Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt
Autoren: Georgette Heyer
Vom Netzwerk:
Fassung, und es gelang ihr mit heldenhafter Anstrengung, das Lächeln zurückzuzwin-gen und halbwegs amüsiert zu sagen: „Du Elender! Ich lasse mich einfach nicht von dir in Wut bringen! Ich möchte mich mit dir über Jane unterhalten."
    „Wer, zum Teufel, ist - o ja, jetzt hab ich's! Eine deiner Töchter!"
    „Meine älteste und, wenn ich dich erinnern darf, deine Nichte, Alverstoke!"
    „Das ist ungerecht, Louisa, daran brauche ich nicht erst erinnert zu werden!"
    „Ich lasse das liebe Kind in dieser Season debütieren", verkündete sie, den Einwurf übergehend. „Ich werde sie natürlich bei einem der Empfänge bei Hof vorstellen - falls die Königin noch welche abhält. Aber es heißt, ihre Gesundheit sei jetzt so schlecht, dass ..."
    „Da wirst du etwas gegen ihre Sommersprossen tun müssen - wenn es diejenige ist, die ich für Jane halte", unterbrach er sie. „Hast du es schon mit Zitronenwasser versucht?"
    „Ich habe dich nicht hergebeten, um Janes Äußeres zu erörtern!", fuhr sie ihn an.
    „Nun, warum hast du mich denn hergebeten?"
    „Um dich zu bitten, ihr zu Ehren einen Ball zu geben - im Alverstoke-Palais!", enthüllte sie ihm und nahm die Hürde mit einem Satz.
    „Was soll ich?!"
    „Ich weiß sehr gut, was du sagen willst, aber überlege doch nur, Vernon! Sie ist nun einmal deine Nichte, und was wäre für ihren Einführungsball geeigneter als das Alverstoke-Palais?"
    „Dieses Haus hier!", erwiderte er prompt.
    „Oh, sei nicht so unliebenswürdig! In diesem Raum könnten bestimmt nicht mehr als dreißig Paare tanzen, und stell dir bloß das ganze Getue und die Schererei vor!"
    „Die stelle ich mir ja eben vor", sagte Seine Gnaden.
    „Aber das ist doch nicht zu vergleichen! Ich meine doch hier, wo ich sämtliche Möbel aus meinem Salon fortschaffen müsste, ganz abgesehen davon, dass der Speisesaal für das Souper und das Wohnzimmer als Damengarderobe benützt werden müssten ... hingegen das Alverstoke-Palais, in dem ein so prachtvoller Ballsaal ist! Überdies, es ist auch mein Elternhaus!"
    „Es ist aber auch mein Heim", sagte der Marquis. „Mein Gedächtnis lässt mich zwar gelegentlich im Stich, aber ich kann mich noch sehr lebhaft an das erinnern, was du so treffend als Getue und Schererei bezeichnest - damit waren die Bälle verbunden, die dort für Augusta, dich und Eliza gegeben wurden. Und daher, teure Schwester, lautet meine Antwort: Nein!"
    „Hast du eigentlich gar kein Gefühl?", fragte sie tragisch.
    Er hatte eine emaillierte Schnupftabakdose aus der Tasche gezogen und studierte nun kritisch die Malerei auf dem Deckel. „Nein, überhaupt keines. Ich frage mich, ob ich einen Fehler gemacht habe, als ich das hier kaufte? Damals gefiel es mir, aber jetzt finde ich es doch eine Spur zu kitschig." Er seufzte und öffnete die Dose mit einem geübten Daumendruck. „Und ganz bestimmt mag ich diese Mischung nicht", sagte er, schnupfte eine winzige Prise und wischte sich die Finger mit dem Ausdruck des Abscheus ab. „Du wirst natürlich sagen, ich hätte auch klüger sein sollen, als mir von Mendlesham seine Sorte aufdrängen zu lassen, und da hast du völlig recht; man sollte sie sich immer selbst mischen." Er stand auf. „Also, wenn das alles ist, dann will ich mich von dir verabschieden."
    „Es ist nicht alles!", stieß sie hervor und war sehr rot geworden. „Ich wusste natürlich, wie es ausgehen würde - oh, ich hab es ja gewusst!"
    „Das stelle ich mir auch vor, aber warum, zum Teufel, hast du dann meine Zeit verschwendet ..."
    „Weil ich gehofft habe, dass du wenigstens einmal im Leben etwas - wenigstens etwas Gefühl zeigen würdest, ein bisschen Fingerspitzengefühl für das, was du deiner Familie schuldig bist! Ja, wenigstens eine Spur Zuneigung zu der armen Jane!"
    „Vergebliche Liebesmüh, Louisa! Mein Mangel an Gefühl bringt dich doch schon seit Jahren zur Verzweiflung. Ich hege nicht die geringste Zuneigung zu deiner armen Jane, die ich nur äußerst schwer erkennen würde, sollte ich sie unversehens treffen.
    Und dass die Buxteds zu meiner Familie gehören, ist mir neu."
    „Gehöre ich denn nicht zu deiner Familie?", fragte sie. „Vergisst du, dass ich deine Schwester bin?"
    „Nein. Es ist mir nie vergönnt gewesen, das vergessen zu dürfen. Oh, reg dich nur nicht schon wieder auf - du hast keine Ahnung, wie hässlich du aussiehst, wenn du in eine deiner Aufregungen gerätst! Tröste dich mit meiner Versicherung: Hätte Buxted dich auf dem Trockenen
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher