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Heiratsmarkt

Heiratsmarkt

Titel: Heiratsmarkt
Autoren: Georgette Heyer
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den Ernst aus Mr. Trevors Gesicht. „Das werden Sie nie, Sir", sagte er schlicht. „Und eine Verpflichtung ist es nicht - zumindest meiner Meinung nach. Nur dachte ich, Sie möchten es gern wissen."
    „Oh, wirklich? Meiner Erfahrung nach ist dieser Satz immer, wenn er geäußert wird, das Vorspiel zu irgendetwas, das ich lieber nicht weiß."
    „Das stimmt", sagte Mr. Trevor. „Aber ich möchte, dass Sie diesen Brief doch lesen.
    Ich habe nämlich Miss Merriville versprochen, dass Sie es tun werden!"
    „Und wer ist Miss Merriville?", frage Seine Gnaden.
    „Sie sagte, Sie wüssten es, Sir."
    „Charles, Sie sollten mich wirklich besser kennen, als anzunehmen, dass ich mir die Namen aller ..." Er schwieg und runzelte die Stirn. „Merriville", wiederholte er nachdenklich.
    „Ich glaube, Sir, irgendeine Verwandte von Ihnen."
    „Sehr entfernt verwandt! Was, zum Teufel, will sie denn?"
    Mr. Trevor reichte ihm einen versiegelten Brief. Der Marquis nahm ihn, sagte aber streng: „Es geschähe Ihnen ganz recht, wenn ich ihn ins Feuer werfen würde und es Ihnen überließe, der Dame zu erklären, wie es kam, dass Sie doch nicht imstande waren, dafür zu sorgen, dass ich ihn lese!" Er brach das Siegel und öffnete den Brief.
    Als er ihn gelesen hatte, sah er auf und richtete den Blick in gequälter Frage auf Mr. Trevor. „Sind Sie eigentlich ein bisschen unpässlich, Charles? Gestern Abend gebummelt und heute nicht so ganz in Ordnung?"
    „Nein, natürlich nicht!", sagte Mr. Trevor entsetzt.
    „Also - wieso benehmen Sie sich, um Himmels willen, plötzlich so eigenartig?"
    „Ich bin ganz in Ordnung! Das heißt ..."
    „Nein, das kann nicht stimmen. In den drei Jahren unseres Beisammenseins haben Sie es noch nie versäumt, mich bei meinen zudringlichen Verwandten zu verleugnen.
    Aber die Armen unter ihnen auch noch zu ermutigen ..."
    „Das sind sie bestimmt nicht, Sir! Sie dürften vielleicht nicht gerade reich sein, doch ..."
    „Arme Verwandte", wiederholte Seine Gnaden energisch. „Wenn man bedenkt, dass schon meine Schwester glaubt, sie lebe am Grosvenor Place abseits von der Welt, was kann man dann von Leuten halten, die sich zur Upper Wimpole Street bekennen? Und wenn ...", er warf einen Blick auf den Brief, „und wenn diese F. Merriville die Tochter des einzigen Familienmitglieds ist, das ich am allerwenigsten gekannt habe, dann können Sie sich darauf verlassen, dass sie keinen roten Heller besitzt und hofft, ich würde so nett sein und diesen Zustand kurieren."
    „Nein, nein!", sagte Mr. Trevor. „Ich hoffe, ich weiß Besseres, als solche Leute zu ermutigen!"
    „Ich auch", stimmte ihm Seine Gnaden zu. Er hob fragend eine Braue. „Freunde von Ihnen, Charles?"
    „Ich habe sie noch nie zuvor im Leben gesehen, Sir", antwortete Mr. Trevor steif.
    „Ich darf Euer Gnaden versichern, dass ich es für sehr ungehörig hielte, Freunde von mir Ihrer Aufmerksamkeit aufzudrängen."
    „Na, na, nehmen Sie es nicht so krumm! Ich wollte Sie wirklich nicht kränken", sagte Alverstoke milde.
    „Nein, Sir, natürlich nicht!", gab Mr. Trevor besänftigt zu-rück. „Entschuldigen Sie bitte! Die Sache ist so - nun, vielleicht erkläre ich Ihnen lieber, wie es kam, dass ich Miss Merriville kennenlernte."
    „Tun Sie das!", sagte Alverstoke einladend.
    „Sie überbrachte den Brief persönlich", eröffnete ihm Mr. Trevor. „Die Kutsche hielt an, als ich gerade das Haus betreten wollte - Sie haben mir heute ja sehr wenig zu tun gegeben, und da dachte ich, Sie würden nichts dagegen haben, wenn ich ausginge, um mir einige neue Halstücher zu kaufen."
    „Wer hat Sie wohl auf solch einen Gedanken gebracht?"
    Wieder entlockte er seinem gesetzten Sekretär ein Grinsen. „Sie, Sir. - Nun, kurz und gut, Miss Merriville, mit dem Brief in der Hand, stieg aus der Kutsche, als ich eben die Stufen hinaufging. Daher ..."
    „Aha!", warf Alverstoke ein. „Kein Lakai! Und wahrscheinlich ein Mietwagen."
    „Das, Sir, entzieht sich meiner Kenntnis. Jedenfalls fragte ich sie, ob ich zu Diensten sein könnte - sagte ihr, dass ich Ihr Sekretär bin - und wir kamen ins Gespräch - und ich sagte, dass ich Ihnen ihren Brief übergeben würde, und - nun ja ..."
    „Darauf sehen würde, dass ich ihn auch lese", ergänzte Alverstoke. „Beschreiben Sie mir diese Zauberin, Charles!"
    „Miss Merriville?", sagte Mr. Trevor, offensichtlich verlegen. „Nun, ich habe sie mir nicht so genau angesehen, Sir! Sie war sehr, sehr höflich und natürlich
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