Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Titel: Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament
Autoren:
Vom Netzwerk:
»Na und?«
    Parker fluchte wieder: »Ich habe versucht, aus dieser Rotznase was herauszukriegen, aber der Bengel verrät kein Sterbenswörtchen. Er sagt, er werde nur vor einem FBI-Mann auspacken.« Der Lieutenant zuckte die Schultern. »Was sollte ich machen?«
    »Ist schon gut, Lieutenant. Es ist zwar nicht unser Fall, aber wenn ich schon einmal hier bin, kann ich mich auch nützlich machen. Wo ist der Junge?«
    »Er sitzt im Führerhaus des Einsatzwagens. Sergeant Hemers ist bei ihm.«
    Wir verließen den Hof, der zu einer kleinen schmuddeligen Kneipe mit Namen Harper’s Inn gehörte, und traten auf die Straße. Die Cops vom zuständigen Revier bemühten sich, den Hofeingang von Neugierigen freizuhalten. An der Bordsteinkante parkte der Einsatzwagen der Mordkommission.
    Lieutenant Parker öffnete den Schlag: »Hier haben Sie unseren Kronzeugen.« Hinter dem Lenkrad saß ein etwa 14jähriger Junge, der interessiert sämtliche Knöpfe und Hebel der Armaturen ausprobierte. Den Beifahrersitz füllte die massige Gestalt von Detective Sergeant Hemers aus.
    Parker räusperte sich und sagte: »Ich habe dir deinen Wunsch erfüllt, mein Junge. Dies hier ist Mr. Cotton vom FBI. Und jetzt erzähl, was du weißt.«
    Der Junge blickte mich trotzig an. »Woher soll ich wissen, daß er vom FBI ist? Das kann jeder sagen. Er soll mir seinen Ausweis zeigen.«
    Ich zückte meine Dienstmarke mit dem FBI-Wappen.
    Der Junge studierte die Marke lange und eingehend. »Okay«, sagte er schließlich, »ich glaube, Sie sind in Ordnung.«
    »Und wie wäre es, wenn du einmal deine Marke vorweisen würdest?« gab ich zurück.
    Er begriff sofort: »Ich heiße Jimmy Rohan. Wir wohnen in dem Haus neben der Kneipe.«
    »Aha«, sagte ich, »und wieso bist du nicht im Bett?«
    »Was?« Er sah mich verständnislos an. »Ich meine, was macht ein Junge in deinem Alter nachts um zwei Uhr auf der Straße?«
    In seinen Augen trat ein trotziger Ausdruck: »Ich dachte, Sie würden nicht so blöde Fragen stellen wie die von der City Police.«
    »Schon gut, Jimmy, lassen wir das! Der Lieutenant sagte mir, du wüßtest etwas sehr Wichtiges, was mit dem Mord zusammenhängt. Willst du es mir sagen?« Jimmy nickte wichtig. »Klar, deshalb habe ich Sie ja holen lassen. Weil das ein Fall ist, für den das FBI zuständig ist.« Ich schüttelte den Kopf. »Du irrst, Jimmy. Wenn in New York ein Mann ermordet wird, so ist das ein Fall für die City Police. Es sei denn, der Mann käme aus einem anderen Bundesstaat.«
    Der Junge nickte aufgeregt. »Weiß ich. Aber wenn nun seine Mörder aus einem anderen Staat kommen, dann ist doch das FBI genauso zuständig?«
    »Ja.«
    »Na, also. Und Whistling Tates Mörder sind nicht aus New York.«
    »Moment mal, mein Junge, immer schön eins nach dem anderen. Der Ermordete heißt also Whistling Tate. Das ist ein Spitzname. Warum wurde er so genannt?«
    »Na, weil er immer pfiff. Oder er spielte Mundharmonika. Tate war sehr musikalisch.«
    »Wie war denn sein richtiger Name?«
    Jimmy zuckte die Achseln. »Keine Ahnung. Hier nannten ihn alle nur Whistling Tate.«
    »Schön. Was trieb er, wovon lebte er?«
    »Er hatte keine regelmäßige Arbeit. Manchmal half er Tom Harper beim Aufräumen des Lokals. Dafür bekam er dann einen Drink. Wenn er genug getrunken hatte, spielte er den Leuten was auf der Mundharmonika vor. Die spendierten ihm dann noch einen Whisky. In der letzten Zeit hatte er das aber nicht mehr nötig. Da hatte er mehr Geld als in dem ganzen Jahr zuvor. Tate bekam es von drei Männern, mit denen er sich traf.«
    »Was waren das für Männer, Jimmy? Erzähl mir alles, was du über sie weißt!«
    »Großkotzig waren sie, richtig feine Pinkel. Ich meine, wie die angezogen waren, allererste Klasse. Und einen ganz tollen Schlitten fuhren sie auch. Jawohl, den ganz neuen Chevy, den mit der superlangen Schnauze.«
    »Warum traf sich Tate mit diesen Männern?«
    »Weiß ich nicht. Aber nachdem sie hier gewesen waren, hatte er Geld. Er hat mir sogar einen Dollar gegeben.«
    Ich schaute dem Jungen fest in die Augen. »Hör zu, Jimmy, niemand verschenkt heutzutage etwas. Wenn Tate von den Männern Geld erhalten hat, dann muß er ihnen etwas dafür gegeben haben. Das können ebensogut Gegenstände wie Informationen gewesen sein. Oder hattest du den Eindruck, daß die Männer nur Mitleid mit Tate hatten, weil er ein so armer Teufel war?«
    Jimmy zögerte. »Nee, bestimmt nicht. Sie waren nicht sehr freundlich zu ihm. Einer wollte ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher