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Heiratsantrag auf Portugiesisch

Heiratsantrag auf Portugiesisch

Titel: Heiratsantrag auf Portugiesisch
Autoren: Penny Jordan
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aufgeschlagen hatte. Aber den Schreck, der ihr in die Glieder fuhr, als sie ihren Namen las, spürte sie noch deutlich. Immer wieder ging sie die Annonce durch und fragte sich, wie die renommierte Anwaltskanzlei Macbeth, Rainer & Buccleugh dazu kam, ausgerechnet nach ihr zu suchen.
    Erst am darauffolgenden Mittwoch rief sie die Londoner Nummer an und vereinbarte einen Termin für denselben Nachmittag. Zu ihrer Überraschung war Charles Buccleugh noch recht jung, um die vierzig. Er begrüßte sie mit einem charmanten Lächeln. Zahlreiche Familienfotos standen auf seinem Schreibtisch.
    Als er den Namen ihres Vaters nannte, wäre sie am liebsten aufgesprungen und davongelaufen. Doch ihre Selbstbeherrschung gewann die Oberhand. Ihr ganzes Leben lang hatte sie sich immer wieder gesagt, dass sie kein Einzelfall sei und es unzählige unerwünschte Kinder gab.
    Ihre Großmutter hatte ihr die traurige Geschichte über die Ehe ihrer Eltern erzählt. Man war mit der Wahl der Tochter nicht einverstanden gewesen, wie sie immer wieder betonte. Es hatte kein gutes Ende nehmen können. Als Shelleys Vater erfuhr, dass seine junge Frau schwanger war, begann er, sie zu vernachlässigen. „Wochenlang ist er einfach verschwunden. Deiner Mutter hat er gesagt, dass er Arbeit sucht. Aber ich habe ihm nicht geglaubt. Zum Glück hat dein Großvater das tragische Ende nicht mehr miterlebt.“
    Shelley wusste, dass der Großvater vor ihrer Geburt gestorben war und ihr Vater ihre neunzehnjährige Mutter sitzen gelassen hatte.
    „Ich habe es kommen sehen. Er war zu egoistisch. Hat sich nur für seine Malerei interessiert und gar nicht versucht, eine anständige Arbeit zu finden. Es hat deiner Mutter das Herz gebrochen, als er einfach so verschwand. Meine arme Sylvia. Und dann starb sie bei deiner Geburt. Vier Wochen später erfuhren wir, dass dein Vater bei einem Autounfall ums Leben gekommen war. Aber wen interessiert das schon.“
    Und nun erfuhr Shelley, dass ihr Vater gar nicht so früh verstorben war, sondern jahrelang verzweifelt nach ihr gesucht hatte.
    Was Charles Buccleugh ihr berichtete, erschütterte sie. Entgegen den Erzählungen ihrer Großmutter schien Shelleys Vater tatsächlich Arbeit gesucht und in London auch eine Stelle gefunden zu haben. Er hatte ihrer Mutter geschrieben, ihr die gute Nachricht mitgeteilt und sie zu sich holen wollen.
    Auf jener Fahrt nach Hause geschah der Unfall, der angeblich tödlich endete. Schwer verletzt kam Shelleys Vater in ein Krankenhaus, wo man nichts von seiner Familie wusste. Als er in der Lage war, sich verständlich zu machen, half man ihm, einen Brief an seine Frau zu schreiben. Die Antwort der Großmutter lautete, ihre Tochter und das Baby seien tot und sie wolle nie wieder etwas von ihm hören.
    In seiner Verzweiflung wanderte er nach Portugal aus und widmete sich ganz dem Malen. Die Entschädigungssumme, die er nach dem Unfall erhielt, ermöglichte ihm diesen Schritt.
    Jahre später heiratete er ein zweites Mal – eine Witwe mit zwei Kindern. Durch einen Zufall traf er später einen Bekannten aus seiner Heimatstadt, der an der Algarve Urlaub machte. Von ihm erfuhr er, dass er eine Tochter hatte. Doch inzwischen war die Großmutter verstorben, und Shelley hatte in verschiedenen Pflegefamilien gelebt, sodass es ihm nicht gelang, sie ausfindig zu machen.
    Charles Buccleugh setzte Shelley darüber in Kenntnis, dass ihr Vater vor Kurzem ebenfalls gestorben war. „Wir haben die Anzeige in die Zeitung gesetzt, um Sie zu finden, denn Sie sind erbberechtigt. Über die Einzelheiten ist allerdings nur der portugiesische Anwalt Ihres Vaters informiert. Unsere Aufgabe war lediglich, den Kontakt zu Ihnen herzustellen. Diesen Auftrag erteilte uns der Stiefsohn Ihres Vaters, Conde Jaime y Felipe des Hilvares.“
    Als sie den Titel vernahm, hob Shelley kurz die Augenbrauen, gestattete sich aber keine weitere Regung. Hinter der Fassade von Gelassenheit, die sie dem Anwalt präsentierte, rang sie mit einem Sturm von Empfindungen, ausgelöst von der Erkenntnis, dass ihre Großmutter ihr absichtlich die Wahrheit verschwiegen hatte.
    „All die vergeudeten Jahre …“
    Ohne es zu bemerken, hatte sie die Worte laut ausgesprochen, während sie den Wagen durch die nächste Ortschaft lenkte. Hier kam die Gabelung, auf die sie gewartet hatte. Eine Abzweigung führte in Windungen hinab zur rot leuchtenden Felsenküste und dem Meer, das sich glitzernd in der heißen Sonne ausbreitete. Die andere Straße ging in
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