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Heiratsantrag auf Portugiesisch

Heiratsantrag auf Portugiesisch

Titel: Heiratsantrag auf Portugiesisch
Autoren: Penny Jordan
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Haus an der Küste.“
    Shelley runzelte die Stirn. Warum klang seine Stimme so angespannt? „Mein Vater hatte ein eigenes Haus?“
    „Mir ist klar, dass Sie so schnell wie möglich Einblick in die Vermögensverhältnisse Ihres Vaters erhalten wollen, Miss Howard“, unterbrach Jaime sie abrupt und zeigte durch die Verwendung ihres Nachnamens, dass er sie auf Distanz halten wollte, obgleich er ihr seinen Vornamen angeboten hatte. „Darüber unterhalten Sie sich am besten mit dem Anwalt aus Lissabon. Ich habe veranlasst, dass er morgen hierherkommt und mit Ihnen das Testament Ihres Vaters bespricht. Wenn Sie mich jetzt entschuldigen. Ich werde eine der Hausangestellten bitten, Ihnen Ihr Zimmer zu zeigen. Sie wird Ihnen auch einige Erfrischungen bringen. Das Abendessen nehmen wir um acht Uhr ein.“
    Ungläubig sah Shelley, wie er sich von ihr abwandte und sie allem Anschein nach einfach stehen lassen wollte. Der Zorn gewann die Oberhand über ihre Zurückhaltung.
    „Ihre Mutter und Ihre Schwester …“
    „Sie sind einkaufen, kommen aber rechtzeitig zum Abendessen zurück.“
    Er sah ihren Gesichtsausdruck und lächelte sarkastisch. „Was ist? Sie haben doch sicher nicht erwartet, mit offenen Armen empfangen zu werden? Ich muss sagen, ich bewundere Ihren Mut, Miss Howard. Es gehört einiges dazu, die Familie des Vaters erst dann aufzusuchen, wenn etwas dabei herausspringt. So lange hat er sich bemüht, Sie zu finden … sein Kummer …“ Er schluckte, und Shelley begriff mit einem Mal, was ihr Stiefbruder ihr unterstellte. Erneut bemerkte sie, dass er sein Temperament nur mit Mühe zügelte. „Nein, Sie sind hier nicht willkommen“, fuhr er fort.
    „Aber ich bin es Ihrem Vater, den ich sehr geliebt habe, schuldig, dafür zu sorgen, dass sein Letzter Wille geachtet wird. Meine Mutter ist nicht hier, um Sie zu begrüßen, weil sie immer noch zu tief trauert. Ihr Vater hat ihr alles bedeutet. Warum sind nicht früher gekommen, als er noch lebte? Oder ist es nur das Geld, das sie hierherzieht?“
    Scharf stieß er die Frage hervor, und sie war zu schockiert, um sofort zu antworten. Dann wandte er sich abrupt ab und verließ den Raum.
    Zitternd stand Shelley im Halbdunkel. Nun kannte sie die Ursache für seine Verachtung. Sie hätte alles dafür gegeben, sofort wieder abreisen zu können und nie mehr zurückzukehren. Aber sie schuldete es ihrem Vater, nicht davonzulaufen. Aus der Sicht ihres Stiefbruders waren die Vorwürfe sogar verständlich. Doch warum macht er sich nicht die Mühe, mich kennenzulernen, bevor er mich verurteilt?
    Sie war nach Portugal gekommen, um mehr über ihren Vater zu erfahren. Und sie würde sich nicht von diesem eingebildeten, hochnäsigen Kerl davon abbringen lassen. In Kürze würde sie Gelegenheit bekommen, ihm und seiner Familie zu erklären, dass sie nicht aus Habgier hier war.
    Erschrocken zuckte Shelley zusammen. Sie hatte nicht gehört, dass eine junge Frau in den Flur getreten war. „Ich bin Luisa“, sagte die Bedienstete mit einem entzückenden Akzent. „Ich zeige Ihnen Ihr Zimmer, sim … ja? „Ja, bitte.“

2. KAPITEL
    Shelley hatte keineswegs vorgehabt, das Abendessen zu boykottieren. Sie hatte sich nur kurz ausruhen wollen und war dann in einen langen, unruhigen Schlaf gefallen. Als sie schließlich erwachte, war es bereits nach zehn Uhr. Mit der Erinnerung an den bisherigen Tagesverlauf überkam sie eine lähmende Niedergeschlagenheit.
    Voller Erwartungen und romantischer Vorstellungen hatte sie sich auf den Weg nach Portugal gemacht. Nun wurde ihr klar, wie naiv sie gewesen war. Wenn sie geglaubt hatte, herzliche Aufnahme in einer Großfamilie zu finden, so war sie nun eines Besseren belehrt worden.
    Ihr ganzes Leben hatte sie sich gewünscht, eine Familie zu haben. Nun wusste sie, dass sich ihr Wunsch nicht erfüllen würde. Selbst wenn sie das Missverständnis über den Grund ihres Besuchs aufklären konnte, so gebot ihr doch der Stolz, abzureisen.
    Auch entsprach Jaime überhaupt nicht ihren Vorstellungen von einem Stiefbruder. Sie konnte sich unmöglich ein geschwisterliches Verhältnis zu ihm vorstellen. Dazu war sie sich seiner sexuellen Ausstrahlung, von der sie sich magnetisch angezogen fühlte, viel zu stark bewusst. Unversehens tauchte in ihrer Erinnerung der verächtliche Blick auf, den er ihr zugeworfen hatte, und ein Schauer überlief sie.
    Vor dem offenen Fenster zirpten die Grillen, und die Vorhänge bauschten sich in der warmen Abendluft. Alles
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