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Heiratsantrag auf Portugiesisch

Heiratsantrag auf Portugiesisch

Titel: Heiratsantrag auf Portugiesisch
Autoren: Penny Jordan
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1. KAPITEL
    Nur noch fünfzig Kilometer bis zu ihrem Ziel. Shelley hatte sich bewusst Zeit gelassen für die lange Fahrt von London nach Portugal, doch nun war sie versucht, mehr aus ihrem alten Citroën herauszuholen, um der Ungewissheit möglichst schnell ein Ende zu bereiten. Doch sie verwarf den Gedanken wieder. Es war nicht ihre Art, vorwärtszupreschen.
    Gleichzeitig überkam sie eine tiefe Traurigkeit. Hätte sie die Reise doch nur ein halbes Jahr früher antreten können.
    Mit vierundzwanzig machte sie sich nicht mehr viele Illusionen über das Leben. Gleichwohl waren die Enthüllungen der letzten Tage ein Schock für sie gewesen, von dem sie sich noch immer nicht ganz erholt hatte.
    Es war gegen Mittag, und die hochstehende Sonne warf harte Schatten auf die staubige Straße, die durch eines der zahlreichen verschlafenen Dörfer führte. Shelley hatte schon öfter ihren Urlaub auf dem europäischen Festland verbracht, aber es war ihre erste Reise an die Algarve, und was sie sah, übertraf alle ihre Erwartungen. Hier im Landesinneren fernab der Küste schien die Zeit stehen geblieben zu sein. Sie war an Gehöften mit Weinbergen und Obstbäumen vorbeigekommen, die von runzligen Männern und schwarz gekleideten Frauen bewirtschaftet wurden, durch lichte Korkeichenwälder gefahren und hatte in kleinen Ortschaften Rast gemacht, bezaubert von der ausgesuchten Höflichkeit, mit der man ihr die einfachen, aber schmackhaften landestypischen Mahlzeiten servierte.
    Die Algarve war ein Landstrich, der vor sehr langer Zeit stark von den Mauren beeinflusst worden war. Das Land hatte abenteuerlustige Seefahrer hervorgebracht, die ein Weltreich errichteten.
    Sie ließ sich noch einmal alles durch den Kopf gehen, was sie über Portugal gelesen hatte, und das half tatsächlich, das nervöse Kribbeln in ihrem Bauch zu beruhigen. Sie und nervös? Shelley verzog das Gesicht, als sie daran dachte, was ihre Kollegen wohl dazu sagen würden.
    Sie wusste, dass sie im Allgemeinen als kühl und besonnen galt. Zu besonnen, fanden manche. An der Universität hatte sie des Öfteren von ihren Professoren zu hören bekommen, dass sie viel zu zurückhaltend sei. Und sie wusste, dass es stimmte. Nach dem Studium bewarb sie sich bei einem großen Unternehmen, da ihr die Anonymität dort zusagte.
    Sie stieg schnell auf und war nun Leiterin der Vertragsabteilung. Beruflich war sie viel auf Reisen, konnte sich aber nicht erinnern, jemals so aufgeregt gewesen zu sein wie auf dieser Fahrt nach Portugal. Natürlich war sie diesmal auch nicht geschäftlich unterwegs. Nein, es handelte sich um eine Reise in ihre eigene Vergangenheit, bei der sie ihre Angehörigen kennenlernen würde. Vor vier Wochen hatte sie nicht einmal gewusst, dass noch Verwandte von ihr lebten.
    Noch immer konnte Shelley es kaum fassen, dass der Zufall sie hierhergeführt hatte. Alles nur, weil sie eine Verabredung mit Warren Fielding ausgeschlagen hatte und stattdessen an einem Sonntag lieber in den Lesesaal des Museums gegangen war. Andernfalls hätte sie die Zeitungsannonce nicht gesehen und nie die Wahrheit erfahren.
    Es hatte immer wieder Männer gegeben, die sich für sie interessierten, auch wenn sie nicht verstand, warum. Da es ihr an Selbstvertrauen mangelte, fand sie sich nicht besonders attraktiv, obwohl sie recht groß war, schimmerndes rotbraunes Haar hatte und einen hellen, ebenmäßigen Teint. Beides verriet ihre keltische Abstammung. Ihre Augen waren mandelförmig und goldgrün, wobei je nach Stimmung mal die eine, mal die andere Farbe dominierte.
    Aufgewachsen ohne die Wärme und Zuneigung, die so wichtig für das Selbstbewusstsein sind, hatte sie sich nie bemüht, anderen zu gefallen. Kleidung und Make-up wählte sie nach ihrem eigenen Geschmack aus, und ihr kühles Auftreten war nicht dazu angetan, ihren Mitmenschen zu schmeicheln oder sie für sich einzunehmen.
    Gleichwohl fühlten sich immer wieder Männer von ihr angezogen. Warren Fielding war der hartnäckigste ihrer Verehrer. Ein Kollege aus den Staaten, der es nie versäumte, sich bei ihr zu melden, wenn er in London war. Shelley war auf diese Verabredungen nicht erpicht.
    Ihr kleiner Freundeskreis bestand aus einigen Studienkolleginnen aus ihrer Zeit in Oxford. Die meisten davon waren inzwischen verheiratet oder arbeiteten im Ausland. Daher ging Shelley am Wochenende gern in den Lesesaal des Museums.
    Sie konnte sich nicht mehr daran erinnern, warum sie ausgerechnet den Anzeigenteil der Zeitung
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