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Damon Knights Collection 8

Damon Knights Collection 8

Titel: Damon Knights Collection 8
Autoren: Damon Knight
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Gene Wolfe
Das Haus auf dem Baum
     
    Es war der Tag, nachdem der Gouverneur die Nationalgarde angefordert hatte, aber Morris dachte sich nichts dabei; es war der Morgen nach der zweiten Nacht, die Paul auf dem Baum verbracht hatte, und Morris putzte sich die Zähne mit Scotch, nachdem er einen Blick in Pauls Schlafzimmer geworfen und das unberührte Bett gesehen hatte. Und es war heiß; wenn auch nicht im Haus, das eine Klimaanlage hatte. Sheila schlief noch, lag ausgestreckt wie ein Mann auf dem Einzelbett gegenüber dem seinigen. Er störte sie nicht, füllte sein Glas wieder mit Scotch und trug es hinaus auf die Veranda an der Seite des Hauses. Die Sonne war gerade aufgegangen, aber die Metallmöbel waren schon etwas warm. Es würde ein heißer Tag werden, eine sengende Hitze. Er hörte das Schnipp-schnapp von Russels Schere auf der anderen Seite der Hecke und bereitete sich auf die unvermeidliche Bemerkung vor.
    „Es wird ein heißer Tag werden, nicht wahr?“ Er steckte den Kopf über die Hecke. Morris nickte, in der Hoffnung, daß, wenn er nicht spräche, Russel bleiben würde, wo er war. Die Hoffnung war vergebens. Er konnte Russel die Türe öffnen hören, obwohl er absichtlich nicht hinschaute.
    „Heißer als der Vorhof der Hölle“, sagte Russel und setzte sich. „Mach den Garten beizeiten, das hab’ ich mir gesagt, mach ihn zeitig, solange es noch kühl ist. Und schauen Sie mich an. Ich schwitze bereits. Haben Sie gehört, was sie in der letzten Nacht gemacht haben? Sie haben einen Bullen totgeschlagen, mit Baseball- und Poloschlägern aus einem Geschäft.“
    Morris sagte nichts und schaute zu Pauls Haus im Baum hinüber. Er war auf der anderen Seite des Gartens, aber so hoch, daß man es über das Dach hinweg sehen konnte.
    „Haben ihn totgeschlagen, direkt auf der Straße.“
    „Ich schätze, daß manche von ihnen es verdienen“, sagte Morris mißmutig.
    „Sicherlich, aber sie haben es gemacht. Das ist es, was mich … Sie fangen früh an mit dem Trinken, wie?“ Russel war groß und schlank, mit langem Hals und einem hervorstehenden Adamsapfel; Morris, kurz und dickbäuchig, beneidete ihn um seine schlanke Linie.
    „Stimmt wohl“, sagte er, „möchten Sie einen?“
    „Na ja, weil Samstag ist …“
    Es war kühl im Haus, viel kühler als auf der Veranda, aber die Luft war abgestanden. Er goß den billigsten Gäste-Whisky in ein Glas und gab noch einen Schuß aus dem Siphon hinzu.
    „Ist das Ihr Junge, der Paul?“ Als er wieder herauskam, schaute Russel zu dem Haus auf dem Baum, wie kurz zuvor er selber. Morris nickte.
    „Hat er es allein gebaut, ja? Ich erinnere mich, ihn gesehen zu haben, wie er mit Brettern oder so was hinaufkletterte und sein kleines Radio ihm Gesellschaft leistete.“ Er griff zum Drink. „Haben Sie was dagegen, wenn ich mal ’rumgehe und es mir anschaue?“
    Widerwillig folgte ihm Morris, stieg über die Beete von flammend-roten, geruchlosen Florabundas, die Sheila so liebte. Der Baum auf der anderen Seite des Hauses warf zuviel Schatten für Rosen. Es wuchs nur ein wenig Gras darunter. Steine lagen noch dort, die Paul verloren hatte.
    Russel pfiff vor sich hin. „Ganz schön hoch, nicht wahr? Mindestens fünfzehn Meter, nicht wahr? Warum haben Sie es ihn so hoch bauen lassen?“
    „Sheila möchte in die natürlichen Neigungen des Jungen nicht dreinreden.“ Es hörte sich dumm an, als Morris das sagte, und aus Verlegenheit nahm er einen Schluck Whisky. Russel schüttelte den Kopf. „Wenn er da herunterfällt, bricht er sich den Hals.“
    „Paul ist ein guter Kletterer“, sagte Morris.
    „Da hat er aber zu tun gehabt, bis er damit fertig war.“ Russel schaute immer noch nach oben, sich nach hinten beugend. Morris wünschte sich, daß sie umkehrten.
    „Es hat fast zwei Wochen gedauert“, sagte Morris.
    „Das Holz für sein Hausprojekt hat er geklaut, nicht wahr?“
    „Ich habe ihm etwas gekauft.“ Eine Sekunde lang hatte Morris den braunen Schopf von Paul in einem der Fenster gesehen. Er fragte sich, ob Russel ihn gesehen hatte.
    „Aber das meiste hat er geklaut. Zwei mal vier und vier mal vier; sieht solide aus.“
    „Ich denke schon.“ Bevor er es verhindern konnte, fügte er hinzu: „Er hat eimerweise Steine hinaufgeschleppt.“
    „Steine?“ Russel schaute ihn an, erschrocken.
    „Steine so groß wie Tennisbälle. Paul hat eine Art Aufzug gebaut und hievte sie hoch. Er muß acht oder zehn Eimer voll haben.“
    „Wozu braucht er sie
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