewog."
    „Wenn du damit meinst, dass ich gezwungen war, meine Ausgaben einzuschränken ..."
    „Nein, sondern dass du der Versuchung einfach nicht widerstehen konntest, es zu tun."
    „Mit fünf Kindern, die auf mich angewiesen sind ..." Sie brach ab, von dem spöttischen Ausdruck seiner Augen gewarnt, dass es unklug wäre, sich über dieses Thema weiter zu verbreiten.
    „Eben!", sagte er mitfühlend. „Wir werden uns jetzt lieber trennen, nicht?"
    „Manchmal glaube ich", sagte Lady Buxted mit unterdrückter Heftigkeit, „du bist das hassenswerteste, unnatürlichste Geschöpf, das je gelebt hat! Ja - hätte sich Endymion an dich gewandt! Dann wärst du zweifellos die Gefälligkeit in Person gewesen!"
    Diese bitteren Worte schienen den Marquis sehr zu treffen, aber nach einem verblüfften Augenblick riss er sich zusammen und empfahl seiner Schwester mit schwankender, doch besänftigender Stimme, sich mit einem Beruhigungsmittel zu Bett zu begeben. „Denn du bist völlig aufgelöst, glaube mir! Lass dir versichern: Falls mich Endymion je bitten sollte, ihm zu Ehren einen Ball zu geben, dann werde ich Schritte unternehmen, ihn entmündigen zu lassen!"
    „Oh, wie grässlich du bist!", rief sie aus. „Du weißt sehr gut, dass ich nicht gemeint - was ich gemeint habe, war ... dass ..."
    „Nein, nein, erkläre es mir nicht!", unterbrach er sie. „Das ist wirklich ganz unnötig!
    Ich verstehe dich ganz genau - ja, und das schon seit Jahren! Du - und vermutlich auch Augusta - habt euch eingeredet, dass ich eine besondere Vorliebe für Endymion hege ..."
    „Dieses - dieses Mondkalb!"
    „Du bist zu streng - er ist bloß schwer von Begriff!"
    „Ja, wir wissen alle, dass du ihn entschieden für einen Musterknaben an Vollkommenheit hältst!", sagte sie böse und zerknäulte ihr Taschentuch in den Händen.
    Er hatte träge sein Monokel am Ende des langen Bandes hin- und hergeschaukelt, aber dieser Einwurf ließ es ihn zum Auge hochheben, damit er das flammend rote Gesicht seiner Schwester betrachten konnte. „Welch seltsame Deutung meiner Worte!", bemerkte er.
    „Erzähle mir doch nichts!", erwiderte Lady Buxted, jetzt in voller Fahrt. „Was dein kostbarer Endymion auch immer will, er bekommt es um nichts und wieder nichts!
    Deine Schwestern hingegen ..."

    „Ich unterbreche dich zwar ungern, Louisa", murmelte Seine Gnaden nicht ganz aufrichtig, „aber das halte ich für äußerst zweifelhaft. Ich bin nämlich durchaus nicht wohlwollend."
    „Und gibst du ihm vielleicht keine Apanage, wie? O nein, wirklich!"
    „Also das ist es, was dich so in Rage bringt, ja? Was für ein wirres Geschöpf du doch bist! In dem einen Augenblick schmähst du mich, dass ich meiner Familie gegenüber schäbig bin, und im nächsten fährst du auf mich los, weil ich meine Verpflichtung meinem Erben gegenüber einhalte!"
    „Diesem Klotz!", stieß sie hervor. „Wenn der Chef der Familie werden sollte - das ertrage ich einfach nicht!"
    „Na, rege dich doch darüber nicht jetzt schon auf!", empfahl er ihr. „Sehr wahrscheinlich wirst du es gar nicht ertragen müssen, denn wie die Chancen stehen, stirbst du früher als ich. Wie du weißt, bist du mir fünf Jahre
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