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Heiratsantrag auf Portugiesisch

Heiratsantrag auf Portugiesisch

Titel: Heiratsantrag auf Portugiesisch
Autoren: Penny Jordan
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erinnerte sie daran, dass sie sich in einem fremden Land befand. Inzwischen war sie durstig geworden und viel zu wach, um wieder einzuschlafen. Ihre Koffer standen ordentlich aufgereiht auf einer langen, niedrigen Truhe. Anscheinend hatte jemand sie ausgepackt, während sie schlief. Sie ging zum Kleiderschrank, öffnete ihn und nahm ein figurnah geschnittenes Baumwollkleid heraus.
    Ohne Schwierigkeiten fand sie den Weg über das Treppenhaus zurück in die Eingangshalle. Ratlos überlegte sie, wo die Küche sein mochte. Beim Aufwachen hatte sie bereits Durst verspürt, inzwischen war ihre Kehle rau und trocken.
    Lange hatte sie sich nicht mehr so unsicher und verletzlich gefühlt. Während der vielen Jahre, die sie bei verschiedenen Pflegefamilien verbracht hatte, war es ihr zur zweiten Natur geworden, einen Schutzwall gegen unbeabsichtigte Kränkungen aufzubauen. So leicht lasse ich mich nicht unterkriegen, dachte sie. Gleichwohl war sie in diesem Moment den Tränen nah.
    Das Geräusch einer Tür, die laut geöffnet wurde, ließ sie erschreckt zusammenfahren. Ihr Gesicht nahm einen abweisenden Ausdruck an, als sie ihren Gastgeber auf sich zukommen sah.
    „Haben Sie sich doch noch entschlossen, uns mit ihrer Anwesenheit zu beehren? Schade, dass Sie nicht zum Abendessen erschienen sind.“
    Die Verachtung in seiner Stimme ließ sie ihren Vorsatz vergessen, sich nicht von ihm provozieren zu lassen. Mit einer Direktheit, über die sie selbst erschrak, erwiderte sie: „Und warum sollte ich? Sie wissen doch so genau, warum ich hier bin. Das haben Sie mir schließlich sofort nach meiner Ankunft mitgeteilt. Unter diesen Umständen können wir auf ein gemeinsames Abendessen mit Small Talk sicher verzichten.“
    Sie sah, dass sie einen wunden Punkt getroffen hatte. Röte stieg ihm ins Gesicht, vermutlich eher aus Zorn als Verlegenheit, und seine Augen glühten vor unterdrückter Wut. Vermutlich hat der Seitenhieb über den Empfang, den er mir bereitet hat, gesessen.
    Von ihrem Erfolg ermutigt, fuhr sie mit sanfter Stimme fort: „Sie sind ein sehr kluger Mann, wenn Sie meine Motive so genau analysieren können, ohne mich näher kennengelernt zu haben.“
    Er hatte sich nun wieder unter Kontrolle und antwortete mit schneidender Stimme: „Sie überschätzen mich leider. In diesem Fall braucht es keine besondere Intelligenz, die Fakten sind so eindeutig: eine Tochter, die sich weigert, Ihren Vater zu besuchen, und sich erst blicken lässt, wenn er tot ist und sie erbt. Nicht einmal dann wären Sie persönlich gekommen, wenn ich nicht darauf bestanden hätte. Warum haben Sie nie versucht, ihren Vater zu finden? Ich kann noch verstehen, dass der Einfluss Ihrer Großmutter sehr groß war. Aufgrund der Nachforschungen der Anwälte habe ich allerdings erfahren, dass Sie vierzehn waren, als sie verstarb. Wollten Sie Ihren Vater nicht kennenlernen? Hatten Sie nie Sehnsucht nach ihm?“
    Ihr Herz klopfte so heftig, dass sie kaum noch Luft bekam. Es war offensichtlich, dass Jaime die Wahrheit nicht kannte. Er wusste nicht, dass ihre Großmutter sie in dem Glauben großgezogen hatte, dass ihr Vater tot sei. Der Stolz, mit dem sie so viele Situationen in ihrer Kindheit ertragen hatte, ließ es auch jetzt nicht zu, dass sie diesen Mann um Verständnis oder Mitgefühl bat.
    So sagte sie nur: „Sollte ich denn?“
    Die Verachtung in seinem Gesicht stachelte ihren Zorn weiter an, und sie fuhr fort: „Und mit welchem Recht verurteilen Sie mich? Sie wissen gar nichts, weder über mich noch über den Grund, warum ich hier bin. In Ihrer Arroganz fällen Sie ein Urteil, ohne sich auch nur die Mühe zu machen, die Wahrheit herauszufinden.“ Ihre Augen blitzten dunkel in ihrem fast weißen Gesicht. Der Wutausbruch hatte sie ihrer letzten Reserven beraubt. Zitternd erkannte sie, dass sie diesem Mann weder körperlich noch nervlich gewachsen war.
    „Ich bleibe keine Minute länger hier!“ Ihre Stimme war lauter geworden, und sie spürte, dass sie nicht mehr lange durchhalten würde. „Ich reise auf der Stelle ab.“
    Abrupt drehte sie sich um, der Durst war vergessen, der Wunsch, diesen Ort unverzüglich zu verlassen, war übermächtig geworden. Doch ein fester Griff verhinderte ihre Flucht.
    „Bleiben Sie stehen!“
    Ein Ruck fuhr durch ihren Körper, und sie drehte sich voller Verachtung zu Jaime um, als plötzlich die Tür hinter ihm aufging und eine Frau erschien.
    „Jaime, was ist los?“
    Sie sprach englisch, aber Shelley hätte auch so
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