Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament

Titel: Jerry Cotton - 0592 - Ein Bettler macht kein Testament
Autoren:
Vom Netzwerk:
»Weißt du noch, dieses Lokal in Chicago, wie hieß es doch gleich? Du Weißt doch, dort, wo der verrückte alte Knabe mit seiner Trompete die Gäste unterhielt.« Harper hatte sich vorgebeugt und musterte mich scharf. Es war gut, daß ich in der Mordnacht das Lokal nicht betreten hatte, sonst hätte er mich womöglich wiedererkannt. So aber sagte er nach einer Weile: »Den Jux hätte ich Ihnen auch bieten können. Sie kommen aber leider etwas zu spät.«
    »Ach ja? Hatten Sie einen Stehgeiger?« Ich mimte den Interessierten.
    »Das nun nicht gerade. Aber mein Lokal hatte eine gewisse Berühmtheit dadurch erlangt, daß Whistling Tate hier verkehrte. Er war der beste Mundharmonikaspieler weit und breit.«
    »Aha. Und jetzt hat er das Lokal gewechselt«, sagte Phil.
    »Nein, das Hemd. Er liegt im Leichenschauhaus.«
    Phil stieß einen Pfiff aus. »Donnerwetter, ist ihm was passiert?«
    »So kann man es auch nennen. Irgendein Dreckskerl hat ihm ein Messer in die Brust gejagt. Gestern nacht haben sie ihn gefunden. Er lag auf dem Hof nebenan.«
    »Wer hat ihn denn ermordet?« fragte ich.
    »Keine Ahnung. Und ich bin ganz froh, daß es so ist. Es ist nicht gesund, wenn man zuviel weiß.« Dann schien ihm einzufallen, daß er in Gegenwart von Fremden schon zuviel gesagt haben könnte. Er blickte mißtrauisch von Phil zu mir und wieder zu Phil: »Seid ihr etwa Bullen?« Ich stieß meinen Freund mit dem Fuß an und sagte: »Nein.«
    »Reporter?«
    Ich wollte wieder nein sagen, aber Phil kam mir zuvor. »Vertreter.«
    Ich machte einen neuen Vorstoß: »Hat denn die Polizei gar keine Anhaltspunkte?« '
    »So gut wie keine. Aber es scheint irgendwie mit Tates Mundharmonika zusammenzuhängen, soviel ich weiß. Ich habe Tate immer gepredigt, er solle das Ding wegwerfen und sich eine neue kaufen. Die mußte ja Unglück bringen.« Jetzt waren Phil und ich wirklich neugierig. »Wieso?« fragten wir wie aus einem Mund.
    Harper beugte sich noch näher heran. Wie ein Verschwörer flüsterte der Wirt: »Tate hatte die Mundharmonika vor vielen Jahren von einem Sterbenden bekommen. Es klebte sogar noch Blut daran. Ich war zwar nicht dabei, denn damals kannte ich Tate noch nicht. Er hat es mir später aber erzählt. Gut zehn Jahre wird es her sein.«
    »Tolle Geschichte«, bemerkte Phil. »Aber ich sehe immer noch keinen Zusammenhang zwischen der Mundharmonika und dem Mord. Daß sie Unglück bringen würde, war doch nur eine Vermutung von Ihnen.«
    Tom Harper lächelte überlegen. »Stimmt, es war eine Vermutung, aber eine, die sich bestätigt hat. Der Mörder hat Tate nämlich die Mundharmonika abgenommen und ihm eine andere in die Tasche gesteckt.«
    Ich hatte nicht übel Lust, Harper zu fragen, woher er das wisse. Als die Sache mit der Harmonika passierte, war er nicht dabeigewesen. Ich unterließ die Frage jedoch.
    »Dann hatte es der Mörder also weniger auf Tate als auf das Instrument abgesehen«, kombinierte Phil.
    »Das glaube ich auch«, nickte Harper, »der Alte hätte das Ding freiwillig wohl nicht herausgerückt. Er hatte nämlich den Tick, die Mundharmonika sozusagen nur als Leihgabe zu betrachten. Wenn sie jemand haben wollte, sagte er immer, er könne sie nicht hergeben, weil sie ihm nicht gehöre und er sie jemand anders geben müsse. Wer dieser geheimnisvolle Jemand ist, hat er aber selbst mir nie verraten.«
    Von dem, was Harper uns gerade erzählt hatte, stand im Protokoll nicht ein Wort. Dennoch war ich überzeugt, daß er die Wahrheit sagte. Wie der kleine Jimmy schien er zu den Leuten zu gehören, die der Polizei gegenüber kaum den Mund aufmachen. Oder hatte er einen Grund, der Polizei sein Wissen, das immerhin von Bedeutung war, zu verschweigen?
    ***
    Jim Hillers kam grunzend zu sich. Starker Benzingeruch umgab ihn. Er blinzelte vorsichtig in die Runde. Was er sah, verwirrte ihn. Er befand sich in einem Wagen, konnte sich aber nicht erinnern, wie er hierhergekommen war.
    Sein Kopf schmerzte unerträglich. Der Wagen stand, und draußen war es dunkel. Hillers stellte fest, daß er nicht allein war. Neben ihrn lag eine reglose Gestalt in den Polstern, und vorn auf dem Beifahrersitz befand sich ebenfalls ein Mann, der entweder tot oder besinnungslos war. Das mußten Tony und Jesse sein. Jim wollte gerade den Mund aufmachen, als ihm Ritchie Garrick einfiel.
    Schlagartig erinnerte er sich an die Unterredung mit Rosebud und an das, was er Garrick auf getragen hatte. Wie erstarrt blieb Hillers sitzen. Garrick mußte
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher