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Short Stories - Sammelband 5-faches Lesevergnuegen

Short Stories - Sammelband 5-faches Lesevergnuegen

Titel: Short Stories - Sammelband 5-faches Lesevergnuegen
Autoren: Baerbel Muschiol
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1. Kapitel
     

    Grau und nebelig hängen dicke Schwaden feuchter Luft vor meinem Küchenfenster. In einen warmen Pyjama gehüllt, genieße ich eine heiße Tasse meines Lieblingstees.
    Das Ticken der Küchenuhr verdeutlicht mir, wie lange ich jetzt schon vor diesem Stapel Papiere sitze: meinen Scheidungsunterlagen.
    Der schwarze Kugelschreiber zwischen meinen Fingern fühlt sich schwer und bleiern an. Sechs lange Jahre waren mein Mann Dominik und ich nun verheiratet.
    Und auch wenn es nicht mehr so leidenschaftlich und prickelnd wie am Anfang unserer Ehe war, hatte es für mich doch nie einen Grund für eine Trennung gegeben.
    Zumindest nicht bis vor knapp zwölf Monaten. Der rote Spitzentanga in der Hosentasche meines Mannes wäre prinzipiell nicht so schlimm gewesen, wäre es nur der Meinige gewesen.
    Wir hatten uns noch nicht ganz in unserer Doppelhaushälfte eingelebt, da kam der große Knall. In meinen Zukunftsplänen hatte alles so perfekt ausgesehen: Häuschen, Kätzchen und ein Kind, alles war durchdacht. Das ausgebaute Obergeschoss hatte sich perfekt dafür angeboten, mein Büro zu sein. Als selbstständige Grafikdesignerin wäre für mich der Drahtseilakt zwischen Beruf und Kindererziehung machbar gewesen, die beiden berühmten Ks – Kinder und Karriere – hätte ich schon unter einen Hut gebracht. Doch nun sitze ich hier vor der unausweichlichen Unterschrift, meiner letzten Handlung als verheiratete Frau.
    Mit Schwung landet das Anna Weber auf der dafür vorgesehenen Zeile. Es ist vollbracht, schlagartig fühlt sich der Stift nicht mehr an wie Blei, sondern leicht wie eine Feder. Merkwürdig, vor dem Standesbeamten am Tag meiner Hochzeit, war es genau andersherum gewesen. Erst war der Stift eine Feder, und kaum musste ich die Papiere unterschreiben, war er wie Blei.
    Allein diese Tatsache hätte mir damals schon zudenken geben sollen.
     

    Das Zuschlagen einer Autotür reißt mich aus meinen mühseligen Gedanken, ein dunkler Jeep parkt direkt neben meinem Gartenzaun.
    Seitdem auf der anderen Seite der Doppelhaushälfte der neue Besitzer eingezogen ist, den ich noch nie zu Gesicht bekommen habe, fahren zur spätesten Stunde die dunkelsten Gestalten vor. Der Gedanke an einen Puff oder eine illegale Spielhöhle drängt sich mir auf, doch zumindest für Ersteres benötigt man doch Frauen, und davon habe ich bisher noch keine gesehen. Vielleicht ein Swinger Klub für Schwule? Oder Mafiabosse?
    Auch wenn ich mir ziemlich sicher bin, dass ich noch nie einen dieser Bosse gesehen habe, genau so stelle ich mir sie vor: maskulin und groß gebaut, mit Stil und einer autoritären, gefährlichen Aura.
    Immerhin, Versicherungsvertreter kenne ich ziemlich viele, somit kann ich die mit ziemlicher Sicherheit ausschließen.
    Den Kopf schüttelnd stehe ich auf, knipse die Lichter aus und gehe in mein Bett. Eines muss ich zugeben, was auch immer auf der anderen Seite meiner Schlafzimmerwand getrieben wird, es ist glücklicherweise leise.
     

2. Kapitel
     

    4 Monate später
    Mein Exmann war der Meinung, dass die Knie immer verdeckt sein müssen, und auch wenn ich seine Ansichten immer ziemlich spießig gefunden hatte, heute Nacht halte ich mich an seinen Rat. Die halterlosen Strümpfe, die sich perfekt an meine Beine schmiegen, verschwinden im roten Lack der Overknee-Stiefel, die herrlich nuttig wirken. Weder brav noch sittsam, jedoch mit bedeckten Knien, allerdings nicht von meinem Rock, denn der endet der nur ein paar Zentimeter unter meinem Hintern. Der kurze Mini, den ich trage, harmoniert perfekt mit meiner schwarzen Korsage. Alles in allem bin ich mehr als zufrieden mit meinem Erscheinungsbild. Single und wild entschlossen, die Welt zu erobern, war ich gestern extra noch beim Friseur. Aus meinen blonden Haaren wurde eine mitternachtsschwarze Mähne. Die Veränderung ist unglaublich, helle Haut und grüne Augen, ein bisschen komme ich mir vor wie Rotkäppchen, nur suche ich den Wolf. Ich wünsche ihn mir herbei, meine größte Sehnsucht ist es, verschlungen zu werden. Aus meiner Hochsteckfrisur lösen sich vereinzelt Strähnen, die locker meinen Hals umspielen, Smokey Eyes und purpurner Lippenstift sollen mir helfen, meinen bösen Wolf anzulocken.
    Aufgeregt sitze ich in der Küche. Durch meine Arbeit lerne ich viele interessante Menschen kennen, so wie den Gastgeber der heutigen Party. Das Designen der Einladungskarten für die heutige Nacht war einer meiner Aufträge.
    Nachdem ich ihn zu seiner Zufriedenheit
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