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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt
Autoren: Georgette Heyer
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taktvoll, Schritt für Schritt loszusteuern, machte sie diese unumwundene Frage wütend und brachte sie aus dem Konzept. Sie zögerte. Mit einem Glitzern in seinen harten grauen Augen schaute er auf und sagte:
    „Also?!"
    Sie war nicht gezwungen, ihm sofort zu antworten, denn eben kam ihr Butler mit Erfrischungen herein, die seiner Meinung nach jetzt passend waren. Während er das schwere Tablett auf einem Seitentisch abstellte und den Marquis im vertraulichen Ton des alten Hausfaktotums informierte, er habe sich erlaubt, sowohl den Mountain wie den Sherry hereinzubringen, hatte Lady Buxted Zeit, sich zu sammeln.
    Etwas grollend vermerkte sie, dass es ihrem Bruder beliebte, sie in Reithose und Stiefeln zu besuchen - einem Anzug, der bedauerlicherweise genauso formlos war wie sein Eintritt in den Salon. Dass seine Stiefel glänzend poliert, sein Halstuch äußerst sorgfältig gelegt und der Schnitt seiner wie angegossen sitzenden Jacke offenkundig von Meisterhand stammte, erhöhte nur ihren Verdruss. Wäre ihm wie alles Übrige auch seine Erscheinung gleichgültig gewesen, dann hätte sie ihm verzeihen können, dass er es nicht für nötig hielt, ihr zu Ehren den für Morgenbesuche vorgeschriebenen Anzug zu tragen. Aber ein Mensch, der immer so elegant aussah wie er und dessen Stil von so vielen modebewussten Herren kopiert wurde, konnte modische Vorschriften unmöglich übergehen. Ja, sie hatte ihn einmal in einem Anfall von Erbitterung gefragt, ob ihm überhaupt an irgendetwas außer seiner Kleidung läge. Worauf er sich die Frage lange überlegt und dann erwidert hatte, dass zwar seine Kleidung natürlich an erster Stelle stehe, aber auch an seinen Pferden läge ihm viel.
    Er war zu dem Tischchen hinübergegangen, und als sich der Butler zurückgezogen hatte, wandte er sich um und fragte: „Sherry, Louisa?"
    „Mein lieber Vernon, jetzt könntest du wirklich schon wissen, dass ich Sherry nie anrühre!"
    „Wirklich? Aber ich habe ja ein so entsetzlich schlechtes Gedächtnis!"
    „Nicht, wenn du dich an etwas erinnern willst!"
    „Nein - dann nicht!", stimmte er ihr zu. Er sah zu ihr hinüber, und beim Anblick ihrer zusammengepressten Lippen und der Zornesröte lachte er plötzlich auf. „Was für ein Dummkopf du doch bist, teure Schwester! Ich habe noch nie einen Fisch geangelt, der bereitwilliger angebissen hätte als du! Was also darf es sein? Malaga?"
    „Ich nehme ein halbes Glas Ratafia, wenn du ihn mir netterweise einschenken wolltest", antwortete sie steif.
    „Das geht mir zwar sehr gegen den Strich, aber ich werde so nett sein. Was für ein scheußliches Getränk zu dieser Stunde! Das heißt, eigentlich immer", fügte er nachdenklich hinzu. Er reichte ihr das Glas; sein Gang war gemächlich, doch elastisch wie der des geborenen Sportlers. „Also, worum geht es diesmal? Schleich nicht um den heißen Brei herum! Ich will nicht, dass sich meine Pferde erkälten."
    „So setz dich doch endlich", sagte sie zornig.
    „Schön, aber um Himmels willen, fasse dich kurz!", antwortete er und wählte den Lehnstuhl an der anderen Seite des Kamins.
    „Es hat sich zufällig ergeben, dass ich deine Hilfe benötige, Alverstoke", sagte sie.
    „Das, liebe Louisa, habe ich befürchtet, als ich deinen Brief las", erwiderte er mit abscheulicher Liebenswürdigkeit. „Natürlich hätte es auch sein können, dass du mich herbeorderst, um mir eine deiner Standpauken zu verpassen. Aber du hast deine Botschaft derart liebevoll abgefasst, dass ich diesen Verdacht fast sofort verbannte und mir daher nur die andere Version blieb: Du willst, dass ich etwas für dich tue."
    „Wenn ich recht verstehe, dann sollte ich froh sei, dass du dich an meine schriftliche Einladung zu einem Besuch überhaupt erinnerst!", sagte sie und starrte ihn zornig an.

    „Du kannst dir nicht vorstellen, Louisa, wie sehr es mich reizt, deine Dankbarkeit mit einem geziemenden Grinsen entgegenzunehmen!", sagte er. „Aber man soll mir nicht nachsagen können, dass ich mich mit fremden Federn schmücke: Trevor hat mich hergejagt."
    „Soll das heißen, dass Mr. Trevor meinen Brief gelesen hat?", fragte Lady Buxted empört. „Dein Sekretär?"
    „Ich habe ihn ja dazu angestellt, meine Briefe zu lesen", erklärte Seine Gnaden.
    „Doch nicht diejenigen, die dir deine Nächsten und Liebsten schreiben!"
    „O nein - die natürlich nicht!", sagte er zustimmend.
    Ihr Busen wogte. „Du bist der abscheu..." Sie biss sich auf die Lippen, rang sichtlich um
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