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Heimat Mars: Roman (German Edition)

Heimat Mars: Roman (German Edition)

Titel: Heimat Mars: Roman (German Edition)
Autoren: Greg Bear
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Ausrüstungen und acht oder zehn mit Schäden. Zwei davon kann ich noch reparieren. Der Rest ist Schrott.«
    »Ich könnte bestimmt einige mehr reparieren, wenn er mich nur machen ließe«, flüsterte Charles mir zu.
    »Gretyl und ich werden die Ausrüstungen nehmen, mit denen es Probleme geben könnte«, kündigte Sean an. Angesichts solch selbstlosen Muts schlug mein Herz schneller. »Aber das bedeutet auch, dass die meisten von uns hierbleiben müssen. Wir losen aus, wer mitkommt.«
    »Und was machen wir, wenn die bewaffnet sind?«, fragte eine junge Frau aufgeregt.
    Sean lächelte. »Wenn die da oben rote Karnickel abschießen, dann kommt unsere Sache mit raketenartiger Geschwindigkeit voran«, sagte er. Das war deutlich genug. Wenn Marsianer auf Marsianer schossen, dann würden die Zentralisten sich damit auch selbst zum Abschuss freigeben, und wir würden triumphieren. Natürlich hatte Sean recht. Bis zum Abend würden die Nachrichten schon die Runde durch den Dreierbund gemacht haben, wahrscheinlich sogar bis zu den planetaren Außenstationen vorgedrungen sein.
    Was Sean sagte, klang so, als halte er Märtyrertum im Fall des Falles für recht nützlich. Ich blickte die jungen Gesichter ringsum an, sah in acht, neun, zehn Gesichter von Gleichaltrigen – nach irdischer Zeitrechnung alle um die neunzehn Jahre alt. Und dann sah ich Sean ins Gesicht, der mit seinen zwölf Marsjahren so alt und erfahren wirkte. Schweigend streckte die ganze Gruppe mit weit gespreizten Fingern die Hände empor: Es war das alte Zeichen der Unabhängigkeitsbewegung auf dem Mond. Das Zeichen stand für die Freiheit menschlicher Betätigung und für die Freiheit der Ideen, es stand für Toleranz und den Kampf gegen jede Unterdrückung, es symbolisierte ineinander greifende Hände anstelle geballter Fäuste.
    Aber als Sean seine Hand wieder senkte, ballte sie sich ganz automatisch zur Faust. In diesem Moment erkannte ich, wie ernst es ihm war und auf was ich mich einließ.
    Eine Stunde nach Zählung der Masken machten wir uns an das Auslosen. Jeder von uns zog einen Faden aus einem alten ausgefransten Stück optischer Fasern. Es waren sechsundzwanzig lange darunter. Genau wie Charles erwischte ich einen langen Faden. Diane zog einen kurzen und war furchtbar enttäuscht. Man teilte uns Masken zu. Wir stellten unsere persönlichen Empfänger auf den Koms so ein, dass sie Signale von Seans und Gretyls codierten Sendern entschlüsseln konnten.
    Wieder und wieder hatten wir den Plan durchgesprochen. Zwanzig von uns würden direkt oberhalb der Tunnel, die zur Uni führten, die Strecke an der Oberfläche zurücklegen. Ich gehörte zu dieser Gruppe.
    Etwa fünf Kilometer von unseren unterirdischen Kuppeln entfernt standen Universitätsgebäude an der Oberfläche. Die übrigen Studenten – zwei von Sean angeführte Vierergruppen, zu denen auch Charles gehörte – würden zu den Schlüsselpositionen ausrücken. Dort würden sie warten, bis Gretyl das Zeichen gab, dass wir bis zu den Verwaltungsgebäuden vorgedrungen waren. Gretyl führte unsere zwanzigköpfige Gruppe an.
    Falls wir auf Widerstand trafen und daran gehindert wurden, unsere Forderungen Connor persönlich vorzutragen, würden Seans Gruppen eingreifen. Als erstes würden sie ein illegales Signal aussenden und damit SATKOM, die Satellitenkommunikation in Marsynch, in Beschlag nehmen. Andere Signale würden gar nicht mehr durchdringen. Auf diese Weise würden sie alle Kanäle zu der Meldung zwingen, dass die relegierten Studenten der Mars-Universität Sinai für die Einhaltung des Bildungsvertrages kämpften. Selbst während des zentralistischen Experiments hatte die Einhaltung von Verträgen als grundlegend gegolten. Verträge waren sakrosankt, schließlich hingen alle Familien davon ab.
    Woher Sean das Know-how und die Ausrüstung hatte, mit einem Störsignal SATKOM lahmzulegen, wollte er nicht verraten. Er gab mir immer neue Rätsel auf, das machte ihn noch anziehender.
    Sean selbst würde mit einer Vierergruppe zu den Bahngleisen am Knotenpunkt der Uni vordringen. Dort würden sie einige der speziell für die Magnetbahn gefertigten Schienen in die Luft jagen. Bis ein Reparaturwagen kam und neue Schienen installiert hatte, würden mehrere Stunden vergehen. Bis dahin würde kein Zug in die Station einfahren können, somit war die Uni von der Außenwelt abgeschnitten.
    Gleichzeitig würde die zweite Vierergruppe, der Charles zugeteilt war, bestimmte Versiegelungen aufbrechen und
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