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Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers

Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers

Titel: Die Terranauten 017 - Die Piraten des Scharlachmeers
Autoren: Conrad C. Steiner
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Die zweite Nacht neigte sich dem Ende zu, als der Heißluftballon die letzten Ausläufer der gefürchteten Nördlichen Bergkette erreichte, überflog und an einem Strom entlangschwebte, dessen Namen keinem der sich in der Gondel aufhaltenden fünf Passagiere bekannt war. Längst lag die Nebelzone hinter ihnen. Die Luft war kühl und klar, und das sich unter ihnen ausbreitende Land zeigte sich in ockerfarbener Pracht. Man konnte Tulpenwälder sehen und Flechtenkolonien. Hier und da leuchteten grüne Oasen zu ihnen hinauf.
    Der Himmel des Planeten Rorqual war im Gegensatz zu dem der Erde nicht blau, sondern rot. Kleine, violette Wölkchen schwebten an ihm dahin und bedeckte dann und wann die Gesichter der fünf Gestrandeten mit einem dunklen Schatten. Die Sonne, ein purpurner, seltsam pulsierender Stern, die diese phantastische Welt tagsüber mit ihrem Licht überschüttete, besaß weder einen Namen, noch war ihre Existenz auf anderen Welten bekannt. Noch immer wußte man an Bord des Heißluftballons nicht genau, ob sie sich im Normaluniversum oder in jener anderen Dimension, die man als Weltraum II kannte, lag.
    David terGordens Theorie, man habe nach der Flucht von Zoe den Weltraum II noch gar nicht verlassen, war zwar noch unbewiesen, aber dadurch nicht aus der Welt geschafft. Daß keiner der Treiber, die das sternenlose, unbeschreibliche Nichts des zweiten Raumes bisher durchflogen hatten von der Existenz dieses Systems wußte, bedeutete nicht, daß man seine Existenz in Frage stellte. Tatsache war, daß man von Rorqual aus keinen Fixstern außer der Sonne dieses Planeten und der rätselhaften, schwarzen Sonne, die Rorqual die Nacht brachte, ausmachen konnte.
    Die Nächte auf Rorqual waren finster wie im Inneren eines Kohlensackes. Der Planet besaß keinen Mond; seine Flüsse, Seen und Ozeane enthielten kein Wasser, sondern eine gasähnliche, rötliche Substanz, auf deren Oberfläche ausgedehnte Nebelwolken schwebten. Dennoch konnte man in den Seen und Flüssen »schwimmen«. Das Gas war atembar. Wer von einem Segelschiff aus über Bord fiel, konnte – vorausgesetzt er war sich darüber im klaren, welche Richtung er einschlagen mußte – ohne weiteres den nächsten Festlandssockel zu Fuß erreichen.
    Allerdings waren die rorqualanischen »Gewässer« von geisterhaften Lebewesen bevölkert: als David einen Tauchversuch unternommen hatte, um nach dem versenkten Beiboot Asen-Gers Ausschau zu halten, hatte er herausgefunden, daß es in der Tiefe des als Scharlachmeer bekannten Binnensees nur so von Leben wimmelte. Viele der Geschöpfe, die ihm dort unten begegnet waren, hatten Ähnlichkeit mit irdischen Fischen gehabt, aber der größte Teil dieser Kreaturen ähnelten Rochen. Es gab sogar eine Spezies, die zylinderförmig war und an irdische Wale erinnerte. Richtiges Wasser war kostbar auf Rorqual, denn es ließ sich nur aus wenigen, zumeist unterirdischen Quellen schöpfen.
    Die Frauen schliefen noch, als Claude Farrell sich aus seinen Decken schälte und sich zu David gesellte, der an der Gondelreling stand und in die Tiefe starrte. Der Boden schien jetzt nicht mehr als dreihundert Meter von ihnen entfernt zu sein, was Davids Vermutung bestätigte: Die Schergen des Herrschers von Devonary hatten mit ihrer Armbrustsalve nicht nur Justin O’Broin, den Konstrukteur des Heißluftballons getroffen, sondern auch dessen Werk. Irgendwo, an einem Platz, den sie von der Gondel aus nicht erreichen konnten, strömte heiße Luft aus. Der Ballon wurde schlaffer und schlaffer. Möglicherweise hatte die ausströmende Luft den Riß noch vergrößert.
    »Wir werden bald unten sein«, sagte David terGorden und deutete mit einer kurzen Kopfbewegung zum Ballon hinauf. »Glaubst du, daß wir in dieser Gegend weiterkommen?«
    Farrell zuckte die Achseln. Er war übermüdet und wirkte blaß. Vor ihrer Flucht von der Insel Devonary hatte er mehrere Tage in einem finsteren und feuchten Verlies zugebracht.
    »Dieser Strom«, meinte er und zog die Decke enger um seine Schultern, »führt auf jeden Fall nach Norden. Falsch können wir hier nicht sein.«
    »Das kommt darauf an, wer in diesem Gebiet lebt.«
    »Mit diesem ganzen Planeten stimmt etwas nicht«, murmelte David düster.
    »Das kann man wohl sagen«, knurrte Farrell. »Diese halbzivilisierte Welt ist eine Pest, wenn man keine Zeit hat die Vorzüge des Feudallebens zu genießen.«
    Der blonde Terranautenführer runzelte die Stirn. »Ich dachte weniger an die Menschen hier als an den
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