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Heiratsantrag auf Portugiesisch

Heiratsantrag auf Portugiesisch

Titel: Heiratsantrag auf Portugiesisch
Autoren: Penny Jordan
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auf den ersten Blick erkannt, dass die blonde Frau keine Portugiesin war.
    Das ist also die Frau meines Vaters … meine Stiefmutter . Als sie in das zarte Gesicht sah, erkannte sie sofort den Schmerz und die tiefe Trauer darin. Ja, diese Frau hatte ihren Vater geliebt. Shelleys Herz zog sich zusammen, als sie den traurigen Blick der Frau sah, die zuerst sie und dann Jaime anblickte.
    „Miss Howard will uns anscheinend schon wieder verlassen“, sagte Jaime kurz. „Ich versuche gerade, ihr klarzumachen, dass dies nicht ratsam ist. Zum einen gibt es im Dorf kein Hotel und keinen Gasthof, zum anderen kommt der Anwalt morgen, um das Testament ihres Vaters mit ihr zu besprechen.“
    Ihre Stiefmutter war nun zum ersten Mal gezwungen, Shelley direkt anzusehen.
    „Sie sind also Philips Tochter. Ihr Vater …“ Tränen stiegen ihr in die Augen, und sie wandte den Blick ab. Jaime ließ Shelleys Arm los und ging zu seiner Mutter. Seine offensichtliche Sorge um sie stand in so scharfem Kontrast zu der Art, wie er Shelley behandelte, dass ihre Wut auf ihn noch weiter zunahm.
    Fast wäre es aus ihr herausgeplatzt: Wie unfair man sie behandelte, dass sie nichts von ihrem Vater gewusst und ebenfalls gelitten hatte. Doch Vorsicht und Zurückhaltung waren ihr zur zweiten Natur geworden, und so schwieg sie. Diesem Mann gegenüber würde sie sich keine Blöße geben. Wenn sie Schwäche zeigte, so würde er triumphieren. Natürlich würde er seine Freude unter dem Mantel der Höflichkeit verbergen, aber in seinem Inneren würde er seinen Sieg auskosten.
    Erneut ging die Tür auf, und ein junges Mädchen kam herein. Sie schien weniger abweisend als Jaime zu sein, auch wenn sie ihm ähnlich sah – die gleichen dunklen Haare und der leicht gebräunte Teint. Das musste ihre Stiefschwester sein.
    Jaime sagte etwas auf Portugiesisch zu ihr, woraufhin die junge Frau Shelley einen kurzen Blick zuwarf, dann ihre Mutter sanft am Arm nahm und hinausführte.
    „Ich kann Ihnen nur dringend davon abraten, heute Abend noch abzureisen“, wandte er sich nun wieder Shelley zu. „Natürlich kann ich Sie nicht zwingen, hierzubleiben, aber wie ich vorhin schon erwähnte, kommt der Anwalt morgen. Er hat einiges mit Ihnen zu besprechen.“
    „Und ich habe einiges mit ihm zu besprechen“, brach es aus ihr heraus. „Gut, Excelentíssimo “, der Sarkasmus war nicht zu überhören, „dann bleibe ich bis nach dem Gespräch. Und glauben Sie mir, ich nehme Ihre Einladung ebenso ungern an, wie Sie sie aussprechen.“
    Bevor er etwas erwidern konnte, machte sie auf dem Absatz kehrt und ging die Treppe hinauf. Sie war noch immer durstig, hätte ihn aber niemals auch nur um ein Glas Wasser gebeten. Wie sie ihn hasste! Als sie ihr Zimmer betrat, bemerkte sie, dass sie die Hände zu Fäusten geballt hatte und ihre Nägel Abdrücke in den Handflächen hinterließen.
    Sie hatte sich gerade hingelegt, als sie ein kurzes Klopfen an der Tür vernahm. Erschreckt setzte sie sich auf und straffte die Schultern, als die Tür aufging und ihr Stiefbruder ein Tablett mit Tee und Sandwiches hereintrug. Damit hatte sie nicht gerechnet, und ihr Herz klopfte schneller, als er sich ihr näherte und das Tablett neben ihr abstellte.
    Als spürte er ihr Erschrecken, sagte er spöttisch: „Auch wenn Sie hier vielleicht nicht willkommen sind, so ist es doch nicht unsere Art, Gäste einfach verhungern zu lassen.“
    Der Gedanke an eine Tasse Tee war verlockend. Dennoch kam ihr nur ein kurzes „Dankeschön“ über die Lippen. Sie war viel zu erregt, um sich mit mehr als einem Wort für sein zuvorkommendes Verhalten zu bedanken.
    Dass er ihr nach diesem Streit überhaupt etwas zu essen und zu trinken brachte, machte sie fassungslos. Aber vielleicht sind Südländer solche lautstarken Auseinandersetzungen eher gewohnt als ich, ging es ihr durch den Kopf. Dabei war er ihr bei ihrer ersten Begegnung gar nicht aufbrausend erschienen, ganz im Gegenteil. Sie hatte ihn für einen kühlen und beherrschten Mann gehalten.
    „Meine Mutter bittet um Entschuldigung dafür, Sie nicht persönlich begrüßt zu haben. Ihnen ist sicher aufgefallen, dass sie in keiner sehr guten Verfassung ist. Sie trauert noch sehr.“
    „Anders als ich, meinen Sie.“
    Da war sie wieder, die Verachtung in seinem glühenden Blick, als er seine Hände auf ihrem Bett abstützte und sich über sie beugte.
    „Das haben Sie gesagt.“ Unverfroren fuhr er fort: „Aber da Sie es nun ausgesprochen haben, kann ich mir
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